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19:0. Gerrit Coles Bilanz aus den vergangenen 25 Starts ist unfassbar.

© Reuters

115. World Series im Baseball: Die besten Arme der Welt

Die World Series in der Major League Baseball zwischen den Houston Astros und den Washington Nationals lässt das Herz von Traditionalisten höher schlagen.

Baseball ist ein simpler Sport. Experten und Analysten haben ihn allerdings in der jüngeren Vergangenheit verkompliziert. Die einfache Formel – hier Werfer, da Schlagmann – ist längst eine kleine Wissenschaft geworden, in der Statistiken zum alles entscheidenden Kriterium erhoben werden. Besonders augenscheinlich ist dies in der Major League Baseball (MLB), der Liga, in der die besten Spieler der Welt beschäftigt sind und die ihre Meisterschaftsendspiele ganz unbescheiden „World Series“ nennt.

Ab Dienstagnacht deutscher Zeit (2 Uhr, live bei DAZN) ist es wieder soweit, dann ermitteln die Houston Astros und die Washington Nationals den MLB-Champion 2019 und es spricht einiges dafür, dass die maximal sieben Endspiele der Best-of-seven-Serie so verlaufen, wie sich die Erfinder des Spiels das ursprünglich einmal vorgestellt haben. Oder anders ausgedrückt: Baseball wird in der 115. World Series vielleicht zumindest ansatzweise wieder so gespielt, wie es gespielt werden sollte.

Der Grund dafür liegt im Personal der beiden Endspielteilnehmer. Die besten Profis sowohl in Houston als auch in Washington sind die Starting Pitcher, also die Werfer, die ein Spiel eröffnen. Je stärker sie sind, desto schwerer wird es für den Gegner in der Offensive zu glänzen. In der MLB hat sich zuletzt ein Trend durchgesetzt, der die klassischen Starter mehr und mehr zu einer gefährdeten Spezies werden lässt. Die vollen neun Innings, also ein komplettes Spiel zu bestreiten, ist heutzutage eine Seltenheit geworden – ganz anders als früher.

Beim geringsten Anzeichen von Schwäche wechseln die Manager frische Arme ein und wenig später auch wieder aus. Es braucht aber nicht einmal diesen Grund, oft wird auch einfach getauscht, weil ein linkshändiger Werfer gegen einen linkshändigen Schlagmann statistisch gesehen bessere Chancen hat. Und dann gibt es inzwischen sogar eine ganz neue Idee, den sogenannten „Opener“. Hier wird auf den Starting Pitcher gleich komplett verzichtet und ein Spiel stattdessen mit einem eigentlich als Einwechselwerfer vorgesehenen Profi begonnen – in der Regel für genau ein Inning.

Astros und Nationals haben eine andere Philosophie, sie können sich das auch erlauben. Mit Gerrit Cole, Justin Verlander und Zack Greinke stehen drei der besten Starter in der MLB in Reihen von Houston. Washington hält mit Max Scherzer, Stephen Strasburg und Patrick Corbin dagegen. Alle sechs rangierten in der abgelaufenen Hauptrunde in den Top 20 bei den durchschnittlich zugelassenen Runs – eine solche Ansammlung von Topwerfern gab es in einer World Series zuletzt 1945.

Flüssige Spiele mit wenigen Wechseln und niedrigen Endergebnissen

Für die World Series sollte das bedeuten: Flüssige Spiele mit wenigen Wechseln und niedrigen Endergebnissen. Wie groß das Vertrauen zum Beispiel in Washington in diese Topwerfer ist, zeigte in den bisherigen Play-offs die Tatsache, dass sie sogar eingewechselt wurden, wenn dem Starter-Kollegen im Verlauf eines Spiels irgendwann die Kraft ausging. Dafür gibt es in der Regel Spezialisten, die nur dafür zuständig sind, ein oder zwei gegnerische Schlagmänner auszumachen.

Normalerweise kann ein Starting Pitcher aufgrund der hohen körperlichen Belastung nur alle fünf Tage eingesetzt werden, in den Play-offs der MLB sind die Pausen in einer Serie allerdings zu berücksichtigen und das hilft normalerweise Teams, die von ihren Werfern abhängig sind. Die Nationals konnten sich nur mit Mühe überhaupt für die Endrunde qualifizieren, ihre Offensive kann mit der anderer Teams nicht mithalten. Dank ihrer Top-Pitcher konnten sie in Serien, in denen drei oder vier Siege zum Weiterkommen reichen, aber plötzlich dominieren.

Gegen Houston wird das ein wenig anders werden. Der Gegner ist ein Spiegelbild in Sachen Pitching – und verfügt dazu über die potentere Offensive. Dazu wissen die Astros wie es ist, in einer World Series zu stehen, denn schon 2017 holten sie den Titel in der MLB. Die Washington Nationals hingegen konnten in diesem Jahr erstmals überhaupt eine Play-off-Serie gewinnen. Nun hoffen sie auf den ganz großen Coup. Der Weg dahin ist simpel, der Rest hängt von den Armen der Stars auf dem Werferhügel ab.

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