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Immer mit der Ruhe: Für Alba Berlin und Landry Nnoko ist in dieser Saison noch einiges möglich.

© Francesc Juan/dpa

Alba Berlins bisherige Saisonbilanz: Zwischen Selbstwert und Sehnsucht

Die Hauptrunde in der Basketball-Bundesliga ist für Alba Berlin beendet. Die Bilanz vor den Play-offs hat zwei Seiten. Ein Kommentar.

Im Sommer waren die Verantwortlichen von Alba Berlin noch um Zurückhaltung bemüht: Ja, natürlich habe man das begeisternde Team der Vorsaison weitgehend beisammenhalten können, hieß es. Gewiss sei die Mannschaft nun weiter in ihrer Entwicklung unter Coach Aito Garcia Reneses. Doch das bedeute eben nicht, dass in dieser Saison einfach alles so weiterlaufen würde: „Das kann gefährlich sein, denn da gibt es keinen Automatismus, das muss man sich immer wieder neu erarbeiten“, sagte Geschäftsführer Marco Baldi damals. Und das zeigte sich dann tatsächlich auch im Verlauf der bisherigen Saison, deren Hauptrunde in der Basketball-Bundesliga für Alba am Sonntagabend mit einem knappen Sieg in Ludwigsburg endete.

Bei der Bewertung der zurückliegenden 62 Spiele (34 davon in der Liga, 24 im Eurocup und vier im Pokal) tut sich ein Zwiespalt auf: Auf der einen Seite kann man die Berliner auch in dieser Saison wieder für ihren exzellenten Basketball loben. Man kann würdigen, wie wenig sie sich trotz der vielen Verletzungen und der hohen Belastung von ihrem intensiven Spielstil haben abbringen lassen. Man kann honorieren, wie zielgerichtet sie ihren Weg verfolgt haben, weiter auf den eigenen Nachwuchs zu setzen. Und man kann auf die nackte Bilanz schauen und sagen: Das war bislang ziemlich gut. Im Eurocup wie im Pokal schaffte es das Team bis ins Finale, mit Platz drei in der Liga steht Alba vor den Play-offs prima da.

Aber dann ist da eben auch diese Sache mit den Titeln. Und die hat in der bisherigen Saison besonders geschmerzt. Wie schon in der Vorsaison hat Alba zwei Finals verloren, beide nach großem Kampf, beide am Ende etwas unbedarft gegen abgezocktere Teams. So hat sich unter all die Freude über Albas spektakuläres Auftreten inzwischen auch ein wenig Trübsal und Enttäuschung gemischt. Vier knappe Finalniederlagen innerhalb eines Jahres haben an den Spielern sichtlich gezehrt. Die ganz große Lockerheit auf und neben dem Parkett ist den Berlinern seit der verlorenen Eurocup-Finalserie gegen Valencia abhandengekommen.

Es wird spannend sein zu sehen, wie die Berliner mit diesem Zwiespalt umgehen, wenn am Samstag mit dem ersten Spiel gegen Ulm die Play-offs beginnen. Kehrt mit dem Fokus auf die entscheidende Saisonphase und dem ausgewogeneren Spielrhythmus auch die Lockerheit wieder zurück? Oder verkrampft das Team, wenn es wieder eng zu werden droht?

Ein Platz unter den ersten Vier war das offizielle Ziel vor der Saison, und den sollte Alba auch schaffen. Aber ob das reicht, um die eigenen Ansprüche zu befriedigen? „Die Sehnsucht nach Titeln ist riesengroß“, hat Alba-Aufsichtsrat Axel Schweitzer gesagt. Schon vor der Saison.

Leonard Brandbeck

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