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Christoph Daum, hier im Jahr 2007 als Trainer des 1. FC Köln.

© dpa

65. Geburtstag: Christoph Daum hat meist das richtige Näschen

Titel und ein Skandal, gute Sprüche und Reibereien mit den Bayern: Christoph Daum feiert am Mittwoch seinen 65. Geburtstag.

Von David Joram

Rückblickend auf den weiteren Lauf der deutschen Fußballgeschichte muss man feststellen: Ja, Christoph Daum durfte anno 2000 ein „absolut reines Gewissen“ haben. Das bisschen Koks. So sauber wie das Sommermärchen 2006 war der beste Bundestrainer aller Zeiten, der dies wegen eben jener Kokainaffäre nie sein konnte, allemal.

Ehrlich ist der Trainer Christoph Daum stets gewesen: „Und zur Haaranalyse muss ich im Nachhinein sagen, das war ein Fehler.“ Er galt als direkt: „Mir ist es egal, ob es ein Brasilianer, Pole, Kroate, Norddeutscher oder Süddeutscher ist. Die Leistung entscheidet, nicht irgendeine Blutgruppe.“ Daum galt als fleißig: „Wir kommen noch in den Uefa-Cup! Dafür arbeite ich 25 Stunden am Tag.“ In den verbliebenen Stunden entwickelte er den modernen Fußball weiter: „Andere erziehen ihre Kinder zweisprachig, ich beidfüßig.“

Daum wusste, dass nicht alle seine Klubs (Köln, Stuttgart, Leverkusen, Besiktas, Austria Wien, Fenerbahce, Frankfurt, Brügge, Bursaspor) ihn immer vollauf unterstützen – er nahm es gelassen: „Man muss nicht immer die absolute Mehrheit hinter sich haben, manchmal reichen auch 51 Prozent.“ Nur der FC Bayern wollte ihn, soweit bekannt, nie. Aber die Aufgabe wäre Daum eh zu billig gewesen: „Bei denen ist sogar die Putzfrau schon zehn Mal Meister geworden!“

Rotationsprinzip und Detonationsprinzip

Schade, eine Zusammenarbeit mit Bayerns Bossen wäre durchaus spannend gewesen („Ich kann mir doch nicht von Uli Hoeneß was über Charakter sagen lassen“). Auch für Daum stand der Erfolg an höchster Stelle: „Ob Rotationsprinzip oder Detonationsprinzip: Hauptsache wir gewinnen!“ Und dem schon jetzt legendären Münchner Rundumschlag gegen die Pressevertreter hätte sich Daum seinerzeit bestimmt angeschlossen: „Im Vergleich zu den Artikeln, die sie schreiben, sind die Märchen aus Tausendundeiner Nacht empirische Untersuchungen.“

Die klugen Fragen stellte Daum stets selbst: „Das Gegentor fiel zum psychologisch ungünstigsten Zeitpunkt. Aber man muss an dieser Stelle auch einmal die Frage stellen, ob es Gegentore gibt, die zu einem psychologisch günstigen Zeitpunkt fallen.“ Worte eines deutschen Meistertrainers (VfB ’92), der nicht immer, aber oft das richtige Näschen hatte.

Lieber Christoph Daum, alles Gute zum 65. Jahrestag!

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