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Auf Linie gebracht: Herthas Trainer Bruno Labbadia arbeitet exakt.

© Burmann/dpa

Auf Hertha BSC wartet der Härtetest in Leipzig: „Mit Siegen wächst der Glaube“

Das Selbstvertrauen ist bei Hertha nach zwei überzeugenden Siegen enorm gestiegen. Bruno Labbadia predigt dennoch Realismus – der nächste Gegner hat es in sich.

Bruno Labbadia machte einen sachlichen, ruhigen, ja fast schon entspannten Eindruck, als er am Montag virtuell vor die Presse trat. „Für Siege gibt es keinen Ersatz“, sagte der 54-Jährige, der an Ostern, inmitten der Coronavirus-Krise, das Traineramt bei Hertha BSC übernommen hat. Seit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der Bundesliga hat Hertha einen Traumstart mit sechs Punkten und 7:0 Toren aus den ersten beiden Spielen gegen Hoffenheim und dem 1. FC Union hingelegt. Manch leidgeprüfter Hertha-Fan fragte sich da schon, ob es sich tatsächlich um seine Hertha handele, die gerade so aufspielt.

„Mit Siegen wächst der Glaube, und mit dem Glaube gelingen einem bestimmte Dinge“, sagte Labbadia. Aber man lasse sich nicht blenden, „wir wissen, was hier los war“. Vielmehr wolle er weiter sachlich an die kommenden Aufgaben herangehen. Durch die beide Siege „haben wir unsere Situation extrem verbessert, aber sind uns unserer Situation weiter bewusst“. Labbadia predigt Realismus: „Ich bin viel zu lange dabei, ich weiß, dass man immer Respekt haben muss im Abstiegskampf.“

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Am Mittwoch wartet auf Hertha ein echter Härtetest. Dann tritt seine Mannschaft bei Herbstmeister RB Leipzig an (18.30 Uhr/Sky). Mit den Leipzigern haben die Berliner alles andere als gute Erfahrungen gemacht. Oder anders ausgedrückt: Hertha ist der Lieblingsgegner der Sachsen. Gegen keinen anderen Bundesligisten hat RB Leipzig häufiger gewonnen: sechs Siege aus sieben Spielen bei einem Torverhältnis von 26:8.

„RB Leipzig ist eine Top-Mannschaft mit großer Qualität in allen Mannschaftsbereichen“, sagte Michael Preetz. Herthas Manager hält die Mannschaft von Julian Nagelsmann auch deswegen für schwer zu spielen, „weil sie auf viele Spielsituationen viele Antworten haben“. Man werde hier und da auch ein Quäntchen Glück brauchen, um in Leipzig zu bestehen, „und Kaltschnäuzigkeit im Abschluss, da wir vermutlich nicht so viele Chancen bekommen werden“.

Beim bisher letzten Auswärtsspiel in Leipzig hat es vor gut einem Jahr für Hertha ein 0:5 gegeben. Mit dem gleichen Ergebnis hat Leipzig am Sonntag in Mainz gewonnen, wobei Timo Werner drei Treffer gelangen. „Mainz war noch gut bedient mit dem 0:5“, sagte Labbadia, der einst als Trainer des VfB Stuttgart dem damals 17-jährigen Werner zu dessen Debüt in der Bundesligamannschaft der Schwaben verholfen hat.

Gut gemacht: Bei den Hertha-Profis läuft es.
Gut gemacht: Bei den Hertha-Profis läuft es.

© Stuart Franklin/dpa

„Die Voraussetzungen von Timo sind außergewöhnlich, sein Tempo ist seine riesige Waffe, und er will immer Tore schießen“, sagte Labbadia. „Wir müssen sehr geschlossen agieren und viel antizipieren“, betonte er, nur dann könnte man gegen Leipzig etwas ausrichten. „Wir werden eine Top-Leistung brauchen, wir werden im Spiel auch etwas aushalten müssen, aber auch Gegenangriffe starten müssen.“

Dabei wird Herthas Trainer einem ähnlichen Kader vertrauen wie zuletzt im Stadtderby. Spieler wie Karim Rekik, Marius Wolf, Niklas Stark oder Santiago Ascacibar, die zuletzt angeschlagen waren, trainierten zwar individuell, seien aber noch nicht einsetzbar.

Bliebe noch die Frage nach Mario Götze, den Lothar Matthäus im Sommer gern in Berlin sähe. Der Vertrag des Weltmeisters in Dortmund wird nicht verlängert, der WM-Finaltorschütze ist auf dem Markt. Herthas Manager konnte die Matthäus’sche Einlassung nur wegschmunzeln. Wegen der Coronakrise sei es viel zu früh „zu spekulieren, was man im Sommer machen könne“.

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