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Hoffenheims Kerem Demirbay erzielte ein ganz frühes Tor im Olympiastadion.

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Update

3:3 gegen die TSG Hoffenheim: Hertha BSC zeigt Charakter

0:2 und 1:3 liegt Hertha im Olympiastadion gegen Hoffenheim zurück, am Ende zeigt die Mannschaft Moral und verdient sich ein Remis.

Eine nasse Novemberkälte hatte sich ins fluchtlichtgehüllte Olympiastadion gekrochen. Fünf Minuten waren noch zu spielen. Hertha BSC lag 2:3 zurück. Alles Anrennen war bisher vergeblich gewesen. Dann segelte der Ball aus dem Strafraum der Hoffenheimer Herthas Bestem an diesem Tag entgegen, Valentino Lazaro. Der 22-Jährige nahm den Ball aus 18 Metern Entfernung mit vollem Risiko und drosch ihn zwischen allen hindurch in die Maschen. Es war das Tor zum vielumjubelten Ausgleich.

Am Ende blieb es bei diesem turbulenten 3:3 (1:2) gegen die TSG Hoffenheim. Lange Zeit konnten die Berliner vor 44 508 Zuschauern ihre zahlreichen Chancen nicht nutzen und litten darunter, ihrerseits in entscheidenden Momenten zu nachlässig verteidigt zu haben, doch dann holten sie einen zweimaligen Zwei-Tore-Rückstand doch noch auf. Damit bleiben die Berliner zwar auch im sechsten Spiel in Folge sieglos, aber das 3:3 fühlte sich nach diesem Spielverlauf wie ein kleiner Sieg an.

„Die ersten beiden Gegentore waren wie vorgezogener Nikolaus – zwei Geschenke“, sagte Herthas Trainer Pal Dardai hinterher. Dann aber habe die Mannschaft eine gute Moral bewiesen, „das tut uns gut“. Wie schon erwartet tauchte Marko Grujic in der Startelf auf. Der 22 Jahre alte Mittelfeldspieler hatte sich am vierten Spieltag (4:2 gegen Gladbach) böse verletzt, fehlte neun Wochen. Von ihm erhoffte sich Dardai Struktur und Impulse. Doch erst einmal spielte er einen verträumten Querpass im eigenen Sechzehner, den nach einigem Hin und Her letztlich Kerem Demirbay zur Führung für die Gäste nutzte. Es waren gerade mal 44 Sekunden gespielt.

Schock sitzt tief

Der Schock saß tief und wirkte erst einmal kräftig nach. Acht Minuten später landete ein Befreiungsschlag des Hoffenheimer Torwarts Oliver Baumann tief in Herthas Hälfte bei Andrej Kramaric, der sofort und gekonnt abzog und Rune Jarstein keine Chance ließ. Plötzlich stand es 0:2. Das Spiel war keine zehn Minuten alt und schien entscheiden.

Die sportliche wie personelle Situation vor dem Spieltag war angespannt. Die Berliner waren in den letzten Wochen auf Platz acht abgesackt, zudem fehlten zahlreiche angeschlagene Spieler, vor allem in der Abwehr. Auch deshalb fand sich Derrick Luckassen an der Seite von Lustenberger in der Innenverteidigung wieder, die anfangs erhebliche Abstimmungsprobleme vor allem bei langen Bällen hatte.

Wenn man es positiv wenden will, so begann das gestrige Spiel für Hertha mit zehn Minuten Verspätung. Erst dann bot der Gastgeber Gegenwehr und kam seinerseits zu Tempogegenstößen. Den ersten echten nutzte Vedad Ibisevic zum 1:2-Anschlusstreffer. Zunächst war Ondrej Duda noch am Hoffenheimer Torwart mit seinem Schuss gescheitert, den Nachschuss nutzte Herthas Kapitän zu seinem fünften Saisontreffer.

Von nun an entwickelte sich ein munteres, bisweilen temperamentvolles Spielchen auf Augenhöhe. Salomon Kalou boten sich zwei Gelegenheiten, dann hatte Hertha wieder Glück, als Marvin Plattenhardt einmal mit dem Kopf und wenig später noch einmal auf der Torlinie den Schuss von Pavel Kaderabek blockte.

Vor allem ihre rechte Abwehrseite bekamen die Berliner nicht dicht, wo die Hoffenheimer Kramaric und Nico Schulz viel Betrieb machten.

Leckies Schuss zischt knapp vorbei

Nach gut einer halbe Stunde zeigte Grujic dann, was ihn so wertvoll machen kann. Der Serbe setzte sich auf der rechten Seite schön durch und bediente mustergültig Mathew Leckie, doch dessen Schuss zischte knapp am Pfosten vorbei.

Der zweite Abschnitt begann mit einer tollen Chance für Leckie, der von Grujic freigespielt worden war, Baumann wickelte den Schuss zur Ecke um den Pfosten.

Wenig später machten es die Gäste besser. Nach einem Freistoß kam Ermin Bicakcic völlig frei zum Kopfball – Hoffenheim stellte auf 3:1. Spätestens jetzt war klar, dass es sehr schwer werden würde für Hertha, hier noch Zählbares aus dem Spiel mitzunehmen, auch weil Torwart Baumann einen Ibisevic-Kopfball sensationell klärte.

Dann kam Davie Selke für den wirkungslosen Duda ins Spiel. Die Berliner mühten sich, noch gaben sie sich nicht geschlagen, sie rackerten. Nach 70 Minuten kamen sie noch einmal heran. Selke bediente Leckie, der den Ball aus Nahdistanz ins Hoffenheimer Tor drückte.

Volles Risiko

Jetzt ging die Mannschaft von Pal Dardai volles Risiko, sie drängte auf den Ausgleich. Allerdings eröffneten sich so Kontermöglichkeiten für die Gäste, die diese aber nicht gut genug ausspielten. Und ja, Hertha drückte weiter. Erst vergaben Kalou und später noch einmal Ibisevic beste Gelegenheiten. Doch dann war Lazaro zur Stelle, der kurz vor Schluss das 3:3 machte und Hertha letztlich einen verdienten Punkt schenkte. „Insgesamt waren die Berliner heute einen Tick besser“, sagte der Hoffenheimer Trainer Julian Nagelsmann hinterher.

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