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Haarige Angelegenheit. Unions Florian Hübner musste gegen den Kölner Jhon Cordoba sogar seine Frisur riskieren.

© Andreas Gora/dpa

1. FC Union Berlin: Hart arbeiten, um scheitern zu dürfen

Bei Union riecht es nach dem 2:0 gegen Köln schon nach Bundesliga. Eine echte Chance auf einen direkten Aufstiegsplatz hat der Klub aber nicht. Ein Kommentar.

Von David Joram

Urs Fischer, der Trainer des 1. FC Union, war am Donnerstagabend ein glücklicher Mensch. 2:0 hatten die von ihm trainierten Zweitligafußballer den 1. FC Köln im Spitzenspiel geschlagen. Nur noch zwei Punkte fehlen seither auf Platz zwei, den die Kölner inne haben und der den direkten Aufstieg garantiert. Alles möglich also für die Köpenicker? Mitnichten!

So stark der Auftritt der Unioner über insgesamt 94 Minuten war, so verdeutlichte er auf fast schon brutale Weise auch, wie groß der Abstand zwischen den beiden Aufstiegskonkurrenten ist. Der Kölner Sportdirektor Armin Veh gratulierte den Berlinern artig. Er sagte aber auch: "Wir waren die klar bessere Mannschaft. Wer ein bisschen Ahnung hat von dem Spiel, der hat gesehen, dass eigentlich nur eine Mannschaft gespielt hat. Aber wir haben halt unsere Torchancen nicht genutzt." Und: "Normalerweise musst du das Spiel hier gewinnen."

Köln hat 64 Prozent Ballbesitz

Es war eine durchaus treffende Analyse, ein bisschen gestützt auch von den Statistiken. Köln wies 64 Prozent Ballbesitz auf, Union 36. Köln kam auf eine Passquote von 85 Prozent, Union lag bei 65. Köln verzeichnete 25 Flanken aus dem Spiel, Union sechs. Es war, erst recht nach dem Platzverweis gegen Unions Ken Reichel in der 67. Minute, ein bisschen wie bei einem Pokalspiel. Der FC kombinierte, rannte an und spielte Fußball, Union kämpfte Fußball.

Speziell den flinken Jhon Córdoba beharkten Berlins Innenverteidiger Manuel Friedrich und Florian Hübner derart intensiv, dass Armin Veh klagte: "Ein Blinder sieht das ja, was die mit ihm machen, egal ob es der Hübner war oder der Friedrich. Beide haben es gemacht, weil sie ihn beide nicht halten konnten. Der wär' jedes mal weg gewesen." So ist das eben, wenn zweitklassige Verteidiger auf nominell erstklassige Stürmer treffen. Hart und wenig herzlich - wie die gesamte Berliner Mannschaft an diesem Donnerstagabend auftrat.

Es war ein Mittel, um einen technisch überlegenen Gegner zu stürzen, dessen Gesamtpaket aber deutlich höher entwickelt ist, als es der minimale Unterschied von zwei Punkten aussagt. Der Grund ist bekannt: Mit den finanziellen Mitteln der Bundesliga-Absteiger - Köln holte in der Winterpause mal eben Florian Kainz für drei Millionen Euro aus Bremen - können die anderen Zweitligisten nicht konkurrieren. Das Tabellenbild gibt das wieder. Erster ist der HSV, Zweiter Köln. Es geht nur darum, wer Dritter wird und in der Relegation scheitern darf (nämlich in den vergangenen sechs Fällen jeweils der Zweitligist). Simon Terrodde, der frühere Union-Stürmer und jetzige Kölner, bewertete nach dem 0:2 die Berliner Aufstiegsmöglichkeiten so: "Die haben eine gute Chance, den Relegationsplatz zu erreichen." Vermutlich wissen sie auch in Köln, dass es schwer werden dürfte, den direkten Aufstieg an eine spielerisch limitierte Mannschaft wie den 1. FC Union zu verspielen.

Immerhin: Durch die drei Punkte haben die Berliner ihre Ausgangsposition vor dem nächsten Spitzenspiel am Montag beim FC St. Pauli verbessert. Die Hamburger sind Vierter mit ebenfalls 34 Punkten und wohl der schärfste Konkurrent um Platz drei. Dieses Duell dürfte bis Saisonschluss mit halbwegs gleichen Waffen geführt werden.

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