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Schon ausgepustet in Melbourne. Rudolf Molleker war am Montag nicht gut genug für Diego Schwartzman.

© Andy Brownbill/AP/dpa

Australian Open: Rudi Molleker: Ein Typ, der polarisiert

Rudi Molleker ist schon ausgeschieden bei den Australian Open. Die Zukunft könnte ihm aber gehören. Doch er gilt als schwieriger Charakter.

Der Ball landete im Netz und Rudolf „Rudi“ Molleker packte unter lautem Gebrüll die Siegersäge aus. Er hatte es geschafft. In dieser so aussichtslos scheinenden Partie war dem 18 Jahre alten Oranienburger im dritten Satz sein erstes Break zur 5:4-Führung gelungen. Die Euphorie währte allerdings nur kurz. Molleker gewann zwar den Satz, verlor aber das Match mit 1:6, 3:6, 6:4 und 0:6.

Auf der anderen Netzseite stand am Montag der Argentinier Diego Schwartzman, die Nummer 18 der Setzliste. Und hier stand Molleker, der Grand-Slam-Debütant bei den Australian Open und der 206. der Weltrangliste. Es war das buchstäbliche Duell zwischen David und Goliath, wobei Schwartzman mit seinen 1,70 Meter nicht gerade das Gardemaß eines Kolosses besitzt. Doch spätestens seit seinem Viertelfinaleinzug bei den French Open im Vorjahr weiß jeder, dass er ein Großer ist. Molleker möchte auch ein Großer werden. Und viele trauen ihm das seit Jahren zu.

Als nächster Boris Becker wurde er mit zwölf Jahren schon bezeichnet, inzwischen ist er der kommende Alexander Zverev. Keine leichte Bürde für Molleker. Mehr noch, da er seinen ganz eigenen Kopf hat, wie er ein Großer werden will.

Bei seinem Hauptfeld-Debüt in Melbourne sollte es bei der einen gebrüllten Siegersäge bleiben, die er sonst gerne bei fast jedem Punkt in einem Match zeigt. Manche halten Molleker daher für arrogant. Anderen gefällt, dass da endlich mal einer ist, der Emotionen auf dem Platz rauslässt.

Molleker polarisiert, das weiß auch Boris Becker, der die Partie am Rande von Außencourt 20 im Melbourne Park verfolgte. „Rudi ist unser Bester“, sagte der Chef des deutschen Männertennis vor dem Turnier: „Natürlich umarmen wir ihn weiter. Aber er muss noch viel lernen. Und hoffentlich kapiert er das auch.“ Strenge Worte der Tennis-Legende, die in Melbourne Molleker bei der Matchvorbereitung und im Training Tipps gegeben hatte. „Boris versucht zu helfen. Ich bin froh, wenn er da ist“, sagte Molleker, der sich sonst nicht so gerne etwas sagen lässt.

"Mit Abstand der Beste, den wir in den nächsten Jahren haben"

Im vergangenen Sommer beendete er die Zusammenarbeit mit dem Verbandstrainer Jan Velthuis und machte ein halbes Jahr sein eigenes Ding. „Das war eine gute Erfahrung, sich mal selbst um alles kümmern zu müssen“, sagte Molleker. Die Saisonvorbereitung machte er mit seinem neuen Coach, dem Finnen Kim Tiilikainen, und verlegte seinen Trainingsstützpunkt nun in die Mouratoglou-Akademie in Nizza. „Ich habe vorerst mit dem DTB nichts zu tun und werde momentan vom DTB auch nicht gefördert“, sagte Molleker nach seinem Match: „Das ist alles stillgelegt. Wir hatten unterschiedliche Meinungen. Mehr will ich dazu nicht sagen.“

Diese Aussage wollte Bundestrainer Michael Kohlmann so nicht stehen lassen: „Rudi wird weiter finanziell vom DTB unterstützt, die Förderung ist nicht ausgesetzt.“ Man habe Molleker keinen adäquaten Trainer abstellen können, daher sei er zu Patrick Mouratoglou gewechselt. „Aber es gibt keinen Grund, ihn nicht zu fördern“, sagte Kohlmann, „er ist mit Abstand der Beste, den wir in den nächsten Jahren haben.“

Der Bundestrainer hatte gemeinsam mit Becker Mollekers Match verfolgt und festgestellt, dass es kaum einen 18-Jährigen mit einem bereits so gut ausgebildeten Körper gibt. „Er ist schon ein richtiger Bär.“ Was Molleker noch fehlt, ist jedoch sein eigenes Spiel. Er muss noch ein Gefühl dafür bekommen, wie man einen Punkt richtig aufbaut oder welcher seiner Schläge seine echte Stärke ist. „Aber das wird kommen“, ist sich Kohlmann sicher. In diesem Jahr möchte es Molleker in die Top 100 schaffen. Ein ambitioniertes Ziel, das aber nicht unmöglich ist. Derzeit steckt er in einer sensiblen Phase seiner Karriere. Er muss die richtige Mischung finden – bei seiner Turnierauswahl und bei seinen Entscheidungen. Fehler sind erlaubt, nur sollte er aus ihnen lernen.

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