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Schneller als die Kamera erlaubt. Bei den Berliner Sixdays hat in diesem Jahr nicht alles geklappt. Das gaben die Veranstalter freimütig zu. Foto: dpa/Fischer

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106. Berliner Sechstagerennen: Sixdays: Viel Luft nach oben

Die Bilanz vom 106. Sechstagerennen fällt durchwachsen aus. Es kamen nicht so viel Zuschauer wie zuletzt. Ein paar Veränderungen machen aber Hoffnung.

Bis auf den osteuropäischen Akzent und ein paar fehlende Vokabeln sind die Deutschkenntnisse von Valts Miltovics ziemlich beachtlich. Kurz nach Mitternacht leistete sich der Lette bei der Abschlusspressekonferenz des 106. Berliner Sechstagerennens dann aber doch einen großen Fauxpas. „Über die sechs Tage hatten wir fast 6000 Zuschauer“, sagte der Sixdays-Chef. Ganz so schlimm war es dann doch nicht. „60 000“, wurde Miltovics schnell korrigiert. Das sind etwa 10 000 weniger als vor einem Jahr, Miltovics zeigte sich dennoch zufrieden.

Dabei ist die Bilanz nach sieben Tagen nicht nur positiv. Gerade zu Beginn hakte es an vielen Stellen: Die von DJ Tomekk aufgelegte Musik kam beim Publikum nicht sonderlich gut an. „Die Musik war am Donnerstag sehr weit weg von der Tradition“, sagte Miltovics. Schon nach dem ersten Tag reagierten die Organisatoren. „Wir suchen einen Mittelweg“, sagte Miltovics.

Auch wenn vieles noch nicht ideal lief, muss man dem neuen britischen Eigentümer des Rennens, der Madison Sports Group, doch zugestehen, lernfähig- und willig zu sein. Das gilt nicht nur für die Musik, sondern auch für die Wettkämpfe. Um die Rennen für neue Zuschauer einfacher zu machen, waren die Zwischenwertungen auf den langen Distanzen gestrichen worden. Das erwies sich allerdings als Fehler. Ohne die Zwischensprints fehlte den Jagden, die bis zu 60 Minuten dauern, über weite Strecken die Spannung. Zumal durch das gestiegene Niveau im Fahrerfeld und die höheren Geschwindigkeiten Rundengewinne seltener geworden sind. Nach der Hälfte der Sixdays veranlasste der dienstälteste Fahrer, der Berliner Andreas Müller, die Rennleitung dazu, die Zwischenwertungen wieder einzuführen. Eine Entscheidung, die sich an den letzten drei Tagen positiv auswirkte.

So blieb es in der Gesamtwertung bis zur letzten Großen Jagd sehr eng. Am Ende triumphierte in Yoeri Havik und Wim Stroetinga erstmals seit 2006 wieder ein Duo aus den Niederlanden. Während es die deutschen Fahrer im Hauptrennen nicht nach ganz vorne schafften, gab es im Sprint gleich einen Doppelerfolg. Maximilian Levy siegte nur zwei Wochen nach einem im Training erlittenen Schlüsselbeinbruch souverän vor Robert Förstemann und wurde vom Publikum lautstark gefeiert. Bei den Frauen kam Anna Knauer als Dritte aufs Podium.

Miltovics war mit dem sportlichen Teil der Veranstaltung sehr zufrieden. „Das neue Format bringt sehr spannende Rennen“, sagte er. Noch befinde sich das gesamte Format aber in einem Entwicklungsprozess. Berlin ticke vollkommen anders als die übrigen Stationen der neuen Sixday-Serie, Amsterdam, London, Kopenhagen und Mallorca. Ziel sei es, sagte Miltovics, dem Berliner Sechstagerennen in fünf Jahren wieder den Stellenwert zu geben, den es vor 15 Jahren einmal hatte. „So viel zu ändern, ist natürlich ein Risiko“, sagte Miltovics. Das sei jedoch unvermeidlich, um ein junges Publikum anzusprechen. „Man kann nicht erwarten, dass man im ersten Jahr 20 000 neue Leute anlockt“, so Miltovics.

Während speziell bei Musik und Showprogramm noch Luft nach oben ist, kamen einige Neuerungen gut an. Der Videowürfel über dem Innenbereich war eine deutliche Verbesserung und ermöglichte allen Zuschauern eine gute Sicht auf Ergebnisse, Wiederholungen und die kurzen Filme, in denen die einzelnen Disziplinen erklärt wurden.

Für Miltovics hat das traditionsreiche Rennen im Velodrom einen besonderen Stellenwert. „Berlin ist das Herz der Serie“, sagte der Sixdays-Chef, „wir haben aber auch Fehler gemacht und müssen daraus lernen.“

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