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Gleiche Höhe. Vedad Ibisevic (l.) und Hertha BSC verlangen Gelson Fernandes und der Eintracht alles ab.

© Thomas Frey/dpa

Update

Achtungserfolg bei Eintracht Frankfurt: Hertha BSC wie in besseren Tagen

Hertha BSC trotz dem Europapokal-Halbfinalisten Eintracht Frankfurt ein 0:0 ab. Der Auftritt der Berliner erinnert an starke Auftritte in der Hinrunde.

Nach exakt 25 Minuten änderte sich alles, zumindest im Gästeblock der Frankfurter Arena. Mit lautem Getöse zogen die Ultras von Hertha BSC, die auf der Autobahn im Stau festgesteckt hatten, die Treppe hinunter. Fortan war auch auf der östlichen Seite des Stadions so etwas wie Unterstützung zu beobachten, nachdem die normalen Anhänger sich ohne Anleitung der Ultras nicht so richtig getraut hatten. Besonders gut hören konnte man die Fans des Berliner Fußball-Bundesligisten am Samstag nicht, dazu ist der Anhang der Frankfurter Eintracht in diesen Wochen des anhaltenden Hochgefühls einfach zu laut und mächtig. Auf dem Platz aber waren die Kräfteverhältnisse keineswegs so eindeutig ausgeprägt. Hertha trotzte dem Europa-League-Halbfinalisten ein mehr als verdientes 0:0 ab.

„Es war ein geiles Fußballspiel“, sagte Valentino Lazaro, der nach der von Trainer Pal Dardai verordneten Denkpause in Herthas Startelf zurückgekehrt war. Die Berliner spielten so, als wären nicht nur bei Lazaro, sondern auch bei all seinen Teamkollegen die Systeme einmal runter- und wieder hochgefahren worden. Plötzlich funktionierte, was lange nicht funktioniert hatte. Gegen die Eintracht war wieder die alte Dardai-Hertha zu sehen: gut organisiert, fleißig und im Konterspiel durchaus gefährlich. „Die Mannschaft hat sehr gut gekämpft und ehrliche Arbeit abgeliefert“, sagte der scheidende Trainer.

Nach fast zwei Monaten ohne Sieg, fünf Niederlagen in Folge und zuletzt einem biederen 0:0 gegen den Tabellenletzten Hannover war mit einem solchen Auftritt nicht unbedingt zu rechnen gewesen. „Das spricht für die Mannschaft“, sagte Kapitän Vedad Ibisevic. „Aber es ist ganz sicher nicht einfach, in einer solchen Situation Fußball zu spielen und alles wegzustecken.“ Hertha aber bestimmte von Beginn an das Spiel, hatte mehr Ballbesitz und wirkte trotz der gravierenden Personalprobleme vor allem in der Defensive sehr sicher.

Anfangs fehlte den Gästen noch die Genauigkeit beim finalen Pass, um die Frankfurter ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Vor allem Ondrej Duda besitzt inzwischen eine traumwandlerische Sicherheit darin, immer genau die falsche Entscheidung zu treffen. Immerhin aber zwang der Slowake Frankfurts Torhüter Kevin Trapp Mitte der ersten Halbzeit erstmals zum Eingreifen. Sein Schuss aus 20 Metern war allerdings nicht platziert genug. Kurz nachdem Herthas Ultras im Stadion angekommen waren, gelang den Berlinern der bis dahin schönste Angriff. Lazaro spielte den Ball mit der Hacke in den Lauf von Lukas Klünter, dessen präzise Flanke fand am langen Pfosten Ibisevic, doch Herthas Kapitän setzte den Ball per Kopf am Tor vorbei. „Kein Mensch hätte es lieber gemacht als ich“, sagte der Bosnier.

Nach dem, was ich gestern gesehen habe, wird das nächste Heimspiel gegen Stuttgart sicher kein Selbstläufer und man muss gegen die Schwaben mindestens auf dem gleichen Niveau wie gegen Frankfurt spielen, um ein oder drei Punkte in der Stadt zu behalten.

schreibt NutzerIn Lindemann67

Klünter sieht für ein taktisches Foul Gelb-Rot

Ab der 30. Minute zeigten die Frankfurter, warum sie es in der Europa League unter die letzten vier und in der Bundesliga auf einen Champions-League-Platz geschafft haben. Die Eintracht machte mehr Druck und kam bis zur Pause zu zwei sehr guten Chancen: Erst rettete Torhüter Rune Jarstein glänzend gegen Ante Rebic, dann grätschte Jonathan de Guzman den Ball aus fünf Metern freistehend über das Tor.

Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit machten die Berliner wieder das Spiel. In den ersten zehn Minuten setzten sie sich regelrecht in der Frankfurter Hälfte fest und eroberten verlorene Bälle umgehend wieder zurück. Die Eintracht wirkte in dieser Phase ein bisschen müde und hatte in gleich zwei Situationen Glück: Erst verfehlte der unermüdliche Per Skjelbred aus aussichtsreicher Position deutlich das Tor, dann lenkte Trapp einen Schuss von Karim Rekik gerade noch um den Pfosten.

Am Ende bleibt ein bitteres Gefühl

Dardai brachte mit Selke, Dilrosun und Leckie drei frische Offensivspieler. In Frankfurt auf Sieg zu spielen war angesichts des Auftritts seiner Mannschaft keineswegs größenwahnsinnig. Der Plan aber wurde zehn Minuten vor Schluss wieder hinfällig, nachdem Klünter nach einem taktischen Foul mit Gelb-Rot vom Platz musste. Und doch hatte Skjelbred in letzter Minute noch die große Chance zum Sieg, als er allein auf Trapp zulief, Eintrachts Torhüter aber nicht bezwingen konnte. „So bleibt ein bitteres Gefühl“, sagte Pal Dardai. Trotz einer überzeugenden Leistung seiner Mannschaft.

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