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Louis Olinde sorgte mit seinem Fastbreak-Dunk für einen emotionalen Höhepunkt.

© IMAGO/camera4+

86:73 im ersten Finale gegen Bayern München: Alba Berlin macht den ersten Schritt zur Titelverteidigung

Lange sieht es in einem kampfbetonten Spiel nicht gut aus für Alba, doch in der Schlussphase haben die Berliner gegen den großen Rivalen die bessere Ausdauer.

Die Warschauer Straße ist in Sichtweite der Arena am Ostbahnhof, die Spiele der Basketballer von Alba Berlin sind zwischen Touristen, Partyvolk und Kieztrubel meist aber allenfalls zu erahnen. Doch am Freitagabend strömten fröhliche Menschen in gelben oder blauen Trikots schon lange vor dem ersten Sprungball in Richtung Halle, auf dem Fahrrad, mit dem Auto, in der Bahn. Auch wenn der Zuschauerzuspruch schon mal besser war als in dieser Saison, ist ein Finale gegen den großen Rivalen aus München natürlich ein Pflichttermin für Albas Fans.

Kurz vor dem ersten Sprungball formulierten sie auf einem großen Spruchband ihre Forderung an die Mannschaft: „Macht’s nochmal!“ Vor einem Jahr besiegten die Berliner den FC Bayern erstmals im Finale um die deutsche Meisterschaft und nach dem ersten von maximal fünf Endspielen der aktuellen Saison sieht es für Alba erneut gut aus. Vor 10.567 Zuschauern in der heimischen Arena gewann der Titelverteidiger nach einem starken Schlussviertel 86:73 (22:20, 18:23, 21:19, 25:11). Es war der 18. Sieg auf nationaler Ebene in Folge für Alba.

„Es zeichnet uns aus, dass wir nicht aufhören“, sagte Albas Louis Olinde. „Wir lagen mit fünf Punkten hinten Ende des dritten Viertels, das sah vielleicht nicht so gut aus, aber wir haben einfach weitergespielt.“ Das zweite Finale findet am Dienstag (19 Uhr) in München statt.

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Pünktlich zum Saisonhöhepunkt hatte Alba zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit den gesamten Kader zur Verfügung. Nach vier Monaten Verletzungspause war Marcus Eriksson wieder einsatzfähig, der schwedische Dreierspezialist blieb aber ebenso in Zivil hinter der Bande wie Tim Schneider.

Die Berliner gingen mit einem vermeintlichen Vorteil ins Spiel. Nach dem 3:0 im Halbfinale gegen Ludwigsburg hatten sie eine ganze Woche, um sich auf das erste Finale vorzubereiten. Den Münchnern blieben nach ihrem Sieg im entscheidenden fünften Halbfinale gegen Bonn hingegen nicht einmal 48 Stunden. Wie Alba sind die Bayern durch die lange Euroleague-Saison allerdings daran gewöhnt, schnell zu regenerieren und sich in kürzester Zeit auf einen neuen Gegner einzustellen. Zumal es am Freitag bereits das fünfte Aufeinandertreffen in dieser Saison war und es somit keinerlei Geheimnisse zwischen den Teams gibt. So waren den Bayern die Strapazen der vergangenen Tage lange nicht anzusehen.

Louis Olinde bringt die Halle zum Kochen

Die Münchner verstanden es sehr gut, den Berlinern ihre größte Stärke zu nehmen: das schnelle, kreative Spiel. In der ersten Hälfte leisteten sich die Gäste gerade mal vier Ballverluste und es war deutlich zu erkennen, warum die beiden Teams in dieser Saison die besten Verteidigungen der Liga stellen. Das zähe, eher langsame Spiel kommt traditionell eher den Münchnern zugute – und das war auch am Freitag so.

Weder der frühere Bayern-Profi Maodo Lo noch Kapitän Luke Sikma fanden ihren Rhythmus und so fehlten den Berlinern offensiv die Ideen. Zwar konnte sich keine Mannschaft klar absetzen, doch im Laufe des zweiten Viertels verfestigte sich der Eindruck, dass sich die Gäste mit dieser Art des Basketballs wohler fühlen – und sie hatten in Andreas Obst einen treffsicheren Distanzwerfer. Dass die Statistik zur Halbzeit für Alba nur neun Assists aufwies und damit weniger als die Bayern, fasste das Geschehen ganz gut zusammen.

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Doch schon die Serie gegen Ludwigsburg hatte gezeigt, dass die Berliner bei Bedarf auch kämpfen können. Yovel Zoosman traf einige wichtige Dreier, Tamir Blatt setzte seine Mitspieler in Szene und so blieb Alba stets in Schlagdistanz. Das Publikum trieb die Mannschaft nach einigen umstrittenen Pfiffen noch lautstärker an und gegen Ende des dritten Viertels drehte sich das Spiel.

Bei den Münchnern machte sich die Müdigkeit nun langsam doch bemerkbar und ihre Fehlerquote ging nach oben. Christ Koumadje glich mit einem krachenden Dunk aus und als Louis Olinde den Ball im Fastbreak in den Korb stopfte, brüllte nicht nur der Berliner Flügelspieler seine Freude in die Welt hinaus. Bayerns Trainer Andrea Trinchieri versuchte sein Team mit einer Auszeit zurück ins Spiel zu bringen, doch es half nichts – und der erste Teil der Berliner Mission war erfüllt.

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