zum Hauptinhalt
Andre Agassi

© dpa

Andre Agassi: "Weißt du was? Lass uns high werden"

Der frühere Tennis-Star Andre Agassi gibt zu, dass er Aufputschmittel konsumierte – eine Lüge verhinderte eine Dopingsperre

Andre Agassis Drogen-Geständnis und Lügenbeichte haben den Tennissport schwer erschüttert. Der 2006 abgetretene US-Star und Ehemann von Steffi Graf hat nach eigenen Angaben während seiner schlimmsten sportlichen Krise 1997 das Aufputschmittel Crystal Meth (Methamphetamin) zu sich genommen. Nur ein Brief an die Männer-Tour-Organisation ATP, in dem er schamlos log, habe eine Dopingsperre verhindert. Dies geht aus einem Auszug aus der Autobiografie des 39-Jährigen hervor, aus der die britische Zeitung „The Times“ am Mittwoch zitierte. Sein Buch „Open“ wird am 9. November in den USA erscheinen.

Nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung, die ebenfalls Teile des Buches vorab veröffentlicht, habe Agassi zudem von seinem Vater Mike vor Turnieren das koffeinhaltige Aufputschmittel Exedrin und sogar die synthetische Droge Speed erhalten. Der „New York Times“ sagte Andre Agassi: „Von Sucht kann ich nicht reden, aber viele Menschen würden sagen: Wenn man etwas als Flucht benutzt, hat man ein Problem.“

Über die Reaktion seiner Fans habe er sich nur einen Moment lang Sorgen gemacht: „Ich habe mein Herz auf der Zunge getragen, und meine Gefühle standen mir immer ins Gesicht geschrieben. Ich fand es eigentlich sehr aufregend, der Welt die ganze Geschichte zu erzählen“, berichtet der Amerikaner. Der Gewinner von insgesamt acht Grand-Slam-Titeln, der 1996 in Atlanta Olympiasieger wurde und mit dem US-Team auch den Davis-Cup holte, war Ende 1997 in der Weltrangliste auf Position 141 abgestürzt und hatte zweitklassige Challenger-Turniere spielen müssen. Damals habe ihm sein Assistent „Slim“ die Droge angeboten, deren Besitz in den USA laut „Times“ mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden kann. „Weißt du was? Sch... drauf. Lass uns high werden“, wird Andre Agassi zitiert. Dann habe er den Stoff geschnupft.

Auf dem New Yorker Flughafen La Guardia habe ihn im Herbst 1997 ein für die ATP tätiger Arzt angerufen, über einen positiven Dopingtest informiert und die möglichen Sperren aufgezählt. Er habe sich zunächst gedacht: „Mein Name, meine ganze Karriere, alles steht auf dem Spiel“, berichtet Agassi. Ein paar Tage später habe er in einem Brief an die ATP-Verantwortlichen gelogen. „Ich habe gesagt: Ich habe vor kurzem aus Versehen einen Drink mit Schuss meines Freundes Slim getrunken und dabei unabsichtlich seine Drogen zu mir genommen“, teilte Agassi mit. Er bat um Verständnis und um Gnade. Die ATP entschied sich gegen eine Sperre. Eine Stellungnahme der Männer-Profi-Organisation gab es am Mittwoch zunächst nicht.

1998 kämpfte sich Agassi unter die ersten Zehn der Weltrangliste zurück, ehe er 1999 die French Open und US Open gewann und die Saison als Nummer eins abschloss. Agassi hat als einer von nur sechs Spielern die vier wichtigsten Turniere in Melbourne, Paris, London und New York gewonnen. Seine Karriere endete vor gut drei Jahren bei den US Open mit einer Drittrunden-Niederlage gegen den Deutschen Benjamin Becker.  Danach verabschiedete sich der Tennis-Star mit einer tränenreichen Rede und zog sich fortan eher unauffällig ins Privatleben zurück. dpa

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false