zum Hauptinhalt
Bedient. Manuel Schmiedebach war mit der Leistung seiner Unioner unzufrieden.

© Imago/Schroedter

1. FC Union: Keine Schönrederei mehr: Berliner finden deutliche Worte

Arminia Bielefeld war in der zweiten Hälfte gegen Union Berlin in allen Belangen überlegen. Gerade einem Berliner passte die Leistung überhaupt nicht.

Manuel Schmiedebach hatte erhöhten Gesprächsbedarf. Der erfahrene Mittelfeldspieler des 1. FC Union lässt nach Spielen für gewöhnlich seinen Kollegen den Vortritt, die Öffentlichkeit meidet er abseits des Fußballfeldes. Nach dem 1:1 gegen Arminia Bielefeld stapfte Schmiedebach am Freitagabend aber festen Schrittes durch den Innenraum des Stadions An der Alten Försterei und fand deutliche Worte. „Wir können glücklich sein über das 1:1“, sagte Schmiedebach und legte einen Satz nach, der als klare Kritik an der Einstellung verstanden werden konnte. „Wir müssen wieder zu dem zurückkommen, was uns stark gemacht hat.“

Der 30 Jahre alte Berliner hatte ganz offensichtlich einen dicken Hals und war damit nicht der einzige Unioner. Nach einer ordentlichen ersten Halbzeit, in der die Gastgeber durchaus die Chancen hatten, um auf 2:0 zu erhöhen, zeigte die zweite Halbzeit in Urs Fischers Augen, „dass wir noch viel lernen müssen“.

Kapitän Trimmel redet sich die Leistungen schön

Es ist keine ganz neue Tendenz, dass Union nach der Pause nicht mehr so gut ins Spiel findet. Schon bei den Siegen gegen Sandhausen und in Duisburg waren ähnliche Probleme zu erkennen, die geringe Qualität des Gegners ermöglichte es den Berlinern jedoch, trotz durchwachsener Leistungen drei Punkte einzufahren. So wurden die eigenen Schwächen durch späte Tore und die positiven Ergebnisse überdeckt. In der Zweiten Liga könne man nicht erwarten, nur mit spielerischen Mitteln zu gewinnen, sagte etwa Kapitän Christopher Trimmel nach dem 2:0 gegen Sandhausen. Union redete sich die Leistungen bis zu einem gewissen Punkt schön. Damit war am Freitag Schluss.

Fremde Hilfe. Wie hier Florian Hübner, konnte sich Union am Ende bei Bielefeld bedanken.
Fremde Hilfe. Wie hier Florian Hübner, konnte sich Union am Ende bei Bielefeld bedanken.

© imago/Annegret Hilse

Nicht immer geben Statistiken den Spielverlauf korrekt wider, gegen Bielefeld vermittelten sie aber einen guten Eindruck. Die Gäste waren in der zweiten Halbzeit in allen Belangen überlegen, hatten insgesamt 60 Prozent Ballbesitz, eine bessere Passquote und gewannen deutlich mehr Zweikämpfe. „Wir hatten nicht die nötige Aggressivität, um uns durchzusetzen“, monierte Schmiedebach. „Wir haben nicht weit genug nach vorne geschoben und sind nicht gut genug angelaufen.“

Das sah auch Joshua Mees so, der bei seinem ersten Startelfeinsatz in diesem Jahr das 1:0 erzielte. „Wir haben den Gegner in der zweiten Halbzeit zu sehr ins Spiel kommen lassen, das war nicht der Plan.“ Eine richtige Erklärung fanden direkt nach Abpfiff weder die Profis noch ihr Trainer – abgesehen von der couragierten Leistung der Gäste. „Wir hatten keinen Zugriff, haben keine zweiten Bälle gewonnen und uns zu viele Fehler geleistet. Bielefeld hat das sehr gut gemacht“, sagte Fischer.

Deutliche Worte sind kleines Alarmsignal für Union

Die deutlichen Worte von Fischer und Schmiedebach sind durchaus als kleines Alarmsignal zu verstehen. Zwar ist Union zu Hause nun saisonübergreifend seit 19 Spielen ungeschlagen und bleibt in der Spitzengruppe exzellent platziert, berauschend waren die letzten Leistungen gemessen am überdurchschnittlich besetzten Kader aber nicht. Die Berliner spielen solide, haben immer wieder gute Phasen, verpassen es in diesen allerdings, frühzeitig für klare Verhältnisse zu sorgen. Einen Zusammenhang zu den – zumindest bei Fans und Medien – stetig steigenden Erwartungen im Aufstiegsrennen sieht Schmiedebach nicht. „Das hat gar nichts mit Druck zu tun. Wir müssen wieder dahin kommen, dass wir jedes Spiel einzeln gewinnen wollen“, sagte Schmiedebach. Es nutze nichts, darüber nachzudenken, was vielleicht am 34. Spieltag passiere. „Das ist uns scheißegal!“

Die nächste Aufgabe wird für die Berliner auch nicht einfacher. Am kommenden Freitag sind sie bei Holstein Kiel zu Gast. „Da müssen wir die Punkte holen, die wir heute selbstverschuldet liegenlassen haben“, sagte Schmiedebach. Gegen die direkten Konkurrenten in der Spitzengruppe sah Union bisher meist gut aus – damit das so bleibt, wird das Team in Kiel aber mal wieder zwei gute Halbzeiten benötigen.

Zwölf Newsletter, zwölf Bezirke: Unsere Leute-Newsletter aus allen Berliner Bezirken können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de

Zur Startseite