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Starke Haltung. Maximilian Mittelstädt trifft auch bei seltsamen Versuchsanordnungen.

© imago images/Nordphoto

Auf dem Weg zum Stammspieler bei Hertha BSC: Maximilian Mittelstädt will raus aus der Zwischenwelt

Maximilian Mittelstädt geht in seine sechste Saison mit Hertha BSC. Mit 23 ist er jetzt in einem Alter, in dem der nächste Karriereschritt ansteht.

Jessic Ngankam meisterte die höchst unorthodoxe Übung auf höchst unorthodoxe Weise. Er probierte es mit einem Scherenschlag, und diese Variante erwies sich als gar nicht mal so übel. Denn anders als viele seiner Kollegen von Hertha BSC, die den Ball hoch über die Latte und gleich noch über den Fangzaun dahinter löffelten, brachte Ngankam ihn immerhin auf das Tor.

Bei der Torschussübung mit Handicap lagen die Bälle nicht auf dem Rasen, sondern auf einem Begrenzungshütchen, was die Sache nicht ganz einfach machte. Im Laufe der Zeit wurde es besser, und es waren vor allem zwei Spieler, die es bei dieser Übung zu einer gewissen Meisterschaft brachten: Maximilian Mittelstädt und Luca Netz.

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Beide kommen aus der Jugend von Hertha BSC, beide sind Linksfüßer, und weil beide das blonde Haar recht kurz tragen, kann man sie bei flüchtigem Hinsehen sogar recht leicht verwechseln. Dabei gibt es einen gravierenden Unterschied: Netz ist sechs Jahre jünger als Mittelstädt.

Das ist insofern bemerkenswert, als Mittelstädt für viele selbst noch ein Kind ist. Das liegt mehr an seinem Werdegang als an seinem tatsächlichen Alter. „Ich werde immer noch als der Junge aus der Jugend angesehen“, sagt er. „Aber so sehe ich mich nicht mehr.“ Wenn Hertha am Freitag in einer Woche im DFB-Pokal bei Eintracht Braunschweig antritt, geht Maximilian Mittelstädt, 23, in seine sechste Saison als Profi.

Fünfeinhalb Jahre sind vergangen, seitdem er erstmals bei der Profimannschaft der Berliner im Kader stand, viereinhalb seit seinem Debüt in der Fußball-Bundesliga. Mittelstädt ist neben Rune Jarstein, Peter Pekarik und Marvin Plattenhardt der einzige Spieler im Kader, der noch unter Jos Luhukay trainiert hat.

"Mein Ziel ist die Nationalmannschaft"

Und trotzdem zählt er – mit inzwischen 77 Bundesligaeinsätzen – noch längst nicht zu den Etablierten im Team. Mittelstädt bewegt sich in einer Zwischenwelt zwischen Perspektiv- und Stammspieler. Dazu passt, dass er mit Blick auf die neue Saison davon spricht, dass er wieder auf seine Spielminuten kommen wolle. Erst auf Nachfrage erklärt er, „dass er natürlich einen Stammplatz haben wolle“.

Mittelstädt kann sich zwar nicht sicher sein, ob Herthas Trainer Bruno Labbadia ihn aktuell tatsächlich in seiner Startelf sieht; trotzdem wird der frühere U-21-Nationalspieler in einer Medienrunde ganz selbstverständlich nach seinen Nationalmannschaftsambitionen gefragt. „Mein Ziel ist, irgendwann in der A-Nationalmannschaft dabei zu sein“, antwortet er. Mittelstädts Talent ist lange bekannt, Potenzial vorhanden, aber jetzt kommt er langsam in ein Alter, in dem von ihm der nächste Schritt erwartet wird.

„Er ist ein sehr talentierter Spieler, dynamisch und laufstark, der sehr viel Energie und Power mitbringt“, sagt Labbadia. Er arbeite gerne mit Mittelstädt, weil man ihm im Training anmerke, dass er besser werden wolle. Seine Flanken müssten noch genauer werden und sein Spiel insgesamt klarer, findet Herthas Trainer. Mittelstädt selbst glaubt, dass er körperlich noch zulegen, in den Zweikämpfen robuster und in der Defensive insgesamt stabiler werden könne.

Sein Konkurrent Marvin Plattenhardt liegt leicht vorn

Obwohl er auf der linken Seite sowohl für die offensive wie für die defensive Rolle in Frage kommt, sieht Mittelstädt sich selbst eher als Linksverteidiger. Auf dieser Position konkurriert er weiterhin mit dem früheren Nationalspieler Marvin Plattenhardt. „Momentan ist es schwer abzusehen, wer in der Saison spielen wird. Der Konkurrenzkampf ist sehr groß“, sagt Mittelstädt. „Eine Startelf hat sich noch nicht herauskristallisiert.“

Nach den Eindrücken aus dem Training und den Testspielen scheint Plattenhardt derzeit leicht vorne zu liegen. Aber bei Hertha ist kurz vor Saisonbeginn noch vieles im Fluss. Die Mannschaft, ihre Hierarchie, aber auch ihre Führungspersönlichkeiten müssen sich erst noch finden. Trainer Labbadia hat zuletzt die Sprachlosigkeit innerhalb des Teams bemängelt, die fehlende Kommunikation auf dem Platz.

Maximilian Mittelstädt sagt, dass er keine Scheu habe, sich lautstark zu artikulieren, dass er sich im Moment aber vor allem auf sein eigenes Spiel konzentriere. „Das ist der nächste Entwicklungsschritt“, sagt er, „dass ich mehr Verantwortung übernehme und mich selbst in die Pflicht nehme, den älteren Spielern was zu sagen“.

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