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Auf Wiedersehen: Neven Subotic verlässt den 1. FC Union.

© Andreas Gora/dpa

Abwehrspieler verlässt den 1. FC Union: Neven Subotic geht als mündiger Profi

Subotic brachte Erfahrung und sogar etwas Star-Qualität nach Köpenick. Mit seinem Engagement eckte er aber auch an. Nun ist für ihn kein Platz mehr bei Union.

Der kleine Junge in Reichenwalde strahlte vor Aufregung. Im Rahmen ihres Brandenburger Trainingslagers vor ein paar Wochen trainierten die Profis des Fußball-Bundesligisten 1. FC Union auf dem Rasen eines Dorfvereins. Und besonders bei einem Spieler konnte der Junge seinen eigenen Augen kaum trauen. „Boah, guck mal“, sagte er zu seinem Kumpel: „Da ist doch Subotic!“

Nicht nur wegen seines dunklen Zopfes fällt Subotic unter den Union-Profis immer als einer der ersten auf. Der Serbe, der mit Borussia Dortmund zweimal Deutscher Meister wurde, ist wohl eines der bekanntesten Gesichter und der berühmteste Name im Kader der Köpenicker. Angekommen im Sommer 2019, verlieh er dem Bundesliga-Aufsteiger nicht nur schwer benötigte Erstligaerfahrung – sondern auch ein Quäntchen Star-Qualität.

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Damit ist es aber bald vorbei. Beim 2:0-Testspielsieg gegen Dynamo Dresden am Samstag stand Subotic zwar in der Startelf, spielte damit aber aller Voraussicht nach ein letztes Mal für Union. Wie der Verein am Freitagabend verkündet hatte, wird Subotic zur kommenden Saison woanders spielen. „Für den Verein ist es der richtige Schritt, sich um die Zukunft zu kümmern. Für mich persönlich gilt es immer, das Beste aus dem Leben zu machen. Ich habe noch ein paar Jahre in diesem Geschäft, und möchte das zu 100 Prozent angehen“, sagte Subotic nach dem Test am Samstag. Er blicke auf ein „erfolgreiches Jahr“ zurück: „Vor allem bei den Fans möchte ich mich bedanken. Ich habe vieles erlebt in meinem Leben, aber eine solche Fanszene, wie es sie hier gibt, ist etwas außerordentlich Schönes.“

Ganz überraschend kommt sein vorzeitiger Abschied nicht. Seit Wochen hatte es sich angedeutet, dass der frühere Dortmunder keine Rolle mehr spielen würde bei Union. Vor allem in der Hinrunde hatte Subotic einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass sich der Verein schon im März in Reichweite des Klassenerhalts befand.

Neven Subotic blieb der Elefant im Raum

Doch nach der Coronavirus-Pause spielte er auf dem Platz nur eine Nebenrolle. In den acht Geisterspielen kam Subotic auf lediglich vier Einsätze. Vielmehr fiel er mit seinen Äußerungen neben dem Platz auf, sei es zum Bundesliga-Restart oder zur Verwendung von Schmerzmitteln im Profifußball.

Als mündiger Fußballspieler ist Subotic, dessen gleichnamigen Stiftung sich seit Jahren für bessere Ausbildung und Trinkwasserversorgung in Eritrea und Äthiopien einsetzt, ja schon seit langem bekannt. Im Juni wuchs plötzlich der Verdacht, dass er für Union zu mündig wurde.

Engagiert: Neven Subotic zeigt auch abseits des Feldes Einsatz.
Engagiert: Neven Subotic zeigt auch abseits des Feldes Einsatz.

© DeFodi/Imago

Diesen Vorwurf hatte Ruhnert im Juni im ZDF-Interview ausdrücklich zurückgewiesen. Union erwarte von seinen Spielern nur, dass sie sich „voll und ganz für den Verein“ engagieren, sagte er, und machte damit subtil klar, dass er aus einer Mücke keinen Elefanten machen wolle.

Der Elefant im Raum blieb Subotic aber in der Sommerpause trotzdem. Vor dem Saisonende hatte Trainer Urs Fischer immer wieder betont, dass er nicht gegen Subotic entscheide, sondern für andere Spieler. Als er beim Start in die Vorbereitung erneut zum Serben befragt wurde, zeigte er sich genervt. „Hast du ihn heute beim Training gesehen?“, fragte er. Tatsächlich war Subotic mit vollem Einsatz dabei gewesen.

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An seiner Einstellung soll es also nicht gelegen haben, dass Subotic und Union nun getrennte Wege gehen. Vielmehr könnte es darum gehen, dass er einfach nicht mehr die Rolle spielen kann, die er in der vergangenen Saison spielte. Mit Marvin Friedrich, Nico Schlotterbeck, Florian Hübner und Robin Knoche hat Union auch ohne Subotic eine gut besetzte Innenverteidigung. Mit Knoche hat der Klub sogar noch einen Spieler dazugeholt, der ähnlich viel Bundesligaerfahrung hat wie der Serbe.

An Star-Qualität wird es auch in der kommenden Saison nicht fehlen. Dafür sorgt alleine schon Max Kruse. Seine Ankunft vor einer Woche sorgte für großen Rummel. Das wird wohl auch im folgenden Trainingslager so sein. Zumindest unter den Kindern.

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