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Glück- und ratlos. Unter André Hofschneider hat Union seit dem Trainerwechsel Anfang Dezember nur zehn Punkte in zwölf Spielen geholt. Keine Mannschaft der Zweiten Liga war schlechter.

© Maurizio Gambarini/dpa

1. FC Union Berlin: Letzte Chance für André Hofschneider?

Der abstiegsbedrohte 1. FC Union und sein glückloser Trainer André Hofschneider brauchen im Heimspiel am Samstag gegen Duisburg unbedingt einen Sieg.

Im modernen Fußball hat sich das Erfassen und Analysieren von Statistiken zu einem eigenen Berufszweig entwickelt. Jeder Pass wird dokumentiert, jeder Zweikampf analysiert und für nahezu alles, was sich auf dem Rasen abspielt, gibt es Tabellen und Grafiken. Dass diese Statistiken die tägliche Arbeit in einem Profiklub bereichern können, steht außer Frage. Manchmal sind Statistiken aber auch gefährlich. So wie aktuell beim 1. FC Union Berlin im Abstiegskampf der Zweiten Liga.

In vielen wichtigen Aspekten des Spiels standen die Berliner zuletzt nicht schlecht da. Sie gewannen mehr Zweikämpfe als der Gegner, sie haben viel Ballbesitz, sie erarbeiten sich etwas mehr Chancen als unter Jens Keller und lassen weniger Torschüsse zu. Das führt zu einer psychologisch schwierigen Situation. Denn niemand bei Union scheint vor dem wichtigen Spiel am Samstag im Stadion An der Alten Försterei gegen den MSV Duisburg (13 Uhr, live bei Sky) zu verstehen, warum sich der spielerische und kämpferische Aufwand nicht in den Ergebnissen niederschlägt. Einzig die Chancenauswertung wird von André Hofschneider regelmäßig bemängelt, ansonsten wirkt auch der Trainer ratlos. „Einsatz ist die wichtigste Tugend und da kann man der Mannschaft in den letzten Spielen keinen Vorwurf machen“, sagt Hofschneider. „Das Spielglück war aber nicht auf unserer Seite.“

„Die B-Note ist egal, wir sind nicht beim Eiskunstlauf“

Die brisante Situation in erster Linie auf mangelnde Fortune zu schieben, wäre jedoch fatal. Union hat seit vier Spielen nicht gewonnen, ist das schwächste Team der Rückrunde und hat nur noch zwei Punkte Vorsprung auf Platz 16. Der Abstiegskampf ist längst Realität – und die große Frage ist, ob Team und Trainer dafür bereit sind. Die Auftritte der vergangenen Wochen deuteten darauf hin, „dass die Mannschaft mit der Situation umgehen kann“, sagt Hofschneider. Die Spieler wirken phasenweise aber ebenso ratlos wie ihr Trainer, der mit vielen taktischen Änderungen und einem von außen nicht nachvollziehbaren erneuten Torwartwechsel mehr Verunsicherung als neue Impulse verbreitet hat.

Mehr als Floskeln und Durchhalteparolen waren zuletzt kaum zu hören. „Wir müssen nicht schön spielen. Wir müssen nicht glänzen, wir müssen Punkte holen – egal wie. Mit Leidenschaft, Aggressivität und Einsatz“, fordert Kapitän Felix Kroos. Ähnlich äußert sich auch Hofschneider. Es gebe keinen Schönheitspreis zu gewinnen. „Die B-Note ist egal, wir sind nicht beim Eiskunstlauf“, sagt Hofschneider.

Drei Punkte wären für die Zukunft des Trainers vermutlich ebenso wichtig wie für den Klassenerhalt der Mannschaft. Die Hoffnungen der Vereinsführung, mit dem Trainerwechsel im Dezember positive Impulse im Aufstiegskampf zu setzen, ist grandios gescheitert. Von Platz vier ist Union ins untere Mittelfeld abgerutscht, vom großen Traum Bundesliga redet schon länger niemand mehr rund um die Alte Försterei.

Bei einer Niederlage wird es eng für Hofschneider

Ein Abstieg in die Dritte Liga würde den Verein finanziell und sportlich um Jahre zurückwerfen – und es ist schwer vorstellbar, dass die Klubführung um Präsident Dirk Zingler und Sportchef Lutz Munack dabei noch lange zuschaut. „Wir müssen punkten, und das werden wir schaffen, wenn wir alle Kräfte bündeln. Der gesamte Verein rückt noch enger zusammen“, sagt Munack. Noch hat Hofschneider offenbar das Vertrauen, auch Kroos stärkt den Trainer öffentlichkeitswirksam. „Wir sehen es an den Leistungen auf dem Platz. Er kann auch nichts dafür, dass wir aus drei Metern das Tor nicht treffen“, sagt der Kapitän. Bei einer Heimniederlage gegen Duisburg könnte es dennoch eng werden für den langjährigen Unioner, der im Verein sehr geschätzt wird. Letztlich zählen aber auch für ihn Ergebnisse und eine Weiterbeschäftigung über das Saisonende hinaus erscheint trotz Vertrages bis 2019 bereits nahezu ausgeschlossen.

Eine gute Nachricht gibt es jedoch für Hofschneider. Die personelle Lage hat sich deutlich entspannt. Torjäger Steven Skrzybski und Verteidiger Marc Torrejon konnten nach ihren Verletzungen wieder voll mittrainieren und werden in die Startformation zurückkehren. Der in Fürth verletzt ausgewechselte Simon Hedlund könnte es zumindest in den Kader schaffen. „Wir sind guter Dinge, dass wir wieder mehr Alternativen haben“, sagt Hofschneider. „Wenn wir zuhause spielen, haben wir immer den Anspruch zu gewinnen.“ Das würde auch die Statistik leicht verbessern, die sie in Köpenick seit Monaten nur sehr ungern konsultieren: die Punktetabelle. (mit dpa)

So könnte Union spielen:

Busk – Friedrich, Leistner, Torrejon – Trimmel, Kroos, Prömel, Pedersen – Daube – Skrzybski, Hosiner.

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