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Touchdown Universe. Letztlich gewannen die in grün gekleideten Unicorns.

© imago/Jan Huebner

American Football: Spektakel beim German Bowl in Berlin: Grün und verbeult

Zum Finale des Duells um den deutschen Meistertitel kommen mehr als 15 000 Zuschauer in den Berliner Jahn-Sportpark. Die sehen ein dramatisches Ende.

Berlin - Nikolas Knoblauch rannte und rannte. Ob er wusste, dass er sich gerade über 50 Yards zum wertvollsten Spieler des German Bowl lief? Kurz zuvor hatte der Linebacker der Schwäbisch Hall Unicorns sich nach einem Fumble den Ball gegen die Frankfurt Universe gesichert und war einfach losgelaufen. Sein anschließender Touchdown zum 21:13 sechs Minuten vor dem Spielende des deutschen Finals im American Football am Sonnabend im Berliner Jahn-Sportpark sollte die Vorentscheidung sein. Auch wenn der Titelverteidiger aus Schwäbisch Hall den Frankfurter Außenseiter in den letzten Minuten noch einmal zurück ins Spiel kommen ließ.

Vor dem Finale gab es nur ein Gesprächsthema. Ist es das letzte Football- Spiel der Frankfurt Universe? In diesem Frühjahr wurde ein Insolvenzverfahren gegen den Verein aus Hessen eröffnet, etwa 500 Gläubiger sind beteiligt, es geht um mehr als 1,5 Millionen Euro. In der Saison zog die German Football League (GFL) den Frankfurtern bereits Punkte ab, zum Jahresende wird auch Namenssponsor Samsung den Verein verlassen.

Davon war am Abend in Berlin nichts zu spüren, das ungemütliche Thema kam nicht zur Sprache, auch nicht auf der Pressekonferenz nach dem German Bowl. Ganz im Gegenteil: Der Abend war ein riesiges Football-Fest mit 15 213 Zuschauern. Nie zuvor wollten so viele Menschen in Berlin ein Finale um den deutschen Meistertitel im American Football sehen. Für die Teams aus Frankfurt und Schwäbisch Hall, die sonst meist vor einer dreistelligen Zuschauerzahl spielen, ist es der Höhepunkt des Jahres.

Erst recht, weil der German Bowl im Fernsehen auf Sport1 übertragen wurde. Das brachte allerdings nicht nur Vorteile mit sich. Denn: Immer, wenn bei Sport1 Werbung lief, eilte ein junger Mann mit gelbem Leibchen auf das Feld, um eine 90-sekündige Auszeit anzukündigen. Das gefiel den Fans überhaupt nicht. Jedes Mal, wenn sich der neongelbe Kerl näherte, beschwerten sie sich lauthals. Den Rest der knapp drei Stunden feuerten sie ihre Teams an, eingeheizt von den Cheerleadern auf der Tartanbahn vor dem Spielfeld. „Wo geht's lang? Da geht's lang!“, skandierten die Unicorns-Cheerleader beispielsweise, als der amtierende Meister Schwäbisch Hall Unicorns im ersten Viertel mit 0:13 zurücklag.

Imposant war schon der Einlauf vor der Partie, kurz nachdem der völlig verbeulte, goldene Siegerpokal vor der Haupttribüne präsentiert wurde. Nur noch fünf Teamnamen können nun darauf verewigt werden – dann passt keiner mehr drauf. Als sich der Nebel des Begrüßungsfeuerwerks verzogen hatte, lief die Nationalhymne, bei der die Fanlager ihre Stimmen für das anschließende Fangesang-Gewitter ölen konnten. Es war, auch abgesehen von den meist muskelbepackten und tätowierten Fans, ein stimmungsgeladenes Fest. Ein ums andere Mal schwappte die Laola durch den Jahn-Sportpark – bis in die Schlussphase hinein.

Nach dem Touchdown von Nikolas Knoblauch wurde es tatsächlich noch einmal spannend, weil Frankfurts Timothy Thomas den Ball zum wiederholten Male in der Endzone fing und die Schwäbisch Hall Unicorns den Ball rund eine Minute vor dem Ende noch mal verloren. Und so kam Universe nur Sekunden vor Schluss noch einmal 33 Yards vor das Unicorns-Field-Goal. Der Kicker der Frankfurter hatte quasi Matchball – und vergab knapp rechts. Die Unicorns haben es mal wieder geschafft, es ist ihr vierter Meistertitel nach 2011, 2012 und 2017. Und so trägt der verbeulte goldene Pokal ein weiteres Jahr das grüne Schleifchen der Unicorns. Christopher Stolz

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