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Marina Hegering (li.) feierte mit ihrer Partnerin in der Innenverteidigung, Kathrin Hendrich.

© Reuters/John Sibley

Als Gruppenerster ins Viertelfinale der Fußball-EM: Deutsche Defensive gewinnt gegen spanischen Ballbesitz

Beim Sieg gegen Spanien überzeugte vor allem die Innenverteidigung der Deutschen. Aber auch das restliche Team investierte viel und wurde dafür belohnt.

Merle Frohms musste sich strecken. Nach einer sehenswerten Kombination der Spanierinnen war die deutsche Defensive ausgehebelt und Lucía García stand nach einem Direktpass von Patricia Guijarro frei vor der deutschen Torhüterin. Frohms kam weit heraus, machte sich so breit wie möglich und verkleinerte den Einschusswinkel für García.

Die Spanierin traf nur das Außennetz, aber es war eine Szene, die deutlich machte, wie schnell es bei der kleinsten Unachtsamkeit gehen kann. Abwehrchefin Marina Hegering hatte sich in der Situation zuvor ein wenig zu weit herauslocken lassen, wodurch sich die Lücke für García ergab.

Es war einer der wenigen erfolgreichen Angriffe der Spanierinnen durch die Mitte. Über die komplette Spielzeit versuchte das deutsche Mittelfeld mit Sara Däbritz, Lena Oberdorf und Lina Magull, das Zentrum dicht zu machen, was ihnen meistens auch gelang.

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In den ersten Minuten des Spiels hatte die Mannschaft von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gegen Spanien ähnlich hoch gepresst gegen die Däninnen im ersten EM-Gruppenspiel. Trotzdem war das 1:0 vor allem auf die die spanische Torhüterin Sandra Paños zurückzuführen, die mit einem kapitalen Aussetzer, die Klara Bühl den Treffer überhaupt erst ermöglichte.

Nach dem Führungstor standen die Deutschen nicht mehr ganz so hoch, was gegen die Mannschaft von Trainer Jorge Vilda auch von vornherein sehr ambitioniert gewesen wäre. Stattdessen zog sich Deutschland zurück und überließ dem Gegner die Kontrolle über das Spiel.

„Wir haben der Mannschaft vorgegeben, dass wir in zwei Pressingzonen agieren wollen, zu Beginn ganz hohes aggressives Pressing. Das ist dann gleich aufgegangen mit dem schnellen Tor und hat uns in die Karten gespielt“, analysierte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. „Dann haben wir eine Phase gehabt, in der wir es nicht ganz so gut gemacht haben. Wir waren mehr im Mittelfeldpressing und haben nicht aus einem 4-5-1 agiert, sondern mehr aus einem 4-4-2.“

Die deutsche Verteidigung überzeugte

Spanien zog in dieser Phase das typische Kurzpassspiel auf und zeigte einen technisch sehr sehenswerten Fußball. Die gefährlichen Szenen im letzten Drittel blieben aber weitgehend aus. Deutschland stand in dieser Phase permanent unter Druck, präsentierte sich defensiv aber sehr aufmerksam.

Vor allem das Innenverteidiger-Duo Hegering und Kathrin Hendrich wirkte eingespielt. Sie ließen so gut wie nichts durch und zwangen Spanien gemeinsam mit den drei zentralen Mittelfeldspielerinnen vor sich, auf die ungeliebten Außenbahnen.

Dass die Verteidigung so sicher auftrat, darf durchaus als Überraschung gelten. Während Hendrich beim VfL Wolfsburg eine starke Saison spielte, konnte Hegering aufgrund vieler Verletzungen lediglich fünf Pflichtspiele für den FC Bayern bestreiten, das erste Spiel am letzten Spieltag der Bundesliga nach fünfmonatiger Pause.

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Bedenken, sie trotzdem spielen zu lassen, habe Voss-Tecklenburg aber nicht gehabt: „Ich war überhaupt nicht nervös und bin froh, dass Marina dabei ist. Sie hat so hart dafür gearbeitet und wir wussten, wenn sie fit ist und auf dem Platz steht, ist sie eine Leaderin, die vorn wegmarschiert.“ Wenig überraschend wurde Hegering zur Spielerin des Spiels gewählt.

Dabei zeigten die Spanierinnen insgesamt ein gutes Spiel und Deutschland hatte auch das nötige Glück. Letztlich ging der Matchplan perfekt auf. „Wir waren schon darauf vorbereitet, dass wir nicht so viel den Ball haben werden, aber dass wir extrem kompakt und aggressiv in den Zweikämpfen sein wollen. Dann nach vorne hin so effizient zu sein, war der perfekte Start für uns. So konnten wir uns voll auf die Defensive konzentrieren“, sagte Alexandra Popp.

Die taktische Ausrichtung verlangte den deutschen Spielerinnen läuferisch alles ab. Trotzdem blieben sie fast durchweg konzentriert und diszipliniert. „Diese Defensivbereitschaft heute und die Wege, die wehgetan haben, für diesen Erfolg zu leisten, dafür kann ich nur ein großes Kompliment aussprechen“, lobte Voss-Tecklenburg ihre Mannschaft.

Cleverness schlägt Ballbesitz

Deutschland ließ sich teilweise deutlich tiefer hinten reindrängen als noch gegen Dänemark, war dann in den entscheidenden Momenten in der eigenen Hälfte aber da und aggressiv in den Zweikämpfen. Dass ihr Konzept letztlich aufging, lag auch an Spielerinnen wie Svenja Huth, die eigentlich ihre Stärken im Offensivbereich hat, sich aber trotzdem für keinen Lauf zu schade war und auch mal Giulia Gwinn auf der rechten Außenverteidigerposition vertrat, wenn diese sich mit nach vorn eingeschaltet hatte.

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Insgesamt hat Deutschland nicht so spektakulär gespielt wie noch gegen Dänemark. Aber dafür clever. Deutschland hatte mit 30 Prozent Ballbesitz nur halb so viel, wie noch gegen Dänemark, die Spanierinnen konnten daraus dennoch kein Kapital schlagen.

Zwei Torschüssen der deutschen Auswahl in der zweiten Hälfte steht nur einer auf Seiten der Spanierinnen gegenüber. Und den parierte die starke Frohms. So gewann letztlich nicht unbedingt die bessere Mannschaft, dafür aber die effizientere. Spanien mag tollen Fußball gezeigt haben, aber trotz ihres überlegenen Ballbesitzes war die Mannschaft im Abschluss viel zu harmlos.

Ganz offensichtlich greifen die Mechanismen bereits beim deutschen Team, die Bundestrainerin warnt aber vor zu großer Euphorie: „Die Dinge laufen im Moment, aber wir werden bei uns bleiben. Wir werden jetzt nicht den Fehler machen und denken, dass ein bisschen weniger geht gegen Finnland.“

Am Samstag trifft Deutschland im letzten Gruppenspiel auf Finnland (21 Uhr/ ZDF). Für beide Teams geht es dabei um nichts mehr. Das wird sich im Viertelfinale für Deutschland ändern, dort warten entweder Österreich oder Norwegen.

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