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Teil des Rudels. Taiwo Awoniyi erzielte zuletzt beim Sieg in Köln sein erstes Tor für Union. Weitere sollen folgen, vielleicht ja schon heute gegen die Eintracht.

© AFP/Thilo Schmuelgen

1. FC Union gegen Eintracht Frankfurt: Taiwo Awoniyi ist jetzt Teil der Familie

Taiwo Awoniyi hat seinen Rhythmus gefunden – Union setzt auch am Samstag gegen Eintracht Frankfurt auf die Physis und Laufstärke des Angreifers.

Julian Ward hat einen dieser Berufe, die eigentlich nur im modernen Fußball existieren. Der 38-Jährige ist „Loan Pathways and Football Partnerships Manager“ bei Englands Meister FC Liverpool. Im Klartext bedeutet das, dass er für die riesige Diaspora von ausgeliehenen Liverpool-Spielern in ganz Europa zuständig ist.

Er pflegt Kontakte mit anderen europäischen Vereinen und sorgt dafür, dass die verlorenen Söhne der Reds den Kontakt zum Mutterschiff aufrechterhalten. Mit Taiwo Awoniyi etwa, der gerade beim 1. FC Union stürmt, telefoniert Ward nach fast jedem Spiel.

„Wir sprechen dann über die Partie, das ist gut für mich“, sagte Awoniyi vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt am Samstag (15.30 Uhr, live bei Sky). Weitere Details wollte der Nigerianer dazu nicht verraten, doch man könnte sich zumindest vorstellen, dass sein letztes Gespräch mit Julian Ward ein erfreuliches gewesen ist. Schließlich hat Awoniyi zuletzt beim 2:1-Sieg in Köln sein erstes Tor für Union geschossen und dem aktuellen Höhenflug der Köpenicker damit einen weiteren Windstoß verliehen.

Union ist mittlerweile seit sieben Spielen ungeschlagen und hat gegen Frankfurt die Chance, erstmals ein viertes Bundesliga-Spiel in Folge zu gewinnen. Daran hat auch Awoniyi seinen Anteil. Vor allem bei den Auswärtssiegen gegen Hoffenheim und Köln konnte er mit seiner Physis und seinen klugen Läufen für Unruhe in den gegnerischen Abwehrreihen sorgen.

Awoniyi spielte seit 2015 bei sechs Vereinen

Damit wächst die Hoffnung auf einen Wendepunkt in seiner noch jungen Karriere, denn bisher führten Awoniyis Wege eher nicht ins Glück. 2015 unterschrieb er erstmals in Liverpool, seitdem wurde er an sechs verschiedene Vereine verliehen. Eigentlich wollte er in dieser Saison nicht wieder zu einem neuen Verein wechseln. Doch bei Union scheint es nun gut zu funktionieren.

Der verlorene Sohn hat also endlich eine Pflegefamilie gefunden – und vor allem auch ein Familienoberhaupt. „Für einen Spieler ist es immer wichtig zu verstehen, was der Trainer von dir möchte. Das musst du schon bei deiner Ankunft studieren“, sagte Awoniyi. Mit Urs Fischer habe die Kommunikation bisher prima geklappt. „Er spricht ständig mit mir. Er ist wie ein Vater.“

Über diesen Kommentar musste der Trainer lächeln. „Das hört jeder Trainer gerne. Ich bin nur dann mal gespannt, wenn ich schimpfen muss“, sagte Fischer auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Frankfurt. Die Basis für Awoniyis Erfolg sieht Fischer eher in der kollektiven Stärke als in seiner väterlichen Kompetenz.

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Dass die Neuen so schnell integriert wurden und die Mannschaft so problemlos ihren Rhythmus gefunden hat, sei ein „Verdienst des Gesamten“, sagte der Schweizer. In der Tat – und bei allem Fokus auf Ausnahmespieler wie Max Kruse – ist die Mannschaft nach wie vor der Star in Köpenick. Mit seinem Tor in Köln wurde Awoniyi bereits zum elften Union-Torschützen der Saison. Bei keinem anderen Bundesligist haben so viele unterschiedliche Spieler getroffen.

Dabei wird Awoniyi in den kommenden Wochen wahrscheinlich noch mehr Verantwortung übernehmen müssen. Vor allem in den vorderen Reihen sieht der tiefe Union-Kader mittlerweile etwas zerlumpt aus. Weil Anthony Ujah und Joel Pohjanpalo längerfristig ausfallen, ist Awoniyi der einzige echte Mittelstürmer, der aktuell zur Verfügung steht.

Gegen Frankfurt, aber vor allem in den harten Dezemberspielen gegen Borussia Dortmund und Bayern München werden seine Fähigkeiten als Störer besonders gefragt sein. Den Leihspieler wird das freuen. Denn für ihn ist es ja auch eine Chance, sich noch weitere erfreuliche Gespräche mit Julian Ward zu verdienen.

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