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Als Trainerin kommt auf Susann Müller auch zu, dass sie ihren Spielerinnen hilft, über Rückschläge hinwegzukommen.

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Aufrappeln und weitermachen: Die Handballerinnen der Spreefüxxe wollen in die höchste Spielklasse aufsteigen

Vor zwei Monaten verpassten die Spreefüxxe den Aufstieg in die erste Bundesliga. Diesmal soll es klappen. Trainerin Susann Müller weiß, worauf es dabei ankommt.

Etwas gemischt sind die Gefühle schon bei den Spreefüxxen. Gut zwei Monate ist es nun her, dass der Aufstieg in die erste Bundesliga denkbar knapp verpasst wurde, dass in der Relegation gegen die HL Buchholz 08-Rosengarten nur ein Tor fehlte. Doch ganz verarbeitet sind die Ereignisse noch nicht.

„Der Frust ist immer noch etwas vorhanden. Da arbeiten wir dran“, sagt Trainerin Susann Müller, die jetzt – wie auch während der Saison – auf die Zusammenarbeit mit einer Mentaltrainerin setzt. „Wichtig ist, dass wir darüber reden und aufarbeiten, woran es gelegen hat.“

Müller weiß, wovon sie redet. In ihren dreizehn Jahren im Profigeschäft hat die ehemalige Rückraumspielerin schließlich auch die eine oder andere Enttäuschung hinnehmen müssen. Doch wie so oft im Sport heißt es dann eben, sich wieder aufzurappeln. Zumal ihr Team in der vergangenen Spielzeit keinen schlechten Eindruck hinterlassen hat – besonders in Anbetracht der, durch die Pandemie erschwerten, Trainings- und Spielumstände, coronabegründeter Zwangspausen und zahlreicher, verletzungsbedingter Ausfälle. Die zwei Hauptprobleme – mangelnde Erfahrung und fehlende Konstanz – sind dem jungen Durchschnittsalter der Spielerinnen geschuldet.

„Wir können nur nach vorne schauen und es diesmal besser machen“, sagt Müller, die sich mit ihrer Mannschaft seit Mitte Juli in der Vorbereitung auf die kommende Saison befindet. Essenziell war dabei ein Trainingslager in Dänemark, bei dem sich die Handballerinnen nicht nur sportlich messen wollten, sondern darüber hinaus gemeinschaftliche Aspekte in den Vordergrund stellten.

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„Es ist wichtig, dass die Mädels mal rauskommen, dass wir außerhalb der Halle etwas miteinander erleben können“, sagt die 33-Jährige. Im letzten Jahr sah das schließlich noch ganz anders aus, da bot der Lockdown kaum Möglichkeiten, um an der Teamchemie zu arbeiten. Jetzt standen unter anderem der Trip nach Skandinavien, ein Kochkurs und Stand-up-Paddeling auf dem Programm.

„Ansonsten trainieren wir ungefähr so wie im Spielbetrieb. Ich bin kein Fan davon, in der Vorbereitung alle kaputt zu machen“, erklärt die Trainerin. „Außerdem muss man immer etwas aufpassen, dass die Mädels neben der Arbeit und den sonstigen Aufgaben im Alltag genug Schlaf bekommen und den richtigen Ausgleich haben.“ Ausgelaugte Spielerinnen, denen die Lust am Handballspielen abhanden geht, helfen schließlich niemandem.

„Das Risiko kurz vor Saisonstart nicht unnötig erhöhen"

Besonders nicht in einer Saison, in der das Spielaufkommen durch insgesamt drei Absteiger aus der ersten Liga noch einmal erhöht wurde. Deshalb hat Müller die Belastung stets im Hinterkopf und aufgrund der aktuellen eingeschränkten personellen Situation sogar das eingeplante Testturnier an diesem Wochenende in Halle abgesagt.

Denn zum einen stehen fünf Abgängen nur drei Verpflichtungen gegenüber, zum anderen war Rückraumspielerin Vesna Tolic angeschlagen, während auf gleicher Position Lynn Molenaar ebenso wie Torhüterin Chantal Pagel erst kürzlich nach ihrem Kreuzbandriss wieder mit dem Training begonnen haben. Hinzu kommt, dass die beiden Jungspielerinnen Sarah Hübner und Leoni Baßiner mit der A-Jugend im Einsatz sind und ohnehin gerade erst von der U-17-Europameisterschaft nach Berlin zurückgekommen sind.

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„Ich wollte das Risiko kurz vor Saisonstart nicht unnötig erhöhen. Die Mädels sollen ja alle noch laufen können, wenn es wichtig wird“, sagt Müller und hofft, in Anbetracht des verkleinerten Kaders, auf eine eventuelle Verstärkung. Allerdings sei es schwer, passende Sportlerinnen zu finden, die ihren Anforderungen entsprächen.

Einerseits musste sie feststellen, dass die Wechselbereitschaft in der Coronazeit nicht allzu hoch ist, sodass der Transfermarkt weniger Angebote hergab. Andererseits verfügen die Spreefüxxe als Zweitligaverein nicht über die gleiche Anziehungskraft wie eine Mannschaft im Oberhaus. „Man darf nicht vergessen, dass die Frauen dann weniger verdienen und noch nebenbei arbeiten müssen“, sagt Müller. „Da müssen wir jetzt warten, ob sich noch etwas ergibt. Es bringt nichts, aus einer Übersprunghandlung heraus zu verpflichten.“

Das Auftaktprogramm hat es in sich

Auf den Einsatz ihrer Frau Nina Müller möchte die Trainerin vorzugsweise verzichten. In der vergangenen Saison hatte die 40-Jährige mit ihrer Routine wiederholt ausgeholfen, nun aber soll die 197-fache Nationalspielerin vorrangig eine beratende Rolle an der Seitenlinie einnehmen und so ihre Erfahrung weitergeben. „Wir sind uns einig, dass das die bessere Lösung ist“, sagt Susann Müller. „Ich denke, einige haben sich manchmal hinter ihr versteckt und dem will ich aus dem Weg gehen. Nina sollte eine Entlastung sein und kein Schutz vor eigener Leistung. Für die Entwicklung der Mannschaft müssen die jungen Spielerinnen lernen, in schwierigen Situationen Verantwortung zu übernehmen.“

Auf diesem Weg sieht sich die gebürtige Saalfelderin allerdings gut aufgestellt. Die Stimmung sei bestens, die Neuverpflichtungen gut integriert und die sportliche Entwicklung zufriedenstellend.

Die Zeit bis zum ersten Spiel am 4. September in Regensburg (19.30 Uhr) will Susann Müller nun nutzen, um an den Feinheiten zu arbeiten, wohlwissend, dass es das Auftaktprogramm in sich hat. Denn da in der Charlottenburger Sömmeringhalle derzeit das Dach renoviert wird, steht die eigene Spielstätte nicht zur Verfügung und der Terminkalender wartet mit vier Auswärtsspielen in Folge auf.

Doch daran will sich Müller nicht stören. „Es nützt ja nichts, den Kopf in den Sand zu stecken“, sagt die einstige Deutsche Meisterin. Ihr ist mehr als bewusst, dass sie mit den Spreefüxxen so oder so bestmöglich in die Saison starten muss, um in diesem Jahr den Sprung in die erste Bundesliga zu schaffen und eine erneute Frustration zu vermeiden.

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