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Sprung über den großen Teich. Für Jordan Crawford soll Alba die erste Station in Europa sein. In der NBA spielte er für die Atlanta Hawks, Washington Wizards, Boston Celtics (im Bild), Golden State Warriors und New Orleans Pelicans.

© CJ Gunther/dpa

Alba Berlin: Neuzugang Jordan Crawford hat Probleme beim Medizincheck

Der ehemalige NBA-Profi Jordan Crawford soll Albas verletzungsgeplagtem Team mit seiner Erfahrung helfen – doch beim Medizincheck gibt es Komplikationen.

Es war richtig voll auf dem Spielfeld in der Arena am Ostbahnhof. Am Dienstag bereiteten sich die Basketballer von Alba Berlin in ihrer Heimspielstätte auf das Eurocup-Duell gegen Limoges am Mittwoch (20 Uhr, Telekomsport) vor. Die Ränge waren leer und so hallte das Quietschen der Turnschuhe und das Tippen des Balles ungewohnt deutlich durch die große Halle. Auf dem Parkett mischten auch die verletzten Spieler mit: Peyton Siva machte mit einem elastischen Band Kraftübungen, Joshiko Saibou und Kenneth Ogbe warfen ein paar Körbe und selbst Martin Hermannsson war dabei – auch wenn sein schützender Schuh am rechten Fuß aussah, als käme er direkt aus dem Raumfahrtmuseum.

Es war also ziemlich was los bei Alba, der Mann des Tages fehlte aber. Am Montag hatten die Berliner die Verpflichtung von Jordan Crawford verkündet und wollten diesen vor dem Training vorstellen. 294 Spiele in der NBA, ehemaliger Mitspieler von Stars wie Steph Curry, Anthony Davis oder Rajon Rondo – so ein Neuzugang sorgt natürlich für Aufmerksamkeit. Es wurde dann auch viel über Crawford gesprochen, nur selbst sprechen konnte er nicht. Denn während das Training bereits lief, war der 30 Jahre alte US-Amerikaner noch im Unfallkrankenhaus in Marzahn. Der obligatorische Medizincheck verzögerte sich und wurde am Dienstag nicht mit dem erhofften Ergebnis beendet. Was für Probleme dabei aufgetreten sind, sagte der Klub nicht, am Mittwoch folgen jedoch weitere Untersuchungen. Es passt zu Albas jüngstem Pech, dass bei dem Spieler, der die verletzungsbedingte Lücke schließen soll, nun offenbar auch Fragezeichen physischer Natur aufgetreten sind.

Albas Verantwortlichen schmeckt das natürlich gar nicht. Crawfords Vertrag läuft nur über einen Monat und er soll dem verletzungsgeplagten Team am besten sofort, also gegen Limoges, helfen. Ein Einsatz am Mittwoch ist nun ziemlich unwahrscheinlich, denn nach dem Medizincheck stünden noch einige bürokratische Praktiken an, um die Spielerlaubnis zu erhalten.

"Er ist ein höllisch guter Scorer"

Albas Profis und Trainer wussten vor dem Training noch nichts von den Komplikationen bei ihrem neuen Kollegen in spe und äußerten sich sehr hoffnungsvoll. „Er ist ein höllisch guter Scorer“, sagte Peyton Siva, der 2015 zusammen mit Crawfords älterem Bruder Joe in der US-amerikanischen D-League spielte. In der NBA kam Jordan Crawford in sechs Spielzeiten auf einen Punkteschnitt von 12,2. Als er 2016 zwischenzeitlich bei Tianjin Ronggang in der bestenfalls zweitklassigen chinesischen CBA unter Vertrag stand, gelangen ihm in einem Spiel 72 Zähler.

Solche Statistiken erwartet in Berlin niemand von ihm. Alba hofft aber auf einen abschlussstarken und vor allem erfahrenen Profi mit Führungsqualitäten – oder „veteran leadership“, wie es Siva im englischen Basketball-Fachjargon ausdrückt. Denn so gut die jungen Franz Wagner (17), Jonas Mattisseck (18), Bennet Hundt (20) und Stefan Peno (21) die Lücke bisher gefüllt haben, ein Team führen können sie alleine noch nicht. „Ich denke, dass Jordan uns helfen wird, ein besseres Gleichgewicht zu haben“, sagte Reneses. „Er ist erfahren genug, um viele Dinge, die das Team macht, schnell zu verstehen.“ Auch wenn es mitten in der Saison nicht einfach ist, neu in eine Mannschaft zu kommen und sich an einen anderen Spielstil anzupassen, haben Reneses und seine Basketballer keine Zweifel an den sportlichen Qualitäten Crawfords.

Ein Fragezeichen bleibt allerdings – abgesehen von den beim Medizincheck aufgetretenen Problemen – sein Fitnesszustand. Sein letztes professionelles Spiel absolvierte er mit den New Orleans Pelicans Ende April in den NBA-Play-offs gegen den späteren Meister Golden State Warriors. Dabei erzielte er in nur acht Minuten 14 Punkte, das ist aber schon mehr als ein halbes Jahr her. Seitdem trainierte er meist individuell, die Spielpraxis auf hohem Niveau fehlt ihm gänzlich.

Crawford hat noch nie in Europa gespielt

Diesen Mangel soll Crawford durch seinen Willen kompensieren. Nach einigen schwierigen Jahren mit Kurzzeitverträgen in der NBA, Phasen in der D-League und zwei Wechseln nach China geht Crawford einen neuen Weg. „Das Wichtigste ist, ob ein Spieler wirklich kommen will“, sagte Reneses. „Manchmal überzeugt man jemanden mit viel Geld und dann ist der Name besser als die Leistung.“ Das sei bei Crawford aber nicht der Fall gewesen, sonst hätte sich Alba einen so großen Namen gar nicht leisten können. „Für ihn ist es jetzt der richtige Moment, nach Europa zu wechseln“, sagte Reneses, der zusammen mit Sportdirektor Himar Ojeda die potenziellen Neuzugänge analysierte und sich letztlich für Crawford entschied. „Er wollte wirklich zu uns kommen“, sagte Reneses, und werde von Beginn an 100 Prozent geben. Seit Dienstag muss man dabei eine Einschränkung machen: Sofern die Ärzte ihr Okay geben.

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