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Kurvendiskussion läuft. Teile der Berliner Fans fielen am Samstag in Dortmund erneut negativ auf. Hertha verurteilte die Geschehnisse im Spitzenspiel.

© AFP

Ausschreitungen im Dortmund-Spiel: Knall und Rauch bei Hertha BSC

Hertha BSC spielt erfolgreichen und guten Fußball - nur der Berliner Anhang fällt immer wieder negativ auf. Der Verein reagiert - und kündigt Konsequenzen an.

Es hätte so viel zu sehen und zu erleben gegeben an diesem Samstagnachmittag in der Fußball-Arena Dortmunds, ganz abgesehen von der wie immer großartigen Atmosphäre im lautesten Stadion des Landes. Wie gewaltig etwa der Umbruch war, den Lucien Favre im Sommer beim BVB vollzogen hat – und welch großartige Fußballer der Schweizer in seinem Kader weiß.

Oder auf der anderen, der Berliner Seite: mit welch toller Mischung aus jung und alt Hertha BSC jedem, aber wirklich jedem Bundesligisten gefährlich werden kann. Fußballerisch sind die Berliner vielleicht nicht so gesegnet wie die Kollegen aus Dortmund. Als Mannschaft, als Kollektiv und verschworener Haufen konnten sie es trotzdem mit dem weiter ungeschlagenen Tabellenführer und der vielleicht heißesten Offensive Europas aufnehmen.

Am Sonntag konnte es nicht um Fußball gehen

Allein: Um Fußball konnte es am Samstag und es in der Nachbetrachtung des Spitzenspiels zwischen Borussia Dortmund und Hertha BSC nur bedingt gehen. Vielmehr waren die Geschehnisse in den Blöcken 68 und 69, die beim BVB traditionell für Gästefans reserviert sind, Gegenstand nahezu jeder Nachfrage. Und auch am Sonntag diskutierte Fußballdeutschland über die Geschehnisse. So erfolgreich wie Hertha BSC in dieser Saison auftritt – einige wenige der etwa 4000 nach Dortmund mitgereisten Anhänger schafften es trotzdem, die sportlichen Schlagzeilen zu verdrängen.

Ebenso erstaunlich war, dass viele Spieler aus dem Berliner Profikader offenbar 90 Minuten lang mit Scheuklappen unterwegs gewesen waren. Kaum einer der Protagonisten, von Doppeltorschütze Salomon Kalou über Fabian Lustenberger bis hin zu Trainer Pal Dardai, wollte zunächst etwas von den Ausschreitungen mitbekommen haben, geschweige denn sich zu ihnen äußern. „Keine Ahnung, was da passiert ist“, sagte Kalou, „wir waren alle so auf das Spiel fokussiert.“

Es sprach für Karim Rekik, dass er unmittelbar nach Abpfiff als einziger seine Meinung kundtat. „Ich finde Pyros nicht schlimm, für mich gehört das dazu“, sagte der niederländische Innenverteidiger. „Man muss beim Fußball nicht zurückhaltend oder leise sein, gerade die Fans nicht“, ergänzte er. Mehrheitsfähig waren Rekiks Ansichten jedoch nicht.

Das lag nicht zuletzt daran, dass Herthas Anhang in Dortmund zum wiederholten Mal auffällig geworden ist. Vor gut einem Jahr spielten sich im DFB-Pokalduell bei Hansa Rostock ähnliche Szenen ab, Auslöser war auch damals das Banner einer Ultragruppierung: Hansa-Fans hatten es aus dem Olympiastadion entwendet und kurz nach Anpfiff öffentlichkeitswirksam ausgerollt.

Daraufhin brannten bei einigen im Gästeblock die Sicherungen durch; Rostock erlebte einen – in negativer Hinsicht – denkwürdigen Abend. Über der Stadt kreisten bis spät in die Nacht Hubschrauber wie zuletzt beim G-8-Gipfel im Jahr 2007. Und erst im September hat das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) Hertha zu einer Geldstrafe in Höhe von 28 000 Euro verurteilt, wegen unsportlichen Verhaltens beim Pokalspiel in Braunschweig.

Herthas Fans sind schon oft negativ aufgefallen

Im Verein sind sie entsprechend genervt von den neuerlichen Zwischenfällen. „Das ist eine ganz bittere Stunde für den Fußball und Hertha BSC“, sagte Manager Michael Preetz am Samstag. „Gewalt gehört nicht ins Stadion. Es geht um alle Fans, es geht um Fußball“, sagte Trainer Pal Dardai am Sonntag. Schließlich gingen auch Kinder in die Stadien und viele Familien. „Das ist eine gefährliche Sache“, ergänzte Dardai. Bereits am Samstagabend hatten die Berliner eine Stellungnahme verschickt, in der sie die Geschehnisse von Dortmund scharf kritisierten und verurteilten.

Um zur Identifikation der Täter beizutragen, werde der Verein intensiv mit der Dortmunder Polizei zusammenarbeiten, die ihrerseits eine Sondereinheit eingesetzt hat, erklärte ein Sprecher des Vereins auf Tagesspiegel-Nachfrage. „Es geht darum, in welcher Form wir uns die Geldstrafe zurückholen, die es garantiert geben wird und darüber hinaus um mögliche Stadionverbote“, hieß es weiter.

Auffällig ist vor allem, dass es immer wieder bei Auswärtsspielen Krach und Ärger gibt – und wenn die Bühne groß ist. Das Pokalspiel in Rostock vor einem Jahr wurde an einem Montagabend zur besten Sendezeit im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gezeigt. Auch am Samstag richteten sich die Blicke vieler Fußballfans aus ganz Deutschland auf das Spitzenspiel in Dortmund. Sie bekamen unschöne Bilder zu sehen – Bilder, die mittlerweile fast schon Alltag geworden sind. Dabei hätte es viel Schöneres zu sehen gegeben.

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