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Rafal Gikiewicz ging voran. Nun gab der Klub bekannt, dass die ganze Mannschaft auf Teile ihres Lohns verzichtet.

© Ronny Hartmann / AFP

61 Einsätze ohne Pause: Rafal Gikiewicz ist der Dauerspieler des 1. FC Union

Rafal Gikiewicz ist beim 1. FC Union gesetzt, sein Vertrag läuft allerdings am Saisonende aus. Vor dem Spiel bei Werder Bremen ist der Torwart angeschlagen.

Viele Vereine nutzen den Pokalwettbewerb, um ein bisschen zu rotieren und den Dauerreservisten auch mal einen Einsatz zu ermöglichen. Der FC Barcelona hatte vor einigen Jahren sogar mal die gewöhnungsbedürftige Absprache, dass der Chilene Claudio Bravo in der Liga zwischen den Pfosten stand und Nationaltorwart Marc-André ter Stegen in Champions League sowie Copa del Rey. In ter Stegens Heimatstadt Mönchengladbach wären sie wohl heilfroh, wenn der 1. FC Union ebenfalls solch eine Rotation praktizieren würde.

Denn der junge Moritz Nicolas, dem sie bei der Borussia durchaus eine große Zukunft zutrauen, hat in Berlin bisher kein einziges Pflichtspiel absolviert. So hatten sie sich das Leihgeschäft in Gladbach sicher nicht vorgestellt, Nicolas’ Problem heißt jedoch Rafal Gikiewicz. Unions polnischer Stammtorwart ist dermaßen ehrgeizig, dass er freiwillig wahrscheinlich nicht mal ein Trainingsspiel verpassen würde – geschweige denn ein Achtelfinale im DFB-Pokal.

"Jede Mannschaft braucht einen Gikiewicz"

Dort hat sich Gikiewicz beim mühsamen 1:0-Erfolg gegen Regionalligist SC Verl allerdings kurz vor Abpfiff leicht verletzt. Mit bandagiertem Knie humpelte er am Mittwoch vom Feld. Sein Einsatz am Samstag (15.30 Uhr, live bei Sky) im Bundesliga-Auswärtsspiel bei Werder Bremen ist noch ungewiss, auch wenn sich Trainer Urs Fischer am Donnerstag vorsichtig optimistisch zeigte.

Zu große Hoffnungen sollte sich der 22 Jahre alte Nicolas jedenfalls nicht machen, denn es ist nicht das erste Mal, dass sich Gikiewicz mit körperlichen Problemen herumplagt – und am Ende doch wieder zwischen den Pfosten steht. In seinen anderthalb Jahren in Berlin hat er kein einziges der 61 Pflichtspiele verpasst. Im Mai 2018 lief mitDaniel Mesenhöler, der mittlerweile bei Viktoria Köln in der Dritten Liga spielt, zuletzt ein anderer Torwart für Union auf.

[Alles zur Saison des 1. FC Union lesen Sie in unserem Blog.]

Gikiewicz ist bei Union aber gerade nicht nur wegen seines Gesundheitszustands ein wichtiges Thema. Der Vertrag des Torhüters läuft im Sommer aus und eine Verlängerung stellt sich als schwierig dar. Schon in der Aufstiegssaison war Gikiewicz ein sicherer Rückhalt und blieb in 15 Spielen ohne Gegentor. Abgesehen von einigen Wacklern hält er auch in der Bundesliga auf hohem Niveau. 70 Prozent der Schüsse auf sein Tor konnte er abwehren und die Berliner spielten fünf Mal zu Null. Seine Bedeutung geht jedoch deutlich weiter. Mit seinem Ehrgeiz kann er die Mitspieler anstecken und spricht Fehler in aller Deutlichkeit an.

Vielflieger. Rafal Gikiewicz hat in der bisherigen Saison die meisten Bälle aller Bundesliga-Torhüter abgewehrt – hier ist er gegen den Elfmeter von Marco Reus allerdings chancenlos.
Vielflieger. Rafal Gikiewicz hat in der bisherigen Saison die meisten Bälle aller Bundesliga-Torhüter abgewehrt – hier ist er gegen den Elfmeter von Marco Reus allerdings chancenlos.

© Guido Kirchner/dpa

„Jede Mannschaft braucht einen Gikiewicz“, hat der Torwart schon mehrfach gesagt und Union würde diese Regel auch in der kommenden Saison gerne beherzigen. Dass Gikiewicz seit Kurzem keinen Berater mehr hat, sich also selbst vertritt und dies durchaus auch über die Öffentlichkeit tut, dürfte dem Verein hingegen kaum gefallen. „Es sind jetzt zwei entscheidende Monate“, sagte Gikiewicz der polnischen Zeitung „Przeglad Sportowy“ kürzlich. „Bis Ende März muss ich entscheiden, ob ich Union nach der Saison verlasse oder nicht.“

Erste Gespräche blieben ergebnislos

Erste Gespräche zwischen dem 32-Jährigen und Manager Oliver Ruhnert hat es bereits Ende des vergangenen Jahres gegeben, dabei haben sich aber vor allem zwei Schwierigkeiten ergeben: Das Geld und die Ligazugehörigkeit. Union schließt laut Ruhnert grundsätzlich nur Verträge ab, die auch für die Zweite Liga gültig sind. Bei Gikiewicz trifft er damit auf wenig Gegenliebe. Außerdem ist es wahrscheinlich einer der letzten Verträge für den Torwart, der sich momentan auf dem Höhepunkt seiner Karriere befindet und dementsprechend auch mehr verdienen möchte.

An Angeboten soll es ihm eigenen Angaben zufolge nicht mangeln. Ein Blick auf Gikiewiczs Vergangenheit dürfte Union nicht allzu viel Hoffnung auf einen Verbleib machen. Braunschweig und Freiburg verließ er jeweils nach zwei Jahren und bei „Przeglad Sportowy“ sagte er: „Nach einiger Zeit habe ich das Gefühl, vom Torwart-Trainer alles gelernt zu haben. Dann lohnt es sich, etwas zu ändern. Ich mag auf keinen Fall zu viel Stabilität.“

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