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1860 wird seit dieser Saison vom jordanischen Geschäftsmann Hasan Ismaik finanziert.

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1860 München: Das Problem mit dem neuen Investor

Der neue Investor Hasan Ismaik hat bei 1860 München einen Machtkampf angezettelt. Mit der allseits betonten Harmonie ist es beim Fußball-Zweitligisten schon wieder vorbei.

Der TSV 1860 München ist ein herrlich komplizierter Klub. Wer dies noch nicht wusste, erfährt dieser Tage die eindrucksvolle Bestätigung. Da konnte der Münchner Zweitligist erst vor wenigen Wochen stolz seine Rettung verkünden: 1860 wird seit dieser Saison vom jordanischen Geschäftsmann Hasan Ismaik finanziert, die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat den komplizierten Deal abgenickt. In Harmonie, vor allem jedoch im fairen Umgang miteinander, wollten der durch Öl- und Immobiliengeschäfte reich geworden Hasan Ismaik und Löwen-Präsident Dieter Schneider den Klub fortan in die neue Zweitligasaison führen. Das klang gut und vor allem neu – denn an Harmonie und fairem Miteinander mangelte es dem Klub in der Vergangenheit gewaltig.

Das Problem: Mit der allseits betonten Harmonie ist es schon wieder vorbei. Bereits vor dem ersten Heimspiel der Zweitliga-Saison gegen den Karlsruher SC (Samstag, 15.30 Uhr, live bei Sky) haben sich Ismaik und Schneider offenbar überworfen. In den Gremien des Klubs greift der Investor entschlossen nach der Macht, laut „Süddeutscher Zeitung“ planen Ismaiks Männer gar die Demission des Präsidenten. Beiden passt der Führungsstil des jeweils anderen nicht, es geht um die Präsenz in Kontrollgremien, die Entscheidungshoheit, um die Identität des Klubs. Ismaik, der kürzlich über 18 Millionen Euro in den Verein gesteckt hat, hätte mit einem anderen Präsidenten ein einfacheres Leben.

Die DFL hat bereits einen Blick auf die Angelegenheit geworfen, denn 1860 ist der erste Klub des Landes, der einem externen Investor die Tür geöffnet hat. 51 Prozent der Anteile hält der Klub, 49 Prozent hält der Investor, der zudem Chef des Aufsichtsrats werden soll. Die DFL hat Ismaiks Einstieg nach langem Überlegen nur abgenickt, weil der Klub im Zweifelsfall noch immer die Entscheidungshoheit besitzt. An dieser Prämisse, hieß es, dürfe sich auch nichts ändern.

Würde Schneider nun tatsächlich zurücktreten und Ismaik einen Präsidenten seiner Gnaden installieren, müsste die DFL einschreiten. Es wäre ein deutlicher Verstoß gegen die Liga-Statuten, könnte sich Ismaik als Investor seine Partner im Klub selbst aussuchen. Ansonsten wäre ein Präzedenzfall geschaffen: Investoren könnten schalten und walten, wie sie wollen, Personalien im Alleingang bestimmen. Die bislang heilige 50+1-Regel der DFL wäre ad absurdum geführt. Der Blick geht zwangsläufig nach England: Können Investoren künftig auch in der Bundesliga ihre Macht nach Belieben ausbauen? Oder bleibt die deutsche Liga eine Liga der Klubs?

Zum Äußersten wird es jedoch nicht kommen. Gestern gab der Klub bekannt, dass Schneider Präsident bleibt. Auch Ismaik bemühte sich um einen anderen Ton, um der allgemeinen Aufregung entgegenzutreten. Der Jordanier formulierte einen offenen Brief an die 1860-Fans, in dem es heißt: „Ich kann Euch bestätigen, dass wir noch nie, weder intern noch extern, einen Rücktritt von Herrn Schneider gefordert haben.“ Und weiter: „Wir sind von der Art und Weise der Berichterstattungen und Anschuldigungen irritiert.“ Das klingt nach Zusammenraufen. Ismaik machte seine Position allerdings auch deutlich: „Man kann bei allem Respekt vom mir nicht erwarten, 18,4 Millionen Euro auf den Tisch zu legen, damit man so weitermacht wie bisher, das wird keiner zulassen.“

So dürften es spannende Begegnungen werden am Samstag: Zwischen Dieter Schneider und Hasan Ismaik etwa, der sein Kommen angekündigt hat. Auch zwischen Ismaik und den Fans, die dem millionenschweren Investor wieder kritischer gegenüber stehen dürften. Und natürlich auch, ein bisschen, zwischen 1860 München und dem Karlsruher SC.

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