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Der Dreier sitzt. Albas Nationalspieler Johannes Thiemann (Mitte) traf am Donnerstag gegen Kaunas innerhalb von 61 Sekunden drei Mal aus der Distanz.

© imago images/camera4+

Achter Sieg in Folge: Johannes Thiemann und Alba Berlin sind wieder im Flow

Alba zeigt auch in der Euroleague aufsteigende Form. Dass das Final Four in Belgrad statt wie geplant in Berlin stattfindet, betrifft Alba aber eher nicht.

Der Ball hatte Johannes Thiemanns Hand noch nicht einmal verlassen, da baute sich im Publikum bereits eine ungläubige Vorfreude auf. Der Nationalspieler in Reihen von Alba Berlin hatte in dieser Anfangsphase des vierten Viertels bereits zwei Dreier in Folge versenkt und setzte nun erneut zum Wurf an. Sein Verteidiger ließ ihm zu viel Platz, Thiemann zögerte nicht und – Splash! – flog der Ball durch den Ring zur vorzeitigen Entscheidung. Innerhalb von 61 Sekunden erzielte der 28-Jährige neun seiner 17 Punkte und hielt lächelnd drei Finger in die Höhe. „Der erste war ein ganz normaler Wurf aus dem Spiel. Beim zweiten sinkt mein Gegenspieler ab und ich habe mir gedacht: Gerade habe ich einen getroffen, also warum nicht. Und der dritte ist dann ganz leicht, da hat man gar keinen Druck“, beschreibt Thiemann die Sequenz, in der er sich regelrecht in einen Flow warf.

Damit ist Thiemann auch ein Sinnbild für die gesamte Berliner Mannschaft. Nach der zweiwöchigen Quarantäne im Januar und den anschließenden physischen Problemen ist Alba mittlerweile wieder nah an der Bestform – und das obwohl mit Marcus Eriksson, Louis Olinde und Yovel Zoosman drei wichtige Spieler verletzt fehlen. Acht Spiele hat die Mannschaft jetzt in Folge gewonnen, darunter der Pokalsieg und zwei Begegnungen in der Euroleague. „Nach Corona lief es für ein paar Wochen einfach nicht, da habe ich mich auch körperlich nicht gut gefühlt“, sagte Thiemann nach dem 82:74 Sieg gegen Zalgiris Kaunas am Donnerstagabend. „Aber das Gefühl kommt zurück und das sieht man.“

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Die steil ansteigende Form von Alba hat vor allem einen sehr offensichtlichen Grund: den Spielplan. Waren die Berliner in den vier Wochen nach der Quarantäne noch zwölf Mal im Einsatz und davon sieben Mal auswärts, boten die vergangenen Tage zum ersten Mal seit langer Zeit die Möglichkeit für richtige Trainingsarbeit. Zwischen den Euroleague-Spielen gegen Villeurbanne, Kaunas und Olympiakos Piräus am kommenden Donnerstag liegt jeweils eine Woche – ein Luxus, den Alba so gar nicht kennt. „Wir sind nicht häufig in der Situation, dass wir mal ein bisschen Pause haben und die hat uns sehr gutgetan“, sagte Jonas Mattisseck. Im Training habe die Mannschaft ihre Spielsysteme verfeinert, an der Verteidigung gearbeitet. „Jetzt sind wieder voll da.“

In der Euroleague wird es trotz der jüngsten Ergebnisse und des Ausschlusses der drei russischen Mannschaften aller Voraussicht nicht für die Play-offs reichen. Daher dürfte die Berliner die Nachricht vom Freitag nicht allzu traurig stimmen. Wie schon seit Wochen spekuliert wurde, findet das Final Four im Mai nun doch nicht wie geplant in Berlin statt, sondern in Belgrad. Dort sieht die Ligaleitung aufgrund der geltenden Corona-Regeln und der Zusagen der Behörden größere Chancen auf volle Ränge. Berlin soll allerdings nicht ganz leer ausgehen, sondern in den kommenden Jahren Standort der Endrunde sein. „Das wäre doch gar nicht so schlecht, da sind wir dann vielleicht selbst dabei“, sagte Albas Manager Marco Baldi vor Wochen scherzhaft, als erstmals über eine mögliche Verlegung berichtet wurde. In Berlin hätte wohl niemand etwas dagegen.

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