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Alptraum Augsburg. Serge Gnabry und die Bayern verspielten den Sieg in der Nachspielzeit.

© Christof Stache/AFP

Ausgeglichene Bundesliga: Bayern und Dortmund sind einfach zu schwach

Noch nie seit Einführung der Drei-Punkte-Regel 1995 war die Bundesliga-Spitze so breit. Das liegt auch an den Problemen der Großen. Ein Kommentar.

Von David Joram

Urs Fischer, der Trainer des 1. FC Union, hat am Sonntagmittag ein bisschen über die kommende Aufgabe nachgedacht. Der Fußball-Bundesligist tritt am kommenden Spieltag beim FC Bayern München an, dem Branchenkrösus schlechthin also. Es ging dann auch noch um die Frage, wie wahrscheinlich es wohl sei, dass der kleine FC Union beim großen FC Bayern punktet. Wie hoch diese Wahrscheinlichkeit ist, sei ihm völlig egal, sagte Fischer. Entscheidend sei, dass es „immer eine Chance gibt“.

Momentan liegt diese Denke wohl im Trend, selbst bei Leichtgewichten wie dem FC Augsburg. Der klaute dem FC Bayern auf beinahe schon unverschämte Art zwei Punkte, indem Alfred Finnbogason in der Nachspielzeit zum 2:2 traf. Auch der andere selbsternannte Meisterschaftskandidat namens Borussia Dortmund hat auf diese Weise schon empfindliche Punktverluste hinnehmen müssen.

Es läuft (noch) nicht rund bei den Topteams. Lediglich je vier ihrer acht Spiele haben Bayern und Borussen gewonnen. Derzeit fehlt die Souveränität auf wie neben dem Platz (siehe Marco Reus: „Mentalitätsscheiße“). Derzeit wirken beide Spitzenmannschaften nicht hundertprozentig eingespielt. Atmosphärische Störungen hier (Müller/FCB) wie dort (Sancho/BVB) sind nur der kleinste Beweis, dass der Fokus etwas verrutscht ist. Und ihren Trainern gegenüber pflegen Münchens wie Dortmunds Führungsgremien sowieso ein (un)gesundes Grundmisstrauen.

Sogar Hertha ist der Champions League so nah

Weil auch der dritte Titelanwärter aus Leipzig seinen anfänglichen Schwung verloren hat, geht es in der Liga so zu wie einst in Woodstock, ziemlich eng also. Nach diesem achten Spieltag trennen läppische zwei Punkte den Tabellenführer Borussia Mönchengladbach (der sich in der Europa League vom österreichischen Vertreter Wolfsberger AC 0:4 auseinander nehmen ließ) vom Neunten (!) Eintracht Frankfurt.

Seit die Drei-Punkte-Regel zur Saison 1995/96 eingeführt wurde, gab es so einen Zustand noch nie. Selbst der Tabellensechste SC Freiburg darf sich nach der 0:2-Niederlage beim 1. FC Union noch Hoffnungen im Meisterschaftskampf machen, derweil Herthas Champions-League-Träume bei lediglich vier Punkten Rückstand auf den BVB so realistisch erscheinen wie schon lange nicht mehr.

Aber natürlich, wie so oft, der Schein trügt. Es ist nicht die Stärke der vielen Mittelklasse-Teams, woraus die Liga ihre Spannung bezieht. Es ist die Schwäche der Topmannschaften, von der auch Urs Fischer am kommenden Samstag zehren will. Favorit werden die Berliner dann nicht sein, aber zumindest etwas weniger Außenseiter als beim Rückspiel im März.

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