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Ist nun ein Dopingfall: Chris Froome.

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Auffällige Blutwerte: Dopingfall Chris Froome: Der Radsport ist krank

Radsportler wie der positiv getestete Chris Froome sind so schnell, weil sie chronisch erkrankt sind. Vielleicht sollte man sie vorm Spitzensport bewahren. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Martin Einsiedler

Vielleicht sollte man sich so einen Profiradsportlerkörper wie eine Maschine, wie einen Rennwagen vorstellen. Aufgemotzt und getunt, dass er hunderte Kilometer Berge hinauf- und hinunterrasen kann, wo ein für die normale Straße zugelassener Körper schon nach einem Bruchteil der Strecke ächzend und keuchend am liebsten das Sauerstoffzelt aufsuchen will.

Den perfektesten Profiradsportlerkörper hat derzeit der Brite Christopher Froome. Wie nun herauskam, haben – um im Bild zu bleiben – seine Mechaniker es etwas übertrieben mit dem Tuning. Sie verabreichten ihm während der Spanien-Rundfahrt im September dieses Jahres zu viel des Asthma-Mittels Salbutamol. Dies teilte der Radsport-Weltverband UCI am Mittwoch mit.

Wer sich bei diesen Zeilen wundert, dass einer der besten Radprofis an Asthma leidet: Sehr viele Fahrer kranken an der chronischen Entzündung der Atemwege und an vielen weiteren Gemeinheiten, für die es aber glücklicherweise tolle Mittelchen gibt, die nicht nur die Leiden verringern, sondern obendrein dem Körper noch einen Boost verleihen. Diese Ausnahmegenehmigungen, die sogenannten TUE (Therapeutic Use Exemptions), machen sich die Mediziner der Sportler seit Jahren zu Eigen, um die Leistungsfähigkeit immer weiter auszureizen. Komischerweise steigt Jahr für Jahr die Zahl der zugelassenen Ausnahmeregelungen, nicht nur im Radsport, sondern allgemein im Spitzensport.

Der Heidelberger Molekularbiologe Werner Franke sagte dem „Spiegel“ einmal, dass es zwei Tours de France geben müsse: eine für Asthmatiker und eine für Gesunde. Letztere hätten gegen die Asthmatiker keine Chance.

Christopher Froome ist ein weiterer Beleg für diese These. Der 32-Jährige gewann die Frankreich-Rundfahrt bereits vier Mal. Sein Verstoß ist bei weitem nicht so schwerwiegend wie jener exorbitante und hochkriminelle Gebrauch von Doping wie es bei dem US-Amerikaner Lance Armstrong der Fall war.

Vermutlich trifft Froome kaum eine Schuld, seine Ärzte haben sich wohl schlicht eine grobe Schlamperei geleistet. Dennoch ist nun die Zeit gekommen, in der die Hüter des Sports überlegen sollten, wie man die vielen chronisch erkrankten Menschen vorm Spitzensport bewahren kann.

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