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"Fußballgott": So warb selbst die biedere Bewag einst mit dem Fußballer. Ein Zeitdokument.

© Tsp-Altarchiv/Bewag/promo

Abschiedsspiel im Olympiastadion Berlin: Marcelinho sagt Tschüssikowski, Hertha

Er war einer der letzten Typen, schoss Tore, brachte Manager zur Verzweiflung und alle zum Lachen. Marcelinho gibt 2017 sein Abschiedsspiel in Berlin.

Große Güte, war das ein Fußballer: Marcelinho, 41, der vielleicht letzte Typ bei Hertha - 165 Spiele, 65 Tore, 1000 Geschichten.

Er schoss Freistöße, Ecken, überrannte ganze Abwehrreihen, prügelte den Ball ins Netz und schoss den Ball an anderen Tagen gefühlvoll aus 50 Metern ins Tor. Gegen Freiburg war's, lange her - unvergessen.

Keiner konnte so schön mit der Eckfahne tanzen wie Herthas letzter 10er, keiner lachte so breit neben Plüschbär „Herthinho“, der ja fast seinen Namen trug. Selbst die biedere Bewag warb mit ihm und nannte ihn "Gott".

Rennt, lacht, schießt Tore: Marcelinho.
Rennt, lacht, schießt Tore: Marcelinho.

© picture-alliance / dpa/dpaweb

Der Mann brachte alle bei Hertha von 2001 bis 2006 um den Verstand. Zumal er echter Berliner war: Er fuhr zu schnell Auto, kam immer immer im Clan und ging mitunter zwischen zwei Schichten bis 4.34 Uhr einen trinken (Ex-Manager Hoeneß:„Wenn ich um fünf Uhr morgens im Bett liege und höre, dass da ein Spieler die Puppen tanzen lässt, widert mich das an.“). Mal prügelte er sich in Diskos, mal unterschrieb er gleich den Mietvertrag.

Er ging ins KaDeWe - und brachte alle zum Lachen

Und er hatte ulkige Frisuren auf dem Kopf. Besonders schön die Ankedote, wie er einst ins KaDeWe ging, um sich die Haare Schwarz-Rot-Gold färben zu lassen, der Friseur allerdings bei der Reihenfolge der deutschen Fahne durcheinanderkam - und Marcelinho schließlich mit belgischer Flagge auf dem Kopf auftauchte.

Als er seinen Urlaub um neun Tage verlängerte, war Schluss in Berlin. Herthas Held wurde zur Nervensäge, er ging in die Türkei und spielte noch mal in Wolfsburg, aber hey, wer ist schon Marcelinho und wo dieses Wolfsburg?

Tschüssikowski hat er nie gesagt

Tschüssikowski hat er in Berlin nie gesagt, die Fans ja auch nicht. Das wird jetzt nachgeholt. Im März 2017 reist er nach Berlin, bringt ein paar Kumpels mit („Rivaldo, Roberto Carlo, Paule Beinlich ...“) und schmeißt eine kleine Feier: Natürlich hat er das Olympiastadion gemietet. Ein echter Marcelinho.

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Tickets gibt’s ab Donnerstag für 10 Euro. Marcelinho lässt auch noch mal ein paar nette Worte ausrichten, zu finden unter diesem Link "Ich erinnere mich noch heute daran, wie sich der damalige Manager um mich gekümmert hat – fast wie um einen eigenen Sohn."

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