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Unions Quälix. Im Sommer trieb Martin Krüger die Profis Anthony Ujah (l.) und Sheraldo Becker an ihre Grenzen, nun wird weniger Kraft gebolzt.

© Matthias Koch/Imago

Athletiktrainer Martin Krüger über Unions Training: Felix Magath war einmal

Beim 1. FC Union macht Martin Krüger die Profis fit. Warum der Sportwissenschaftler manches für überholt hält – und ein Umdenken vom DFB fordert.

Wenn Urs Fischer über seine Arbeit referiert, dann tut er das selten im Singular. Immer wieder spricht der Fußballcoach des 1. FC Union von seinem Trainerteam, den Betreuern und manchmal sogar von der Wäschefrau. Im Trainingslager ist dieser große Stab viel deutlicher zu sehen als im Berliner Alltag.

Das gilt auch für Martin Krüger. Der Athletiktrainer leitete am Dienstag das lockere Auslaufen der Mannschaft nach den zwei Testspielen und wird auch in den kommenden Tagen wichtige Teile der Einheiten übernehmen.

Der Begriff Vorbereitung stört Krüger

Krüger ist seit viereinhalb Jahren bei Union für die Fitness der Profis zuständig und steht gerade vor einer schwierigen Aufgabe. In der Zweiten Liga war die Winterpause noch etwas länger, für den Sommer gilt das ohnehin.

Deshalb stört sich Krüger schon am Begriff Vorbereitung. Davon könne man in diesem Jahr gar nicht sprechen. Nach der kurzen Pause zwischen Weihnachten und Neujahr blieben jetzt „zehn Tage zum Trainieren, bis die konkrete Spielvorbereitung auf Leipzig losgeht“, sagt der 40 Jahre alte Sportwissenschaftler.

Im Gegensatz zum Saisonstart ist der physische Zustand der Spieler natürlich viel besser. In den wenigen freien Tagen hatte jeder Profi einen kleinen Plan, „damit die Muskeln frisch bleiben und sie den Weihnachtsspeck loswerden“, wie Krüger sagt. Die obligatorischen Leistungstests nach der Pause waren für Union zufriedenstellend, alle Spieler sind in guter Form zurückgekommen.

Für die Arbeit von Krüger und dem gesamten Berliner Trainerstab ist das eine gute Ausgangslage, denn die Aufgabe ist auch so schon schwer genug – gerade für ein Team, das wie Union viel über die Physis und weniger über die individuelle Qualität kommt.

Der Steuermann. Unions Trainer Urs Fischer belastet nicht immer alle Spieler gleich.
Der Steuermann. Unions Trainer Urs Fischer belastet nicht immer alle Spieler gleich.

© Soeren Stache/dpa

Dennoch warnt Krüger vor zu hohen Erwartungen an die Vorbereitung. „Man muss sich freimachen von dem Gedanken, dass man die Spieler in diesen zehn Tagen so fit bekommt, dass sie bis Mai durchhalten“, sagt Krüger. „Das ist ein Prozess, der mindestens bis Ende März so fortgeführt wird.“

Erschwerend kommt hinzu, dass im Trainingslager natürlich nicht nur konditionelle Schwerpunkte gesetzt werden, sondern auch spielerisch viel zu tun ist. „Es gilt, eine gute Mischung zu finden“, beschreibt Trainer Fischer das Anforderungsprofil.

„Wir müssen Fortschritte erzielen, an den Schwächen arbeiten, dürfen aber nicht überpacen. Es folgen vier sehr intensive Monate, in denen es um die Wurst geht und wo wir die nötige Frische und Kondition brauchen.“

Um diesen Spagat zu schaffen, bedarf es einer guten Trainingssteuerung. Die Zeiten, in denen Felix Magath seine Spieler gnadenlos mit Medizinbällen einen Hügel hinaufspringen ließ, sind bei den meisten Profiklubs schon länger vorbei.

„80 bis 90 Prozent fußballspezifisch“

Union setzt vor allem auf Arbeit mit dem Ball. „Ich bin der Meinung, dass man 80 bis 90 Prozent fußballspezifisch machen kann“, sagt Krüger. Es gehe aufgrund der knappen Zeit vor allem darum, Technik, Taktik sowie Athletik gleichzeitig zu trainieren und das passiere über Spielformen.

Das Trainerteam hat einen Plan für die kommenden drei bis vier Wochen und passt diesen den Bedürfnissen und Problemen entsprechend an. Mit Hilfe von Herzfrequenzmessern und GPS-Sendern, die alle Spieler bei den Einheiten tragen, kann die Belastung beobachtet und gesteuert werden.

Sind die Werte bei einem Profi zu schlecht und deuten auf Müdigkeit hin, wird dessen Trainingsintensität gedrosselt. „Das entscheiden wir meist im Team, Urs hat aber sehr viel Vertrauen in seine Spezialisten“, sagt Krüger.

Das sei nicht überall so, bei manchen Trainern sei der Athletikcoach im Prinzip nur „ein Aufwärmtrainer“. Dabei sind die Anforderungen heutzutage sehr hoch. Krüger hat Sportwissenschaft studiert und sich auch danach vielfältig weitergebildet. Anders als für seine Kollegen gibt es für Athletiktrainer allerdings keine spezielle Ausbildung. „Da muss auch beim DFB ein Umdenken stattfinden“, fordert Krüger.

Alle Infos zum Trainingslager des 1. FC Union in Spanien finden Sie in unserem Blog.

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