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Tor von Julian Draxler. Der Wolfsburger Neuzugang trifft in dieser Szene zum 1:0.

© AFP

1:0-Sieg in der Champions League: Julian Draxler lässt den VfL Wolfsburg gegen ZSKA Moskau jubeln

Vor lichten Rängen müht sich der VfL Wolfsburg zu einem 1:0-Sieg gegen ZSKA Moskau. Julian Draxler ist der Mann des Abends.

Von Christian Otto

Der Mangel an Höhepunkten und guter Stimmung ließ sich gut ertragen. Es war verständlich, dass die Profis des VfL Wolfsburg auf unnötige Risiken mehrheitlich verzichteten. Der Einstand des Deutschen Vizemeisters in die Champions League fühlte sich an wie ein dröger, aber eben auch besonders wertvoller Pflichtsieg. Ein Treffer von Neuzugang Julian Draxler genügte, um am Ende im Duell mit ZSKA Moskau als solider Sieger vom Platz zu gehen. Die Wolfsburger Mannschaft ist gespickt mit international erfahrenen Spielern. Es war fast ein wenig gemein, dass sie ihren Trainer so lange zittern ließ. Dieter Hecking hat es erstmals bis auf Europas ganz große Fußball-Bühne geschafft. Entsprechend angespannt war der Cheftrainer an der Außenlinie auf und ab gelaufen, bis der 1:0 (1:0)-Sieg endlich besiegelt war.

"Der sieg steht über allem. Wir wollen die Gruppenphase überstehen", sagte Draxler. Trainer Hecking meinte zur Leistung seines Torschützen: "Er war sehr präsent und hatte viele gute Ideen. Ich bin sehr zufrieden mit ihm." Und Manager Klaus Allofs erklärte. „Das war ein sehr guter Auftakt. Diese Spiele muss man gewinnen. Wir haben es sicher schon brillanter hinbekommen, aber heute zählte nur das Ergebnis."

Erfolgsgarant der Wolfsburger war der jüngste und teuerste unter den vielen Stars, die sich der Vizemeister leistet. Im Alter von 21 Jahren möchte Draxler fernab seines geliebten Heimatvereins FC Schalke 04 belegen, dass er längst vom Bubi zum Helden gereift ist. Er will bei einem Verein aufblühen, der seiner Ansicht nach kleiner und ruhiger als das bisher von ihm Gewohnte ist. Gemessen an seiner Leistung zum Start in die Gruppenphase der Champions League scheint ihm das beschauliche Ambiente am Ufer des Mittellandkanals gut zu tun. Draxler zog die Bälle im Mittelfeld wie ein Magnet an, trieb das Spiel des VfL im entscheidenden Moment immer wieder durch einen öffnenden Pass an und war dann auch noch an den torgefährlichsten Szenen beteiligt.

Nur 20.126 Zuschauer besuchten das Spiel im Stadion

Wie gut die horrend hohe Ablösesumme für Draxler angelegt ist, wird sich vor allem bei seinen Auftritten in der Champions League zeigen. Der rund 34 Millionen Euro teure Zugang soll nicht nur den Abgang seines Vorgängers Kevin De Bruyne zu Manchester City vergessen machen, sondern auch zum Einspielen weiterer Millionenbeträge beitragen. Im Duell mit dem ZSKA Moskau durfte er an der Seite von Max Kruse und Andre Schürrle nach Belieben tricksen. Was De Bruyne mit Athletik und Einsatzwillen eingeleitet hat, erledigt Draxler jetzt mit Finesse und Spielwitz. Es war eine Freude, dem Trio beim Dribbeln und Tricksen zuzusehen – auch wenn es bis zur 40. Minute dauerte, ehe etwas Zählbares dabei herauskam. Flanke Kruse, Kopfball Draxler, Nachschuss Draxler: Der Treffer kam in einer Begegnung, die die Niedersachsen vor lediglich 20 126 Zuschauern nach Belieben dominierten, genau zur richtigen Zeit und verscheuchte so manches zaghafte Moment im VfL-Team.

Mit dem geschlagenen Gast, dessen Spielweise niemanden vor Begeisterung aufspringen lässt, kennen sich die Wolfsburger gut aus. Genau sechs Jahre nach der Premiere in der Champions League, als der VfL sogar als Deutscher Meister für das Millionenspiel qualifiziert war, wurde ein Wiedersehen mit der Elf von ZSKA Moskau gefeiert. Und wieder gelang zur Begrüßung der Gruppenphase ein Heimsieg. Der feine Unterschied bleibt: Der Wolfsburger Spielerkader hat im Vergleich zu 2009 deutlich an Qualität und Wert gewonnen.

„Wir sind stabiler geworden und haben uns als Mannschaft richtig gut weiterentwickelt“, findet VfL-Kapitän Diego Benaglio. Der Torhüter verlebte angesichts der einseitigen Partie einen recht ruhigen Abend und hätte sich theoretisch damit beschäftigen können, einzelne Gäste auf der Tribüne zu begrüßen. Dem Schweizer wird so oder so nicht entgangen sein, dass unangenehm viele Plätze im VfL-Stadion unbesetzt geblieben waren. Viele zahlende Zuschauer leisten sich in Wolfsburg den Luxus, ihre Eintrittskarten nur für besonders attraktive Partien zu nutzen. ZSKA Moskau muss von ihnen als Gegner der Kategorie Fallobst eingestuft worden sein.

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