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Hier wird nun Regionalliga gespielt: das Hans-Zoschke-Stadion von Lichtenberg 47.

© imago images/Matthias Koch

Auf allen Ebenen geackert: Wie Lichtenberg 47 die Regionalliga stemmt

Der Aufsteiger musste in der Sommerpause neben dem Rasen viel verändern. Noch sieht sich der Klub in der neuen Liga als Gast. Das soll sich ändern.

Sie sind die Neuen. Also haben sie sich erst einmal vorgestellt. Alle Klubs der Fußball-Regionalliga Nordost haben kürzlich Post von Lichtenberg 47 bekommen. Zwei Seiten mit Infos zum Verein, zu Anfahrtswegen und Eintrittspreisen. „Die anderen kennen uns ja nicht. Wir wollen kurz mitteilen, wer wir sind“, begründet der Sportliche Leiter Benjamin Plötz diese nette Geste. Dafür nahmen sich die Verantwortlichen Zeit. Obwohl es im Vorfeld der ersten Regionalliga-Saison der Vereinshistorie, die für Lichtenberg am Samstag um 13.30 Uhr beim VfB Auerbach beginnt, wahrlich nicht an großen und kleinen Aufgaben mangelte.

Auch wegen der hohen Anforderungen seitens des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV) waren gut ein Dutzend ehrenamtliche Helfer den bisherigen Sommer über sehr gut beschäftigt. Im Stadion finden sich beispielsweise neue Fahrradständer, die Bereiche für Presse und Sponsoren sind ebenso aufgehübscht worden wie die Kabinen. Treppenstufen auf den Zuschauerrängen mussten in Signalfarben gestrichen werden. Zudem gibt es jetzt Zuständige für Dopingkontrollen und eventuell anfallende Stadionverbote. „Mit solchen Dingen hatten wir noch nie zu tun“, sagt Plötz.

Rund um das Hans-Zoschke-Stadion aus dem Jahr 1952, das als eines der schönsten in der Stadt gilt, steht ein neuer Sicherheitszaun. Die Kosten von 130.000 Euro trägt der Bezirk. Ein weiterer Zaun zur Fantrennung wird demnächst errichtet. Da dies noch etwas dauert, muss Lichtenberg im September gegen den SV Babelsberg 03, einem Spiel mit erhöhten Sicherheitsauflagen, ins Poststadion umziehen.

Am Donnerstag gab es eine Generalprobe im Hans-Zoschke-Stadion. Bei einem 75-minütigen Rundgang schauten Plötz und seine Mitstreiter unter anderem, was noch zu tun ist bis zum ersten Heimspiel am Mittwoch gegen Optik Rathenow. „Es ist noch einiges“, bilanziert Plötz. Von der Nummerierung der Kassenhäuschen bis zur Installation des Wlans auf der Haupttribüne. „Aber das kriegen wir alles hin.“

Hinter den Kulissen ist reichlich geackert worden, nun wird endlich Fußball gespielt. „Wir haben mit dem Aufstieg Geschichte geschrieben. Jetzt sollten wir das langsam genießen. Bisher kam das ein bisschen zu kurz“, sagt Plötz. In der Spitzengruppe der Oberliga war Lichtenberg jahrelang vertreten, doch die Rahmenbedingungen für den Sprung nach oben hätten noch nicht gepasst.

Daran arbeiteten Plötz, 32 Jahre alt, und Trainer Uwe Lehmann, 37, Stück für Stück. Zuletzt gelang dem Team eine überragende Saison, Top-Favorit Tennis Borussia erreichte weit abgehängt das Ziel.

Training nur abends

Der Aufsteiger wird weiterhin ausschließlich abends trainieren, vier Mal in der Woche. „Viele Konkurrenten arbeiten unter Profi-Bedingungen. Aber wir sind immer noch wir“, sagt Plötz. Der Etat ist moderat auf 230.000 Euro erhöht worden. Die Kosten für den Kader sind gleichgeblieben, auch wenn er von 19 auf 25 Spieler vergrößert worden ist. Eine Reaktion auf die größere Belastung mit vier Saisonspielen mehr und zwei Englischen Wochen am Anfang.

Gekommen sind vornehmlich junge Spieler um die 20, von denen einige etwas Regionalligaerfahrung mitbringen. Große Namen waren mit den finanziellen Möglichkeiten des Vereins nicht zu bekommen. Das hat Plötz schnell gemerkt, als er die Summen hörte, die manche Spieler aufriefen.

Richtig fehlen wird Mittelfeldspieler Maik Haubitz, 26, mit seinen fast 100 Regionalligaeinsätzen. Haubitz wird aus beruflichen Gründen fußballerisch zurückstecken und zukünftig in der sechsten Liga für die Füchse Berlin spielen. Neu im Trainerstab ist Sven Gruel. Der 25-Jährige ist für die zweite Mannschaft in der Bezirksliga am Ball und hat anders als Lehmann die für die Regionalliga benötigte A-Lizenz.

Lichtenberg trifft in dieser Saison auf Chemie und Lok Leipzig, Rot-Weiß Erfurt sowie den BFC Dynamo – alle waren Meister der DDR-Oberliga – und den langjährigen Bundesligisten Energie Cottbus. Aber erst einmal geht es an diesem Samstag ins Vogtland nach Auerbach. Abfahrt um sieben Uhr morgens.

Gleich eine schwere Aufgabe

Mit dem großen Posten einer Hotelübernachtung wollte Plötz das Budget nicht sofort belasten. Auerbach ist seit 2012 in der Liga, „eine gestandene Regionalligamannschaft“, sagt der Sportliche Leiter. Und Lichtenberg? „Wir sind ein Oberligist, der in der Regionalliga zu Gast ist. Aber wir wollen Dauergast werden.“ Vorgestellt haben sie sich ja schon.

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