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Durchgesetzt: Fabian Wieder (Mitte) und die Füchse Berlin schlagen den THW Kiel.

© Andreas Gora/dpa

Update

29:28-Erfolg gegen THW Kiel: Die Füchse Berlin schlagen den Tabellenführer

Weder ihre Verletzungssorgen noch fünf Tore Rückstand zur Halbzeit bringen die Füchse gegen Kiel aus dem Konzept. Am Ende feiern sie einen knappen Sieg.

Filip Jicha hat die Skepsis vermutlich von seinem Lehrmeister geerbt, von Alfred Gislason. Vor dem Bundesliga-Spitzenspiel bei den Füchsen Berlin glaubte der Trainer des THW Kiel nur bedingt an die aktuelle Nachrichtenlage und zapfte diverse andere Quellen an. Würden die Füchse Berlin allen Ernstes auf ihre verletzten Torhüter Silvio Heinevetter und Dejan Milosavljev verzichten müssen? Oder handelte es sich dabei nur um das übliche taktische Vorgeplänkel? Würden beide am Ende womöglich doch auflaufen können?

Konnten sie nicht. Vor 9000 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle mussten die Berliner die potenziell einflussreichste Handball-Position im Bundesliga-Spitzenspiel am Donnerstag tatsächlich neu mit Martin Ziemer und Frederik Genz besetzen. Es sollte sich nicht negativ bemerkbar machen. Dass obendrein auch Abwehrchef Jakov Gojun mit einer Rippenprellung ausfiel, verkomplizierte die Lage aus Sicht der Gastgeber um ein Vielfaches. Dachten jedenfalls alle.

Die Füchse Berlin trotzen allen Widrigkeiten

Trotz aller Widrigkeiten ging es zum allgemeinen Erstaunen nicht so aus, wie es normalerweise ausgeht, wenn sich die Berliner mit dem deutschen Rekordmeister messen. Mit 29:28 (12:17) setzte sich das Team von Trainer Velimir Petkovic gegen den Tabellenführer durch. Seit dem Bundesliga-Aufstieg 2007 war es überhaupt erst der zweite Sieg der Füchse gegen den großen THW.

„Wir haben ein Riesenspiel gemacht. Entscheidend war der Glaube an uns selbst, weil vorher alle gesagt haben, dass wir keine Chance haben würden“, sagte Velimir Petkovic. „Ich will das gar nicht groß analysieren“, ergänzte er, „sondern meiner Mannschaft einfach nur ein Riesenlob aussprechen.“

Vor ausverkaufter Kulisse wehrten sich die Berliner von Beginn an nach Kräften. Nach zehn Minuten legte der THW dann seinen ersten kleinen Lauf hin, erzielte vier Treffer in Folge und war beim 8:4 durch Niklas Ekberg erstmals auf vier Tore enteilt. Die Füchse mussten sich in dieser Phase den Vorwurf gefallen, nachlässig im Abschluss zu agieren. Hans Lindberg etwa warf einen Siebenmeter über das Tor. Doch dafür revanchierte sich der dänische Rechtsaußen wenig später bei seinem Landsmann Niklas Landin im Kieler Tor. Ihm gelangen zwei traumhafte Heber von der Siebenmeterlinie.

Allerdings fand die Füchse-Abwehr danach kein Mittel gegen Miha Zarabec, den Spielgestalter der Kieler. Der kleine Slowene präsentierte sich unglaublich spielstark und traf viele kluge Entscheidungen, die seinem Team zur Pause eine 17:12-Führung einbrachte.

Martin Ziemer hält die Punkte für die Füchse fest

Nach dem Seitenwechsel verkürzten die Berliner in Überzahl und nach zwei Treffern des eingewechselten Kevin Struck schnell auf 15:17. In der Folge machten sie sich das Leben aber selbst schwer: Mijajlo Marsenic sah nach einem Foul an Zarabec die Rote Karte. Für den Serben war es bereits der zweite Platzverweis binnen vier Tage. Am vergangenen Sonntag in Hannover war er ebenfalls frühzeitig zum Duschen geschickt worden. Damit fehlte den Füchsen neben Gojun nun auch das zweite etatmäßige Mitglied im Mittelblock, dem Herzstück jeder Handball-Mannschaft.

Es war eine harte, umstrittene Entscheidung, die im Berliner Lager für viel Missmut sorgte, weil die Schiedsrichter dem Kieler Steffen Weinhold nach einem ähnlichen Foul an Paul Drux nur eine Zwei-Minuten-Strafe gezeigt hatten. Die Füchse reagierten erstaunlich gut und lieferten den Gästen weiter einen harten Kampf. Der Einsatz wurde belohnt: Als Lindberg zum 23:23 ausglich, wackelten in der Halle für einen Augenblick die Wände.

Nun ging es hin und her: Ziemer hielt einen Siebenmeter von Niklas Ekberg, Jacob Holm traf zum 25:24 und legte wenig später einen weiteren Treffer nach. Ziemer parierte schließlich den letzten Wurf des Kielers Nikola Bilyk – und hielt damit beide Punkte für die Füchse fest. „Wenn ich ehrlich bin, wäre ein Unentschieden gerechter gewesen. Heute hat vielleicht die glücklichere Mannschaft gewonnen“, sagte der Matchwinner Ziemer, „aber das ändert natürlich nichts daran, dass wir diesen Sieg jetzt ein paar Tage genießen können.“

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