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Schwer zu stoppen. Oldenburgs Will Cummings (Mitte) wurde zum wertvollsten Spieler der Bundesliga gewählt.

© Foto: Andreas Gora/dpa

Alle Jahre wieder in den Play-offs: Alba Berlin will's gegen Oldenburg wissen

Die Berliner Basketballer treffen wie im Vorjahr in den Play-offs auf Oldenburg – diesmal allerdings ohne Heimrecht. Doch das beunruhigt Alba nicht.

Man könnte etliche Statistiken ausgraben, direkte Duelle aus der Vergangenheit heranziehen und über die Favoritenrolle diskutieren. Das letzte Mal, dass Alba Berlin eine Play-off-Serie ohne Heimvorteil gewonnen hat, ist schließlich lange her. Oder man freut sich einfach auf mindestens drei und maximal fünf Halbfinalspiele. So wie Peyton Siva. „Eine Woche Pause kann ziemlich lang sein. Zu dieser Zeit des Jahres würde ich am liebsten ständig spielen“, sagt der Point Guard der Berliner.

Er und seine Teamkollegen sprühen vor Tatendrang. Nach dem klaren 3:0-Erfolg im Viertelfinale gegen Ulm hat Alba sechs Tage kein Spiel bestritten, was in dieser so vollgepackten Saison einer halben Ewigkeit entspricht. Die Vorfreude auf das Halbfinale gegen Oldenburg ist deshalb riesig – auch wenn die Berliner ohne Heimvorteil in das Duell gehen und damit das erste Spiel am Sonntag (15 Uhr/live auf Sport1 und Magentasport) auswärts bestreiten müssen.

Vor einem Jahr trafen Alba und Oldenburg bereits im Viertelfinale aufeinander und Sivas damals klar favorisiertes Team tat sich unerwartet schwer. Nach fünf Spielen und ebenso vielen Heimsiegen setzten sich die Berliner 3:2 durch – es war die fünfte Play-off-Serie zwischen den zwei Teams und jedes Mal siegte Alba, allerdings jedes Mal mit Heimvorteil. Dass dieser nun aufseiten des Gegners liegt, beunruhigt Siva dennoch nicht. „Klar ist es immer gut, wenn du ein fünftes Spiel zu Hause hast, aber wir haben in dieser Saison auswärts so viele wichtige Siege geholt“, sagt er.

Auch Joshiko Saibou macht einen gelassenen Eindruck und setzt dem Heimvorteil der Oldenburger einen vermeintlichen Berliner Vorteil entgegen: die Erfahrung aus einer Saison mit vielen Spielen bei kurzen Pausen. „Sie waren diese Saison nicht international unterwegs und sind es nicht gewohnt, zwei oder drei Mal pro Woche zu spielen“, sagt der Nationalspieler. So eine Play-off-Serie habe eine ganz andere Dynamik als Spiele in der Hauptrunde und deshalb seien auch die bisherigen Aufeinandertreffen nicht sonderlich aussagekräftig, glaub Saibou.

Oldenburg fliegt seit Jahren unter dem Radar

Im Januar fügte Alba den Oldenburgern deren einzige Heimniederlage in dieser Bundesliga-Saison zu, dafür revanchierten sich die Niedersachsen im März mit einem deutlichen Sieg in Berlin – allerdings hatte Alba keine 48 Stunden zuvor das wichtige Eurocup-Viertelfinale in Malaga absolviert und wirkte dementsprechend kraftlos. Gerade dieses Spiel dürfte daher ein Muster ohne Wert sein.

Der Respekt vor Oldenburg ist dennoch riesig. Die Mannschaft von Trainer Mladen Drijencic hat gerade die beste Hauptrunde ihrer Vereinsgeschichte absolviert und in 34 Spielen nur sechs Mal verloren – das reichte für Platz zwei hinter den überragenden Bayern, aber noch vor Alba. Erwartet hatte das vor der Saison niemand und irgendwie ist es das ewige Schicksal der Oldenburger. Seit Jahren wird immer von den drei großen Bs – Bayern, Berlin, Bamberg – gesprochen und die Niedersachsen fliegen unter dem Radar der großen Öffentlichkeit, trotz des deutschen Meistertitels 2009 und zwei Finalteilnahme (2013, 2017).

„Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, dass sie immer wieder unterschätzt werden“, sagt Saibou und Kenneth Ogbe zählt drei Namen auf, die solch einen Fehler eigentlich verbieten: „Sie haben mit Will Cummings den MVP der Liga, mit Rickey Paulding eine echte Legende und dann auch noch einen starken Center wie Rasid Mahalbasic.“

Will Cummings löste Albas Luke Sikma als MVP ab

Gerade von Cummings’ Extraklasse konnte sich Alba im März aus nächster Nähe überzeugen. Bei hervorragenden Quoten schenkte der 26 Jahre alte US-Amerikaner, der vor der Saison vom damaligen Eurocup-Sieger Darüssafaka Istanbul gekommen war, Alba 34 Punkte ein. Auch beim glatten Viertelfinalerfolg seines Teams gegen Bonn zeigte der Guard, dass er zurecht als wertvollster Spieler der Liga (MVP) ausgezeichnet wurde und damit Albas Luke Sikma nachfolgte.

Dennoch legt Saibou den Fokus nicht nur auf Cummings: „Es geht nicht darum, jemanden eins gegen eins zu stoppen, sondern um gute Teamdefense.“ Siva, der es wohl in vielen Phase mit seinem Landsmann zu tun bekommen wird, sieht es ähnlich. Man könne Cummings nicht gänzlich vom Punkten abhalten, „aber wir müssen es ihm als Team so schwer wie möglich machen – und ihn von der Freiwurflinie weghalten“.

Trotz aller gegnerischen Qualitäten will sich Alba aber nicht zu sehr nach dem Gegner richten. „Es wird eine Rhythmusfrage“, sagt Saibou und meint damit: Oldenburg will mit seiner kurzen Rotation, in der meist nur acht oder neun Akteure zum Einsatz kommen, langsam spielen, Alba hingegen sehr schnell. Die Voraussetzungen für den Berliner Tempobasketball sind mit der einwöchigen Pause schon mal gut – zumindest deutlich besser als im März.

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