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Rasen als Rettung? Angelique Kerber hat in Berlin viel vor.

© AFP

Auftaktmatch für Angelique Kerber in Berlin: Rasen als Rettung

Angelique Kerber hat bislang ein schweres Jahr hinter sich. Nun soll das Turnier in Berlin die Wende bringen. Am Dienstag ist sie erstmals im Einsatz.

Als Angelique Kerber letztmals in Berlin spielte, da fand das Tennisturnier auf der Anlage des LTTC Rot-Weiß noch auf Sand statt. Die mittlerweile 33 Jahre alte Deutsche hat seitdem viel erlebt, aber an ihr letztes Match im Steffi-Graf-Stadion 2008 gegen die Polin Agnieszka Radwanska kann sie sich dennoch gut erinnern: „Ich bin hingefallen, brach mir das Handgelenk und musste aufgeben“, erzählte Kerber vor ihrem Auftaktspiel am Dienstag und schmunzelte sogar ein bisschen.

2021 kommt Kerber als dreifache Grand-Slam-Siegerin an die Hundekehle, wo nun erstmals ein WTA-Turnier auf Rasen stattfindet. Anders als noch zu Beginn ihrer Karriere ist der schnelle Untergrund inzwischen ihr Lieblingsbelag und in gewisser Weise ist auch die Hoffnung bei Kerber für den weiteren Saisonverlauf grün. „Ich freue mich sehr auf die nächsten vier Wochen“, sagte sie deshalb und fügte hinzu: „Ich will jetzt nur nach vorn schauen.“

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Der Blick zurück auf die ersten fünf Monate des Jahres würde dem eigenen Selbstvertrauen auch nicht unbedingt zuträglich sein. In Melbourne verbrachte sie die ersten 14 Tage vor den Australian Open in einem Quarantäne-Hotel, konnte sich kaum vorbereiten auf das Grand-Slam-Turnier. Es folgten bisher 17 Matches auf der Tour, von denen sie nur acht gewinnen konnte. Mehr als zwei Runden überstand sie bisher noch bei keiner Veranstaltung.

Die Sandplatzsaison verlief fast erwartungsgemäß trist, in Paris kassierte sie jüngst bei den French Open zum dritten Mal in Folge eine Erstrundenniederlage. Danach habe sie erst einmal ein paar Tage gebraucht, um mit den Ascheplätzen dieser Welt abzuschließen, sagt sie. Jetzt soll alles besser werden, wobei Kerber im Hinblick auf Berlin auch weiß: „Ich bin jetzt nicht eine der Topfavoritinnen, da gibt es andere. Aber ich werde in jeder Runde alles geben.“

Zum Start trifft sie am Dienstag im dritten Match auf dem Center Court auf die Qualifikantin Misaki Doi aus Japan (live bei ServusTV) und mit dieser Gegnerin verbunden ist auch gleich eine hübsche Geschichte. 2016 hatte Doi in Runde eins gegen Kerber einen Matchball, die Deutsche wehrte ihn ab und holte später in der Rod-Laver-Arena ihren ersten Grand-Slam-Titel. Es folgten der US-Open-Sieg im selben Jahr, der Sprung an die Spitze der Weltrangliste und schließlich der Wimbledonsieg 2018.

Seither hat Kerber kein Turnier mehr gewinnen können, ihr Spiel wirkt immer häufiger fahrig und deutlich fehlerhafter als in ihren besten Zeiten. Ihre Unzufriedenheit ist dann sehr gut in ihrem Gesicht abzulesen, zuweilen wirkt sie dann so, als suche sie sich selbst. Nun soll die Rasensaison die Wende bringen. Und auch wenn Kerber inzwischen nur noch die Nummer 27 der Welt ist und in Berlin ursprünglich sogar in die Qualifikation gemusst hätte, wenn sie vom Veranstalter nicht mit einer Wildcard ausgestattet worden wäre, ist im Frauentennis derzeit alles möglich.

Statt acht Top-Ten-Spielerinnen sind in Berlin nur noch vier am Start

„Es ist momentan sehr spannend. Jede hat eine Chance, das macht es noch besonderer“, sagt Kerber. Druck will sie sich derzeit keinen machen und sie habe auch keine besonderen Erwartungen an sich selbst. Bekanntermaßen ist sie immer dann am besten gewesen, wenn sie locker aufspielen konnte.

Völlig unbeachtet wird sie in Berlin allerdings nicht spielen können. Sie ist das Zugpferd der Veranstaltung, zumindest aus deutscher Sicht. Durch die Verschiebung der French Open um eine Woche ist das Turnier an der Hundekehle allerdings nicht mehr in der attraktiven dritten Woche zwischen Paris und Wimbledon. Da nun nur noch 14 Tage zwischen den beiden Grand Slams liegen, musste Berlin deutliche Abstriche beim Teilnehmerfeld machen.

Statt acht Top-Ten-Spielerinnen sind nur noch vier am Start. Naomi Osaka, Ashleigh Barty, Sofia Kenin und zuletzt auch Iga Swiatek sagten alle aufgrund von Erkrankungen oder Verletzungen ab. Kerber wäre nach Weltranglistenposition jetzt die Nummer 13 des Turniers, das sah vor kurzem noch völlig anders aus. Seit knapp einer Woche bereitet sie sich bereits vor, ist schon ein paar Tage in Berlin und begeistert vom Ambiente: „Das Wetter soll super werden, und die Anlage sieht richtig toll aus.“ Und sogar ein paar Fans werden dabei sein. Sie kommen vor allem um Angelique Kerber zu sehen. Und das nach Möglichkeit mehr als nur einmal.

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