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Der SC Tegel feiert mit dem Pokal nach dem Gewinn der deutschen Amateurmeisterschaft.

© imago images/Otto Kschak

Als der SC Tegel Deutscher Amateurmeister wurde: Die Sensation im „Stadion am Zoo“

Am 30. Juni 1962 gelang Volker Behnke mit seinem SC Tegel die bis zu diesem Zeitpunkt vielleicht größte Überraschung der Berliner Fußballgeschichte.

Die Wenigsten wissen noch von dem dramatischen Spiel vor exakt 60 Jahren im Wuppertaler „Stadion am Zoo“, bei dem dem kleinen SC Tegel der damals größte Überraschungserfolg der Berliner Fußballgeschichte gelang. Mit einem denkbar knappen 1:0-Sieg gegen den haushohen Favoriten Tura Bonn sicherte sich der Berliner Verein am 30. Juni 1962 erstmalig die deutsche Amateurmeisterschaft.

Einer, der damals dabei war, erinnert sich bis heute gerne an diesen Tag zurück: Volker Behnke. „Die Bonner schlichen davon wie die begossene Pudel, und wir waren unfassbar glücklich“, erzählt der mittlerweile 82-Jährige. Behnke hatte zum 50. Jubiläum vor zehn Jahren einige seiner Mannschaftskollegen von damals zusammengetrommelt und ein eigens von ihm gedichtetes Lied, hauptsächlich aus den Namen der ersten Elf bestehend auf die Melodie von Griechischer Wein von Udo Jürgens vorgetragen, das er auch heute noch gerne anstimmt: „Im Tor da stand Faist, Verteidiger Jan Hahn, Lehmann, Mrosek, Bold waren unsere Läufer.“

Behnke erzählt von der politischen Bedeutung, die dieses Spiel zur damaligen Zeit hatte, denn Bonn war 1962 die Hauptstadt der Bundesrepublik, und so ziemlich jeder sei von einem Sieg Turas überzeugt gewesen. Nur die Mannschaft vom SC Tegel eben nicht, die an das Wunder glaubte. „Für uns, mit acht Reinickendorfern in der Startelf, war das schon ein riesiges Ereignis“, sagt Behnke. „Dass man ohne Geld und nur mit kameradschaftlichem Verhalten, Ehrgeiz und Talent so erfolgreich sein kann, darauf kann man schon ein wenig stolz sein.“

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Dagegen kam Bonn ein wenig überheblich nach Wuppertal, die Schleifen der Siegerkränze trugen bereits die Inschrift „Deutscher Meister Tura“, und Torwart Schattulat hielt es Mitte der zweiten Halbzeit nicht für nötig, bei einem Freistoß aus etwa 20 Metern eine Mauer zu stellen. Ein Fehler, wie sich schnell herausstellte, denn Karl Bölk verwandelte zur Tegeler Führung, die der Sportclub bis zum Ende hielt. „Die hatten die Siegerkränze alle für Tura Bonn gemacht und wir waren die Undergrounds aus West-Berlin, komplett chancenlos“, sagt Behnke. „Aber wir haben den Willen gehabt, einer für alle unter dem Motto: Elf Freunde müsst ihr sein.“

Den SC Tegel gibt es nicht mehr, seit der Fusion mit dem SC Heiligensee nennt sich der Verein mittlerweile Nordberliner SC, was zusätzlich dazu beigetragen hat, dass die Berliner Meister immer mehr in Vergessenheit geraten sind. Doch Behnke wird nicht müde, stetig an die Meisterschaft zu erinnern und hat sich das Ziel gesetzt, noch mit 85 Jahren über die glorreichen Zeiten des kleinen Vereins aus Tegel singen zu können.

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