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Ein Rädchen greift ins andere. Die deutschen Sprinterinnen holten Bronze in Berlin.

© AFP

Bahnrad-WM in Berlin: Die Frauen feiern, die Männer sind frustriert

erDer Bahnrad-Vierer der Frauen holt die zweite Medaille für das deutsche Team. Der frühere Weltmeister Levy dagegen ist untröstlich.

Der Donnerstagabend hatte für die deutschen Frauen in der Mannschaftsverfolgung schon sehr vielversprechend begonnen. In der ersten Runde verbesserten sie den erst wenige Monate alten deutschen Rekord um mehr als drei Sekunden auf 4:11,039 Minuten. Es war die beste Zeit dieser Runde bei der Bahnrad-WM.

Damit wäre sogar der Finaleinzug möglich gewesen. Doch da die Deutschen in der Qualifikation am Mittwoch nur die siebtschnellste Zeit im Velodrom erreicht hatten, war dies von vornherein ausgeschlossen. Aber es reichte zum Einzug ins Rennen um Bronze. Dort trafen Franziska Brauße, Lisa Brennauer, Lisa Klein und Gudrun Stock auf Kanada. Lange Zeit lag das deutsche Quartett zurück, kam nicht viel näher als auf eine knappe dreiviertel Sekunde ran.

Dann fiel der kanadische Vierer auseinander. Erst auf drei Fahrerinnen, dann auf zwei. Das war die Entscheidung. Deutschland holte auf dem letzten Kilometer in Windeseile den Rückstand auf und setzte sich anschließend auf über acht Sekunden ab. Gold ging anschließend an die USA, Silber an Großbritannien.

„Es war unser ganz großes Ziel, hier ins kleine Finale zu kommen. Dass es so klappt nach dem ersten Tag, wo ein bisschen der Wurm drin war, ist Wahnsinn“, sagte Brennauer. „Es war ein perfekter Tag. Ich bin richtig stolz auf uns.“

So nahm der Tag für die deutsche Mannschaft ein erfreuliches Ende, nachdem er mit einer Enttäuschung begonnen hatte. Zwei Millimeter hatten gefehlt. So die Einschätzung von Maximilian Levy. Auf jeden Fall war es äußerst knapp. Diese wenigen Millimeter, in Zahlen neun Tausendstelsekunden, entschieden darüber, wer sich als zweiter Fahrer direkt für das Keirin-Halbfinale qualifizierte – und wer bei der Bahnrad-WM in den Hoffnungslauf musste. Levy hatte als Drittplatzierter das Nachsehen.

Anstatt direkt das Halbfinale zu erreichen und sich das Geschehen erst einmal entspannt ansehen zu können, musste Levy eine gute Stunde später die Zusatzschicht einlegen. Plötzlich war der Druck riesig. Auf Umwegen weiterkommen oder alles vorbei? Letzteres. Levy belegte in seinem Lauf den letzten Platz. Stefan Bötticher fuhr dagegen über den Hoffnungslauf bis ins Finale. Dort belegte er beim Sieg des Niederländers Harrie Lavreysen vor 3000 Zuschauern den fünften Platz.

Riesiger Frust bei Levy

Der Frust war riesengroß bei Levy, dem Keirin-Weltmeister von 2009, der mit großen Hoffnungen in die Weltmeisterschaft in seiner Geburtsstadt gestartet war. Eine Medaille sollte es werden. Stattdessen war die Sache für den Cottbuser durch, bevor die heiße Phase überhaupt begonnen hatte. „Das ist extrem bitter. Ich war selten so gut drauf wie jetzt“, sagte der 32-Jährige, „und dann gehe ich hier komplett baden.“

Es war ein „brutales Niveau, die Läufe waren superhart“, wie er danach sagte. Was auch dadurch kommt, dass der Sprint derzeit von den Niederländern dominiert wird. Viele gute Sprinter anderer Nationen suchen daher ihr Bahn-Glück im Keirin. Die Mehrfachbelastung, tags zuvor waren die Deutschen mit dem Team Sechster geworden und hatten damit die Olympiaqualifikation geschafft, wollte Levy nicht als Erklärung oder gar Ausrede gelten lassen: „Ich bin es gewohnt, an mehreren Tagen hintereinander zu fahren.“

Nach dem frühen Aus blieb ihm nur das trockene Fazit: „Das ist eben Keirin. Ich lasse mich nicht unterkriegen.“ Das nächste große Ziel hat er schließlich bereits vor Augen: die Olympischen Spiele in Tokio im Sommer. Gänzlich anders ist die Gefühlslage bei den deutschen Sprinterinnen. Am Mittwochabend hatten Emma Hinze und Pauline Grabosch überraschend im Finale Australien besiegt und dadurch Gold im Team geholt.

Am Tag danach ging es gleich perfekt weiter. Hinze legte in der Qualifikation die beste Zeit hin, direkt gefolgt von Lea Sophie Friedrich. Die 22-Jährige hatte ebenfalls ihren Teil zur Goldmedaille am Mittwoch beigetragen, sie war in der Qualifikation gefahren.

Im Einzelwettbewerb entschieden beide auch das Achtelfinale für sich. Am Abend setzte sich Hinze im Viertelfinale souverän gegen Laurine van Riessen aus den Niederlanden durch. Damit greift Hinze, wie Friedrich 22 Jahre alt, am Freitag (Beginn der Veranstaltung 15 Uhr, Entscheidungen ab 18.30 Uhr) nach ihrer nächsten Medaille. Friedrich unterlag dagegen Kelsey Mitchell (Kanada) in zwei Läufen.

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