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Hoch die Tassen: Altglienickes Trainer Kasten Heine reckt den Pokal empor.

© Christoph Soeder/dpa

Update

6:0-Sieg im Landespokalfinale gegen Viktoria: Die VSG Altglienicke freut sich auf den 1. FC Köln – aber Köln nicht auf Altglienicke

Im Duell um den Berliner Landespokal setzt sich Altglienicke deutlich gegen Titelverteidiger Viktoria durch. Als Belohnung wartet im DFB-Pokal ein großer Name.

Philipp Zeiger, der lange Innenverteidiger der VSG Altglienicke, tat das, was Altglienicke zu Beginn der zweiten Halbzeit häufiger tat. Er bolzte den Ball einfach mal nach vorne, nur weg vom eigenen Tor, verbunden mit den besten Wünschen an die Kollegen im Sturm. Aus dem Befreiungsschlag aber wurde die perfekte Vorarbeit. Linus Meyer nahm den Ball im gegnerischen Strafraum formvollendet aus der Luft an, umspielte Philip Sprint, den Torhüter des FC Viktoria 89, und schob zum vorentscheidenden 2:0 ein.

Mit dem Ausgang des Berliner Pokalfinales zwischen den beiden Regionalligisten Altglienicke und Viktoria war es ein bisschen wie mit der Entstehung des Treffers zum 2:0. Richtig zu erklären war das Resultat nicht, und richtig gekonnt sah es lange auch nicht aus, was Altglienicke im leeren Jahnsportpark zeigte.

„Man hat beiden Mannschaften angemerkt, dass es ein Endspiel war“

„Das ist typisch Pokal“, sagte Viktorias Trainer Muzzicato. „Dass wir es 55 Minuten wirklich gut gemacht und nichts zugelassen haben, das interessiert keinen mehr.“ Bis Mitte der zweiten Halbzeit war Viktoria die bessere Mannschaft, am Ende aber stand ein überraschend klarer 6:0 (1:0)-Erfolg für die VSG.

„Man hat beiden Mannschaften angemerkt, dass es ein Endspiel war. Da geht man nicht so gelassen, so euphorisch rein“, sagte Karsten Heine, der Trainer der VSG. Während er den Berliner Pokal schon zweimal mit den Amateuren von Hertha BSC gewonnen hat, ist es für seinen aktuellen Klub eine Premiere.

Dadurch nimmt Altglienicke auch erstmals am DFB-Pokal teil. Gegner am zweiten Septemberwochenende ist der 1. FC Köln. Am Rhein hielt sich die Freude darüber aber in Grenzen: „Wir hatten mit Viktoria Berlin ausgemacht, dass wir in Köln spielen, falls sie weiterkommen sollten“, erklärte Kölns Sportchef Horst Heldt. „Die anderen haben sich nicht gemeldet. Jetzt müssen wir doch einen Flug nach Berlin buchen. Da haben wir uns mit den Falschen ausgetauscht. Scheiße.“

Der VSG dürfte es egal sein. Sie freute sich wieder einmal über einen späten Treffer. Vor einer Woche, beim Auftakt der Regionalliga-Saison, gewann sie durch einen Elfmeter in der sechsten Minute der Nachspielzeit gegen Tennis Borussia. Im Pokalfinale ging Altglienicke unmittelbar vor dem Ende der ersten Halbzeit in Führung. Johannes Manske traf nach einer Freistoßflanke von Innenverteidiger Tim Häußler per Kopf zum 1:0. Der Mittelstürmer war einer von sechs Neuen in der Startelf der VSG. In der vergangenen Saison hat er noch für Viktoria gespielt.

Zum Schreien: Zwischen Viktoria und Altglienicke ging es zur Sache.
Zum Schreien: Zwischen Viktoria und Altglienicke ging es zur Sache.

© Chistoph Soeder/dpa

Die Führung kam wie aus dem Nichts. In einem zerfahrenen Spiel mit vielen Fouls, vielen Fehlern und viel Gemecker sahen die Bemühungen Viktorias etwas stringenter aus. Und die besseren Chancen hatte die Mannschaft von Trainer Muzzicato auch. Allzu schwierig war das nicht, da Altglienicke offensiv so gut wie gar nicht stattfand. Ein geblockter Schuss von Manske unmittelbar vor der Führung – mehr war nicht. „Bis dahin ist uns nicht allzu viel gelungen“, sagte Heine. „Wir sind nicht so ins Spiel gekommen, wie wir es wollten.“

Viktoria hatte hingegen einige, zum Teil gute Möglichkeiten. Falcao setzte den Ball aus 15 Metern über das Tor, Pardis Fardjad-Azad scheiterte an Torwart Leon Bätge, und Innenverteidiger Patrick Wolfgang Kapp traf nach einer Ecke aus kurzer Distanz das Lattenkreuz. Das Toreschießen war schon in der vergangenen Saison nicht gerade Viktorias Stärke. In 21 Spielen bis zum Abbruch erzielte die Mannschaft gerade einmal 20 Treffer. „Effizienz ist das, was uns fehlt“, sagte Muzzicato.

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Die VSG hat damit weniger Probleme. Schon im Halbfinale vor zwei Wochen hatte sie den Ligakonkurrenten BFC Dynamo mit 5:1 besiegt, und auch für Viktoria nahm die Angelegenheit nach der Pause schmerzhafte Formen an. „Die Qualität und die Ruhe vor dem Tor – das imponiert mir“, sagte Muzzicato über die VSG.

Wie das Gewitter über dem Jahnsportpark brach es über ihn und seine Mannschaft herein: kurz und heftig. Als es anfing zu regnen, fielen auch die Tore. „Vielleicht haben wir das gebraucht“, sagte Heine, dessen Team in nicht einmal einer Viertelstunde durch die Treffer von Meyer (63. Minute), Patrick Breitkreuz (67.), Christian Skoda (70.) und erneut Manske (76.) aus dem 1:0 ein 5:0 machte. In vorletzter Minute traf der eingewechselte Tugay Uzan sogar noch zum 6:0-Endstand. Da war es schon wieder trocken.

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