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Wieder in der Stadt: Albas Leader Luke Sikma ist am Dienstag aus den USA zurück nach Berlin gekommen.

© Camera 4/Imago

Alba plant die Rückkehr ins Training: Luke Sikma ist schon wieder in Berlin

Am Montag will Alba Berlin ins Teamtraining einsteigen. Beim Saisonfinale im Juni soll dann der ganze Kader dabei sein – trotz einiger Skepsis unter den Profis.

Die Stimmung unter den Profis der Basketball-Bundesliga war auch schon einmal euphorischer. Die ganz großen Jubelarien sind jedenfalls ausgeblieben, als die Liga vor gut zwei Wochen beschloss, die Saison nicht abzubrechen, sondern mit einem „Turnier der Willigen“ doch noch sportlich zu Ende zu bringen.

In München sollen sich im Juni zehn Teams à 22 Personen sowie zwölf Referees drei Wochen lang vollständig in Quarantäne begeben und dann nur noch zwischen Hotel, Trainingshalle und Spielstätte pendeln – wenn das entsprechende Hygiene- und Sicherheitskonzept der Liga von Politik und Behörden durchgewunken wird.

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Für einige Spieler ist es offenbar eine eher triste Aussicht, ohne Arenapublikum noch einmal für sechs bis zehn Spiele die Knochen hinzuhalten, völlig abgeschottet und getrennt von Familien und Bekannten. „Das Turnier um das Goldene Toilettenpapier“ werde das Saisonfinale in Spielerkreisen schon genannt, unkte Nationalspieler Andreas Obst jüngst in der „Mitteldeutschen Zeitung“.

Auch bei Alba Berlin ließ sich die Skepsis schwer überhören. „Ich sehe das sehr kritisch“, sagte Kapitän Niels Giffey gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ und bemängelte das fehlende Mitspracherecht der Profis, als Klub- und Ligachefs in den vergangenen Wochen an den unorthodoxen Plänen werkelten. Von einem „Gefühl wie in der Achterbahn“ sprach Giffeys Teamkollege Martin Hermannsson angesichts der unklaren Situation für die Profis. Und Peyton Siva machte in den sozialen Medien keinen großen Hehl aus seinem Unwillen, seine Familie alleine lassen zu müssen.

Himar Ojeda kann das verstehen. „Diese Situation und diese Fragen sind schwierig für alle“, spricht Albas Sportdirektor am Mittwochnachmittag in sein Telefon. „Ich verstehe die Bedenken, und ich verstehe, dass die Spieler Informationen brauchen.“ Ojeda betont jedoch auch: „Wir haben die Spieler auf unserer Seite. Wir versuchen seit dem ersten Tag, transparent zu sein.“

Ruhige Hand gefragt: Albas Sportdirektor Himar Ojeda hat einiges zu tun.
Ruhige Hand gefragt: Albas Sportdirektor Himar Ojeda hat einiges zu tun.

© Camera4/Imago

Und weil er gerade seine Tochter von der Schule abholt, hat er auch gleich die passenden Allegorie parat: „Wenn die Behörden sagen, dass meine Kinder zur Schule gehen können, dann kann ich sagen, nein, dem vertraue ich nicht, und sie nicht zur Schule schicken. Aber dann muss ich mir über die Konsequenzen im Klaren sein: Wenn ich meine Kinder nicht zur Schule schicke, dann werden sie vielleicht sitzenbleiben.“

Soll heißen: Vertrauen in die Behörden haben, langfristig denken. Diesem Leitgedanken folgen auch die Liga- und Klubverantwortlichen bei den Plänen zur Saisonfortsetzung. Etwa eine Million Euro lassen sie sich das Saisonfinale nun kosten. Auf Dauer sollen sich die neu gewonnene Präsenz und das Signal an Fans und Sponsoren dann auszahlen, gewissermaßen als Kundenbindungsprogramm, das der Liga eine Zukunft auch nach der Krise sichern soll.

