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Ilkay Gündogan (rechts) zeigte sich in Tallinn treffsicher.

© REUTERS

3:0 nach Rot gegen Emre Can: Ilkay Gündogan führt Deutschland zum Sieg in Estland

Mehr als 45 Minuten tat sich die deutsche Nationalmannschaft schwer gegen Estland. Dank Ilkay Gündogan gewann das Team auch zu zehnt.

Es war noch nicht mal eine Viertelstunde gespielt, da passierte etwas, was die 12.062 Zuschauer in der gutbesuchten Le Coq Arena zu Tallinn in Verzückung versetzte. Nach einer Notbremse an der Strafraumgrenze wurde Emre Can, am Sonntagabend deutscher Aushilfs-Innenverteidiger, des Feldes verwiesen. Die gastgebenden Esten, ihre Mannschaft ist abgeschlagener Tabellenletzter in der EM-Qualifikationsgruppe C, witterten eine Sensation.

Auch wenn diese am Ende für die Balten ausbleiben sollte, an dieses Länderspiel wird man sich in Estland noch sehr lange erinnern. Nur mit Mühe, etwas Glück und einer deutlichen Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte gewann die deutsche Fußball-Nationalmannschaft mit 3:0 (0:0).

Mit dem nunmehr fünften Sieg im sechsten Qualifikationsspiel bleibt die Mannschaft von Joachim Löw hinter den am gleichen Tag in Weißrussland siegreichen Holländern weiter aussichtsreich im Rennen um die Teilnahme an der Europameisterschaft im kommenden Sommer. Einbilden aber sollte sich das deutsche Team auf die Leistung von Tallinn besser nichts. Eine Halbzeit lang spielte sie am Rande einer Blamage.

„Ich fand es jetzt nicht so blamabel in der ersten Halbzeit. Es war eine Frage der Zeit. Wir haben sie über die Fitness bekommen, hatten ein gutes Positionsspiel, das war nicht so schlecht“, sagte Kapitän Manuel Neuer. „Es war natürlich nicht einfach nach der Roten Karte. Wir haben schon eine Zeit gebraucht, aber es in der zweiten Halbzeit gut gemacht. Über 90 Minuten perfekt zu spielen, das ist natürlich auch schwer bei einer Mannschaft, die sich erst finden muss.“

Der Abend in Tallinn hatte für das deutsche Team schon nicht ganz so schön angefangen. Der Stürmer des FC Bayern, Serge Gnabry, konnte nicht in der Startelf stehen. Der 24-Jährige, der in den vergangenen sechs Länderspielen immer mindestens ein Tor erzielt hatte, klagte über muskuläre Probleme. Es sei eine reine Vorsichtsmaßnahme, hieß es. Dafür waren andere Spieler wieder einsatzbereit, die noch am vergangenen Mittwoch gegen Argentinien hatten aussetzen müssen. Ilkay Gündogan und Marco Reus beispielsweise.

In einer eigentlich unaufgeregten Spielsituation spielte Niklas Süle vor der eigenen Strafraumgrenze einen unsauberen Querpass auf seinen Nebenmann Can, der etwas zu spät kam und den Esten Liivak von den Beinen holte. Der bulgarische Schiedsrichter Georgi Kabakov zeigte ihm sofort die Rote Karte. Fortan nahm Mittelfeldspieler Joshua Kimmich die Position in der Abwehr ein.

Lange spielten die Deutschen ideenlos

50 Minuten lang sollte das deutsche Team nicht ins Spiel finden. Dabei war gar nicht so sehr die Unterzahl das Problem. Vielmehr wirkte es verunsichert, uninspiriert und streckenweise überfordert. Dagegen wurde die Nummer 102 der Weltrangliste von Minute zu Minute selbstsicherer. Und so hatten die Esten in der ersten Hälfte nicht die schlechteren Torchancen.

Die deutsche Mannschaft, die das Hinspiel im Juni in Mainz noch mit 8:0 gewonnen hatte, agierte vor allem im vordersten Drittel viel zu kleinteilig und ideenlos. Den ersten Schuss aufs Tor gab Luca Waldschmidt nach 25 Minuten ab. Fünf Minuten vor dem Halbzeitpfiff klatsche ein direkter Freistoß von Reus gegen das Lattenkreuz.

Wenige Minuten nach Wiederbeginn ging die deutsche Mannschaft dann etwas glücklich in Führung. Mit dem rechten Außenrist schoss Gündogan aus zentraler Position aufs Tor, da der Schuss von Reus noch leicht abgefälscht wurde, war der estnische Torwart Lepmets ohne Chance. Nur fünf Minuten später war es erneut Gündogan, der mit seinem Schuss zum 2:0 traf. Und wieder wurde sein Schuss abgefälscht, diesmal von einem Esten.

Gündogan war an allen Toren beteiligt

Mit den beiden Toren im Rücken wurde das Spiel der Deutschen stabiler und sicherer. Vor allem setzte das Löw-Team seinerseits nun vermehrt auf Konter. Zumal Löw nach gut einer gespielten Stunde auch den flinken Leipziger Stürmer Timo Werner für den glücklosen Waldschmidt ins Spiel gebracht hatte. Wenig später erzielte Werner in der Umkehrbewegung nach einem langen Pass von Gündogan das 3:0. Damit war das Spiel natürlich entschieden.

Die heimischen Zuschauer waren gar nicht sonderlich traurig, dass die Sensation ausblieb. Das Publikum sah ein beherztes Spiel ihrer Mannschaft, die eben nicht nur das eigene Tor verbarrikadierte, sondern vielmehr mit dem viermaligen Weltmeister ein bisschen mitspielen wollte. In Deutschland dagegen wird man von einem Arbeitssieg sprechen.

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