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Moskau oder San Antonio. Reggie Redding ist es egal, gegen wen Alba spielt.

© afp

Alba Berlin: Selbstbewusst in die Euroleague

Alba Berlin startet nach dem sensationellen Erfolg gegen NBA-Meister San Antonio Spurs mit viel Selbstvertrauen gegen den russischen Serienmeister ZSKA Moskau in die Euroleague. Trainer Sasa Obradovic sieht in dem Erfolg einen Nachteil.

Niels Giffey sucht nach den richtigen Worten. Der 23 Jahre alte Basketballprofi steht im Eingangsraum der Trainingshalle von Alba Berlin, wo sich vor Wochenfrist noch mehr als 100 Journalisten drängten. Diesmal warten genau zwei. Der Alltag hat die Berliner nach dem Spiel gegen den NBA-Meister San Antonio Spurs wieder eingeholt – doch der sensationelle Sieg wirkt noch nach. „Der Erfolg hat uns bewusst gemacht, was alles möglich ist“, sagt Niels Giffey nach einer längeren Pause, „er hat gezeigt, dass wir auch in der Euroleague einige Siege einfahren können.“

Vielleicht sogar gegen ZSKA Moskau. Der russische Serienmeister, gegen den Alba Berlin am Freitag (20 Uhr, Halle am Ostbahnhof, live bei Sport1) in die Euroleague startet, ist so etwas wie die San Antonio Spurs Europas. Zum Euroleague-Titel hat es zuletzt zwar aufgrund eines unfassbaren Fehlers des russischen Nationalspielers Victor Khryapa im Halbfinale gegen Maccabi Tel Aviv nicht gereicht. Doch mit einem Etat von 36 Millionen Euro und dem serbischen Aufbauspieler Milos Teodosic, dem vielleicht besten europäischen Basketballer außerhalb der NBA, sind die Russen erneut großer Favorit auf den Titel.

Normalerweise liegt diese Mannschaft ein gutes Stück außerhalb der sportlichen Reichweite von Alba Berlin – wenn da nicht dieses Spurs-Spiel gewesen wäre. „Man ist zwar nicht vom Etat her auf dem gleichen Level“, sagt Niels Giffey, „aber wir sind trotzdem in der Lage, uns mit ihnen zu messen.“ Sein Teamkollege Reggie Redding erzählt zwar lachend: „Das Spiel gegen die Spurs hilft uns in keiner Tabelle, wir haben keine Meisterschaft gewonnen – ich habe noch nicht einmal einen Bonus dafür bekommen.“ Dafür sei er motiviert wie immer. „Mir ist es egal, gegen wen wir spielen, die anderen müssen auch das Feld hoch- und runterrennen und ihre Würfe treffen.“

Alba Berlin startet folglich mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein in die Euroleague. Und Trainer Sasa Obradovic sorgt dafür, dass der gute Start mit sechs Siegen in sechs Spielen den Spielern nicht zu Kopfe steigt. Nach dem Erfolg (88:68) gegen Ulm kritisierte er seine Mannschaft hart. „Normalerweise dauert das Videostudium 20 Minuten“, berichtet Sasa Obradovc, „gestern hat es eine Stunde und 15 Minuten gedauert.“ So viele Fehler hatte er gesehen. Und auch den Sieg über die San Antonio Spurs nimmt er eher als Nachteil wahr. „Moskau wird uns jetzt noch ernster nehmen“, sagt der Alba-Trainer.

Zwar hat Geschäftsführer Marco Baldi das Erreichen der Top-16-Runde als Ziel ausgegeben, trotzdem hat für den Trainer die Euroleague nicht erste Priorität. „Die Bundesliga ist in dieser Saison wichtiger“, sagt er. Bei Niels Giffey ist das angekommen. „Unsere Ziele liegen in der Bundesliga“, erklärt der 23-Jährige, „wir sind ein junges Team und wollen in der Euroleague Erfahrung sammeln.“ Nur Leon Radosevic, Clifford Hammonds und Marco Banic haben bereits in der zweitbesten Basketballliga der Welt gespielt.

Vor allem will Alba Berlin das Umschalten von einem Höhepunkt in der Euroleague zum Alltag in der Bundesliga meistern. Zum Beispiel schon an diesem Wochenende, wenn am Sonntag um 15 Uhr das Bundesligaspiel beim Aufsteiger Crailsheim Merlins folgt. Wenig Zeit zur Regeneration, was Sasa Obradovic sehr aufregt. „Wie kann die Bundesliga so einen Termin akzeptieren, warum spielt man nicht um 17 oder 18 Uhr“, kritisiert der Alba-Coach, „das ist ein großes Verletzungsrisiko.“

In seiner ersten Saison als Alba-Cheftrainer hatte seine Mannschaft die Doppelbelastung schlecht weggesteckt und war in den Play-offs der Bundesliga kraftlos in der ersten Runde gegen Bayern München ausgeschieden. „Jetzt sind wir wettbewerbsfähiger“, glaubt Sasa Obradovic, „wir haben eine bessere Bank.“ Und einen hoch motivierten Reggie Redding. Der US-Amerikaner hat zwar noch nie Euroleague gespielt, trotzdem sagt er: „Wir wollen so weit wie möglich kommen, es in die Top 16 zu schaffen, wäre gut. Und dann versuchen wir, bis zum Final Four zu kommen.“ Sollte ihm das gelingen, dürfte er sogar einen Bonus bekommen.

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