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Kein Bock aufs Weiße Haus. Megan Rapinoe spielte US-Präsident Trump ein Stück weit in die Karten.

© Franck Fife/AFP

Absage an US-Präsident Donald Trump: Megan Rapinoes wechselseitiger Gefallen

Die Kapitänin des US-amerikanischen Frauen-Nationalteams sagte einen Besuch im Weißen Haus ungefragt ab. Dabei lud sie sich dadurch selbst ein. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Das war mal eine Ansage von Megan Rapinoe. Da hatte die Käpitänin des US-Fußballteams mal so ungefragt in die Welt geschleudert, dass sie im Falle eines Triumphes bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Frankreich in keinem Fall ins „verfickte“ Weiße Haus zum verhassten Trump gehen werde. Das aber war die Steilvorlage für den Twitter-Präsidenten.

Donald Trump lud das ganze Team schnell mal ein. Egal, ob die US-Frauen nun bei der WM etwas gewinnen oder auch nicht. Sie sollen kommen. Denn Trump ist ein großer Fan des Teams, wie er nun urplötzlich festgestellt hat. Geschickt hat Trump den Pass von Rapinoe aufgenommen - die nicht minder geschickt gespielt hat.

Denn an sich stand gar nicht zur Debatte, dass die Mannschaft ins Weiße Haus eingeladen wird. Warum auch? Fußball ist in den USA eine Randerscheinung im Sport, die Profiliga der Frauen dümpelt so vor sich hin. Zur Zeit hat sie noch neun Vereine und spielt sogar während der laufenden WM weiter.

Vor vier Jahren wurden die Weltmeisterinnen in Los Angeles empfangen und ein paar 1000 Teenager kreischten, vom Weißen Haus also Tausende von Meilen weit weg. Dank Rapinoe sind sie aber nun eingeladen und können auch absagen. Und Trump hat das Vergnügen, endlich wieder einmal vom Sport wahrgenommen zu werden.

Rapinoe-Trump-Symbiose könnte Schule machen

Das angestammte Prozedere, die Sieger der vier großen Profiligen zu ehren - Fußball gehört in den USA weder bei den Männern noch bei den Frauen dazu - funktioniert bei Trump nämlich nicht so recht. Die Basketballer der NBA kommen schon seit Jahren nicht mehr. Trump widmete ihnen übrigens im Tweet an das US-Fußballteam gleich mehrere kostbare Twitter-Zeilen.

Die Rapinoe-Trump-Symbiose könnte durchaus Schule machen. In Deutschland werden erfolgreiche Frauenteams abseits des Fußballs weder beim Präsidenten noch bei der Kanzlerin vorgeladen. Das können sie ganz einfach ändern. Die Spielführerin der Handball-Nationalmannschaft der Frauen müsste während einer WM nur sagen: „Ich gehe nicht ins beschissene Schloss Bellevue.“ Die Einladung vom Bundespräsidenten wäre bestimmt einen Tag später da.

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