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Uzoma Eke (re., gegen Lok Leipzigs Bogdan Rangelov) hat einst vier Spiele in der Bundesliga für den SC Freiburg bestritten.

© IMAGO/Picture Point

0:13 Tore nach drei Spielen: Für Tennis Borussia wird es eine ganz schwere Saison

Neuer Trainer und ein zu großen Teilen neuer Kader: Bei TeBe geht es in der Regionalliga Nordost nur um den Klassenerhalt. Ein Ex-Profi ist der Hoffnungsträger.

Günter Brombosch hebt die Chancen hervor, die sich Tennis Borussia am vorigen Spieltag in der Fußball-Regionalliga Nordost bei Lok Leipzig erarbeitet hat. „Wir hatten einige Möglichkeiten, in Führung zu gehen“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Trainer Abu Njie lobt „die Art und Weise, wie die Mannschaft aufgetreten ist“.

Die Verantwortlichen waren also durchaus zufrieden. Doch die B-Note will nicht so richtig zu den für die Tabelle wichtigen Fakten passen: Tennis Borussia verlor 0:4.

Aber derzeit ist eben jeder Schritt nach vorn, und sei er noch so klein, ein guter Schritt. Denn nach dem 0:3 zum Auftakt beim Chemnitzer FC und dem 0:6 zu Hause gegen Carl Zeiss Jena steht TeBe nach drei Spielen mittlerweile bei null Punkten und 0:13 Toren. Null Treffer auf der Habenseite hat in der Liga sonst nur Aufsteiger Greifswalder FC im Portfolio – bei allerdings erst drei Gegentoren.

Zu Schnappatmung führt der Fehlstart noch nicht, da aufgrund der starken Gegner davon auszugehen war, dass sich das Team am Ende des Klassements einordnet. Die Heftigkeit des Fehlstarts wurmt Brombosch aber: „Natürlich macht uns das Torverhältnis von 0:13 unglücklich.“ Und die zweite Halbzeit gegen Jena sei „katastrophal“ gewesen.

„Bretthart“ nennt Trainer Njie das Programm in den ersten sieben Spielen – davon ist nicht einmal die Hälfte absolviert. An diesem Freitag (19 Uhr, Mommsenstadion) geht es im Stadtduell gegen die zweite Mannschaft von Hertha BSC. „Da kommt auch richtig Qualität auf uns zu“, sagt der 48-Jährige. Aber hilft ja nichts, der Trend muss gestoppt werden: „Wir wollen die ersten drei Punkte holen.“

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Njie war 2021 mit dem SV Tasmania in die Regionalliga aufgestiegen und dort nach einer langen Negativserie im Februar zurückgetreten. Co-Trainer bei Tas war sein Bruder Momar, er ist es auch jetzt bei TeBe.

Mit jedem weiteren Negativerlebnis würde der Druck steigen. Und damit auch die Verunsicherung bei der sehr unerfahrenen Mannschaft. Über ein Dutzend Spieler im Kader sind 21 Jahre alt oder jünger. Das ist die Folge eines riesigen Umbruchs. Darum kann es für TeBe – das war schon vor dem missratenen Start klar – in dieser Saison nur um eins gehen: den Klassenerhalt. Zumal in der letzten Spielzeit der Abstiegshammer richtig zugeschlagen hat: Sechs der Teams, die hinter den Charlottenburgern standen, mussten runter. Und von den Aufsteigern macht Rot-Weiß Erfurt bislang einen sehr starken Eindruck.

Markus Zschiesche ist nun Trainer beim SV Babelsberg 03

Die vorige Saison war mit Rang zehn für TeBe höchst erfreulich verlaufen, besser platziert war der Klub in Liga vier zuletzt 2008, damals noch in der Oberliga. Aber schon im vergangenen April hatte Trainer Markus Zschiesche mitgeteilt, sich verändern zu wollen. Zschiesche landete beim Ligakonkurrenten SV Babelsberg 03, genau wie sein Co-Trainer Ronny Ermel und die Leistungsträger Tahsin Cakmak und Rico Gladrow.

Babelsberg war in der Saison 2021/22 einen Platz hinter TeBe ins Ziel gekommen, diesmal wird dem Team jedoch einiges mehr zugetraut. Und nach drei Partien ist Babelsberg in der Liga weiterhin ungeschlagen.

Auch zahlreiche andere Stützen haben Tennis Borussia verlassen, weil finanziell besser gestellte Klubs auf die Spieler aufmerksam wurden. In der Sommerpause legte außerdem der Sportliche Leiter Claudio Offenberg sein Amt nieder. Dieses hat interimsmäßig Manfred Engel übernommen, der bald sieben Jahrzehnte im Verein ist und schon auf vielen verschiedenen Positionen tätig war.

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Die Zielsetzung des Klubs, der aktuell ohne Hauptsponsor ist, ergab sich nach den Wechselspielen im Kader quasi von selbst: „Wir wollen dauerhaft aus dem eigenen Nachwuchs Spieler für die Regionalliga gewinnen“, sagt Brombosch. „Aber mit elf 19-Jährigen auf dem Platz geht es natürlich auch nicht.“ Da traf es sich gut, dass etwa Kapitän Tim Oschmann (28) oder Abwehrspieler Nemanja Samardzic (25) geblieben sind. Allerdings fehlte Samardzic bislang wegen einer gebrochenen Hand.

Tennis Borussia fahndet noch intensiv nach Verstärkungen und ist in einem Fall bereits fündig geworden: Uzoma Eke war einst in der Bundesliga (vier Spiele für den SC Freiburg) sowie Zweiten Liga aktiv und hinterließ nun bei seinem Debüt in Leipzig einen guten Eindruck. „Er ist als Spieler und Mensch überragend“, sagt Njie über den 33-Jährigen, den er aus seiner Zeit beim Berliner AK kennt. Zuletzt spielte Eke in der zweiten ungarischen Liga bei Tiszakecske FC.

Die Regionalliga ist stets eine Klasse voller Unwägbarkeiten, niemand weiß vorher, wie viele Absteiger es gibt. Im besten Fall diesmal nur einen, wenn der Meister in die Dritte Liga aufsteigt und von dort kein Verein aus dem Bereich des Nordostdeutschen Fußballverbandes runterkommt. Im schlechtesten Fall trifft es in der Regionalliga vier Mannschaften. Abu Njie interessieren die Eventualitäten nicht: „Ich will nicht nach Saisonende rechnen und zittern. Wir wollen vorher den Klassenerhalt sichern.“

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