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Damit es so weit kommt, müssen jedoch erst noch Politik und Behörden mitspielen. Das Konzept ist hinterlegt, bis kommenden Montag braucht die Liga eine Entscheidung, um ihren Zeitplan einhalten zu können. Denn drei Wochen Vorbereitungszeit für die Teams an ihren jeweiligen Standorten sollen noch drin sein, bevor das Turnier dann am ersten Juni-Wochenende in München starten würde.

Nach dem grünen Licht für die Fußball-Bundesliga sind die Zweifel jedoch nicht besonders groß, dass auch der Basketball bald weitermachen darf. Bei den Klubs laufen alle Vorbereitungen, um möglichst bald wieder ins Teamtraining einsteigen zu können. Auch bei Alba Berlin.

Da geht's lang: Martin Hermannsson wird auch bald in Berlin zurück erwartet.
Da geht's lang: Martin Hermannsson wird auch bald in Berlin zurück erwartet.

© Bernd König/Imago

Am Montag soll es losgehen. Der Klub wartet zwar noch auf die nötige Genehmigung des Senats, doch Sportdirektor Ojeda ist sich sicher, dass die kommt, sobald das BBL-Konzept abgesegnet ist. Dann stehen erst einmal individuelle Einheiten an, um die Spieler nach zwei Monaten Pause wieder Stück für Stück in Form zu bringen. „Das Wichtigste ist für uns, dass sie dann gesund sind und keine Verletzungen riskieren“, sagt Ojeda. „Deshalb werden wir den normalen Trainingsrhythmus opfern und bei Null anfangen.“

Es dürfte eine holprige Vorbereitung werden, auch deshalb, weil mit Peyton Siva, Luke Sikma, Tyler Cavanaugh, Makai Mason, Marcus Eriksson und Martin Hermannsson gleich sechs Spieler zuletzt in ihrer Heimat weilten und nun erst nach und nach zurückkehren. Luke Sikma etwa landete am Dienstag in Berlin, Martin Hermannsson war am Mittwoch unterwegs, die anderen Kollegen sollen in den nächsten Tagen folgen.

Diese zehn Klubs wollen am BBL-Saisonfinale teilnehmen:

  • Alba Berlin
  • Bayern München
  • MHP Riesen Ludwigsburg
  • Hakro Merlins Crailsheim
  • EWE Baskets Oldenburg
  • Rasta Vechta
  • Brose Bamberg
  • BG Göttingen
  • Ratiopharm Ulm
  • Frankfurt Skyliners

„Ich denke, wir werden den gesamten Kader zur Verfügung haben“, glaubt Ojeda. Im schlimmsten Falle würde „vielleicht ein Spieler“ fehlen, „bei den anderen bin ich sehr optimistisch“ – auch bei Spielmacher Siva, an dessen Willen zur Rückkehr einige Fans zuletzt zweifelten: „Ich erwarte, dass er zurückkommt.“ Theoretisch dürfte Alba auch noch zweimal nachverpflichten, darauf haben sich die Klubs geeinigt. „Das ist eine Möglichkeit“, sagt Ojeda. „Aber weil ich glaube, dass alle zurückkommen, hoffe ich, dass wir das nicht nötig haben.“

So oder so müssen die Rückkehrer dann erst einmal zwei Wochen in Quarantäne, die aktuellen Einreisebestimmungen sehen es so vor. Ojeda hofft jedoch, dass sich die Dauer noch verkürzen lässt, wenn die Gesundheit seiner Spieler schneller nachweisbar ist. Zwei negative Tests braucht es ohnehin, ehe die Spieler ins Training einsteigen dürfen.

An drei Wochen akribische Turniervorbereitung ist jedenfalls kaum zu denken. Im Gegenteil: Albas Trainergrande Aito Garcia Reneses, dessen tiefenentspanntes Wesen kein Thema so sehr in Aufruhr zu versetzen weiß wie mangelnde Zeit für geordnetes Teamtraining, dürften sich bereits jetzt die Haare aufstellen. Aber: „Auch er weiß, wie man mit dem Format umgeht“, sagt Ojeda. „Er ist bereit.“

Leonard Brandbeck

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