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Ronaldos zweiter Streich. Hier überwindet er Gigi Buffon im Juve-Tor zum vorentscheidenden 3:1.

© Reuters

4:1 im Finale gegen Juventus Turin: Real Madrid verteidigt Titel in der Champions League

Real Madrid gewinnt erneut die Champions League. Im Finale gegen Juventus Turin macht dabei Cristiano Ronaldo einmal mehr den Unterschied.

Das Millennium Stadium von Cardiff erlebte eine lila Freudennacht und eine kleine gelbe Tragödie. 75 000 Zuschauer im Nationalstadion der walisischen Hauptstadt wurden Zeuge eines großartigen Fußballspiels, einem Finale um die Champions League mehr als angemessen. Real Madrid durfte als nominelles Auswärtsteam nicht die traditionellen weißen Trikots tragen und siegte im ungewohnten Lila 4:1 (1:1) über Juventus Turin. Es war die erste erfolgreiche Titelverteidigung in der Geschichte des Wettbewerbs. Cristiano Ronaldo war mit zwei Toren mal wieder der Mann des Abends. Den Gegenpart zum strahlenden Portugiesen übernahm der in leuchtendes Gelb gekleidete Gianluigi Buffon. Juves 39 Jahre alter Torhüter verlor nach 2003 und 2015 auch sein drittes Endspiel. Traurig, aber auch stolz und gemessenen Schrittes machte sich Buffon auf den Weg zur Gratulation.

An der Berechtigung des Sieges lässt sich nichts aussetzen. Real war die dominierende, Juventus nur anfangs die aktivere Mannschaft, mit einer frühen Torchance. Miralem Pjanic vergab sie, obwohl dieser Terminus kaum angemessen erscheint nach dem durchaus hübsch anzuschauenden Distanzschuss des defensiven Mittelfeldspielers ins linke Eck. Keylor Navas im Madrider Tor boxte den Ball zur Seite. Es war dies vielleicht das Signal, das Real zur Selbstfindung benötigt hatte. Mit jeder Minute verschoben die Spanier die Balance ein Stückchen weiter in die Turiner Hälfte des Platzes. Luka Modric und Toni Kroos taten sich dabei hervor, mit der ihnen eigenen Ballsicherheit und permanentem Rhythmuswechsel.

"Ich bin unfassbar glücklich, dass es funktioniert hat. Die Champions League einmal zu gewinnen, ist unglaublich. Sie zu verteidigen, ist Wahnsinn“, sagte Kroos und Ronaldo meinte: "Das ist eine unglaubliche Saison. Ich bin froh, sie mit dem Champions-League-Sieg zu krönen. Wir sind alle beeindruckt. Das ist ein wunderbares Ende der Saison."

Kroos war im ersten Duell zweier deutscher Spieler in einem Champions-League-Finale ohne deutsche Mannschaft deutlich prägender als Sami Khedira. Bei ihm nahm Reals Führungstor seinen Anfang. Von halblinks verlagerte er blitzschnell das Spiel über Karim Benzema auf die rechte Seite, Ronaldo spielte direkt in den Lauf von Carvajal, der noch ein paar Schritte lief und Ronaldo den Ball zurückgab. Der Portugiese schoss sofort, Leonardo Bonucci fälschte noch ab, aber auch ohne diese unterstützenden Maßnahme wäre Gianlugi Buffon schwerlich an den Ball kommen. Ronaldo war bis dahin kaum aufgefallen, wie so oft in dieser Saison, aber am Ende dieses großartigen Angriffs hatte er mal wieder einen Rekord aufgestellt: Seit Cardiff ist er der einzige Spieler, der in drei Champions-League-Finals getroffen hat. Für seine Verhältnisse feierte er recht bescheiden.

Ronaldo ist der einzige Spieler, der in drei Champions-League-Finals getroffen hat

Juventus stand unter Zugzwang, denn dieses Real ist keine bedingungslos der Offensive verpflichtete Mannschaft. Aber ebenso wenig ist Juventus in italienischer Tradition der totalen Defensive verpflichtet. In diesem Sinne ging es jetzt in die andere Richtung. Zur Belohnung folgte der schnelle Ausgleich, und was war das für ein spektakuläres Tor! Gonzalo Higuaín leitete im Strafraum auf Mario Mandzukic. Der frühere Münchner stand mit dem Rücken zum Tor, stoppte den Ball mit der Brust, ließ sich fallen und hatte ein wenig Glück, dass Navas nicht gerade ein Hüne ist. Mit einer Löffelbewegung des rechten Fußes traf Mandzukic durch Casemiro und Carvajal und über Reals Torhüter hoch zum 1:1. Das Spiel war wieder offen.

Das hohe Niveau nivellierte sich in der zweiten Halbzeit ein wenig, dafür wurde es physischer, vor allem durch Reals Dazutun. Der Spanische Meister wirkte aggressiver. Einmal liefen sich die beiden Deutschen über den Weg, was in einem Tritt von Kroos gegen Khedira und damit in einer Gelben Karte mündete. Nach Marcelos Eingabe verpasste Ronaldo nur knapp den Ball und damit das 2:1, kurz darauf schoss Isco knapp vorbei. Beim nächsten Versuch war der Ball im Tor, und wieder hatte ein Turiner seinen Fuß im Spiel. Es war Sami Khedira, der Casemiros Distanzschuss nach einer Stunde die entscheidende Richtungsänderung ermöglichte. Buffon flog zu spät ins rechte Eck.

Drei Minuten später war alles entschieden. Der großartige Modric flankte von rechts, Bonucci kam zu spät gegen Ronaldo und der musste nur noch den Fuß hinhalten. Der Rest war Kür, auch und vor allem für Gareth Bale. Eine Viertelstunde vor Schluss durfte Reals walisischer Stürmer für Benzema in seiner Heimatstadt den Rasen betreten, worauf der Geräuschpegel einen neuen Höhepunkt erlebte.

Bale hatte zuletzt wegen Wadenproblemen sechs Wochen lang pausieren müssen und seinen Stammplatz an Isco verloren. Großen Einfluss nahm er nicht mehr, anders als ein anderer Einwechselspieler. Juves Juan Cuadrado sammelte binnen zwölf Minuten zwei Gelbe Karten ein und brachte seine Mannschaft damit um die letzte Minichance auf eine allerdings ohnehin kaum mehr erwartete Wende. In der Schlussphase setzte der eingewechselte Asensio dem armen Buffon noch einen vierten Ball ins Netz, was bei allem Respekt vor Reals souveränen Auftritt dann doch nicht ganz den Verhältnissen auf dem Platz entsprach.

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