zum Hauptinhalt
Kleiner Teller, statt großer Pokal. Für Alexander Zverev endeten die US Open dramatisch.

© AFP

Alexander Zverev bei den US Open: Finale verloren, Herzen gewonnen

Viel dramatischer kann ein Sportler nicht verlieren als Alexander Zverev im Finale der US Open. Trotzdem ist der Deutsche auch ein Gewinner. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Jörg Leopold

Am Ende flossen Tränen bei Alexander Zverev. Und wer will sie ihm verdenken. Viel dramatischer kann eine Niederlage für einen Sportler nicht ausfallen als die im Finale der US Open gegen Dominic Thiem. Und doch ist der deutsche Tennisprofi ein Gewinner, auch wenn es wohl eine Weile dauern wird, bis er das selbst ebenfalls so sieht.

Die Chance auf seinen ersten Titel bei einem Grand-Slam-Turnier, sie war zum Greifen nah. Zverev legte fulminant los, wirkte beherrscht und taktisch auf der Höhe. So stark wie in den ersten anderthalb Sätzen hatte der Deutsche in New York zuvor noch nicht gespielt. Im wichtigsten Match zur Bestform auflaufen – das ist es, was einen Champion ausmacht.

Nur stand auf der anderen Seite mit dem Österreicher Thiem eben auch einer. Und dass der sich irgendwie wieder zurück in dieses Endspiel kämpfen würde, schien auch Alexander Zverev zu ahnen. Es ist so oft im Sport so, dass der letzte Schritt zum großen Triumph der schwerste ist. Zverev war mehrfach kurz davor, ihn zu gehen. Am Ende humpelte sein Gegner zum Titel.

Trotzdem hat Alexander Zverev in diesen Tagen von New York reichlich gepunktet. Er hat gezeigt, dass er reif ist für große Titel und damit endlich das eingelöst, was viele Experten schon seit Jahren versprochen hatten. Wichtiger aber sind die Sympathiepunkte, die er gesammelt hat. Gerade in Deutschland, wo die Fans mit Zverev bisher nicht so recht warm werden wollten.

[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Nun waren diese US Open ein besonderes Turnier, so ganz ohne Zuschauer in den riesigen Betonschüsseln in Flushing Meadows. Zverev hatte auch ein bisschen Glück, dass ihm auf dem Weg ins Finale die ganz großen Gegner erspart blieben und das andere Topstars gar nicht erst in New York antraten.

Dass er die sich ihm bietende Chance genutzt hat und er überhaupt so weit gekommen ist, darf durchaus etwas mehr anerkannt werden in seiner Heimat. Und spätestens jetzt dürfte klar sein, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Zverev selbst den Siegerpokal bei einem Grand-Slam-Turnier entgegennehmen darf.

In New York war er ganz dicht dran, er wird weitere Gelegenheiten bekommen. Weil er die Klasse dafür hat und weil er nun weiß, wie es ist, ein Endspiel bei einem der großen Turniere zu bestreiten. Gut möglich, dass beim nächsten Mal bei Alexander Zverev dann schon Tränen der Freude fließen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false