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Und nu? Kiels Trainer Ole Werner ganz gelassen: „Wir schau’n uns mal an, was die Bayern so machen. Dann überlegen wir, was wir so machen.“

© Swen Pförtner/dpa

Trotz DFB-Pokal-Spiel gegen Bayern München: Holstein Kiel bleibt gelassen

Holstein Kiel darf sich im DFB-Pokal gegen Bayern München endlich einem Millionen-Publikum im TV präsentieren. Die Vorbereitungen laufen trotzdem unaufgeregt.

Von Aufregung ist bei Holstein Kiel erstaunlich wenig zu spüren. Dass der FC Bayern München am Mittwoch (20.45 Uhr/ARD und Sky) zum DFB-Pokalspiel antritt, scheint beim Zweitligisten aus dem Norden niemanden in einen emotionalen Ausnahmezustand zu versetzen. Die Vorbereitung laufe wie bei jedem Spiel ab, sagte Trainer Ole Werner nüchtern. „Wir schau’n uns mal an, was die Bayern so machen. Dann überlegen wir, was wir so machen. Und dann gucken wir, was am Mittwoch so dabei herauskommt“, hatte der mit 32 Jahren jüngste Trainer im deutschen Profi-Fußball schon am vergangenen Wochenende angekündigt.

Dennoch ist die Partie für die Kieler etwas Besonderes. Auch wenn sie es nicht laut zugeben. Erst zum dritten Mal treffen sie in einem Pflichtspiel auf die Bayern-Profis: 1954 kam es zu zwei Duellen in der Oberliga-Vergleichsrunde, die anderen sieben Partien waren Freundschaftsspiele. Zudem gab es zu Drittliga-Zeiten Begegnungen mit der zweiten Mannschaft des FC Bayern.

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Nun darf sich die Mannschaft dank der TV-Übertragungen in der ARD und bei Sky gegen die Über-Mannschaft aus dem Süden endlich einmal einem Millionen-Publikum präsentieren. Bislang wurde die starke Saison der KSV Holstein eher beiläufig registriert. Dabei entwickelt sich nicht erst seit dem Zweitliga-Aufstieg 2017 fernab des Fußball-Hotspots Hamburg etwas – und das mit bescheidenen Mitteln.

Der Umsatz von etwa 24 Millionen Euro ist auch im Zweitliga-Vergleich nicht üppig. Dennoch baute der Klub professionelle Strukturen auf. Ein modernes Nachwuchsleistungszentrum und sehr gute Trainingsplätze sind entstanden, auch personell sind die „Störche“ immer besser aufgestellt.

Längst gilt Holstein nicht mehr als Geheimtipp, wenn es um den Aufstieg geht. Zwar war der Jahresauftakt mit einer Niederlage gegen den VfL Osnabrück und dem Remis am Samstag beim FC St. Pauli durchwachsen. Trotzdem sind die Kieler als Tabellendritter weiter mitten im Aufstiegskampf – auch wenn dies Trainer Ole Werner nicht sonderlich beeindruckt. Am 15. Spieltag „richte ich nicht den Blick auf die Tabelle“, macht er immer wieder deutlich.

Ole Werner führte Kiel vom Abstiegs- zum Aufstiegskandidaten

Die starke Vorstellung in dieser Saison hat auch viel mit ihm zu tun. Werner ist seit dem September 2019 Chef der Profis. Er rückte aus der zweiten Mannschaft auf den Posten als Nachfolger von André Schubert und führte den Verein aus der Abstiegszone. Nebenbei machte er noch seine Ausbildung zum Fußball-Lehrer.

Werner setzte seine Spielidee um und hatte das Glück, dass die Mannschaft ohne Stars im Sommer erstmals seit Jahren keinen personellen Umbruch erlebte. Er konnte auf eine eingespielte Achse zurückgreifen, dazu gab es sinnvolle Verstärkungen wie den aus Kiel stammenden Ex-Bremer Fin Bartels (33) für die Offensive.

Macher im Hintergrund ist Sportchef Uwe Stöver. Der gebürtige Wuppertaler wirkt noch norddeutscher als viele Norddeutsche. Seine Vokabeln sind „Vernunft“, „Realitätssinn“, „Ruhe“ oder „Besonnenheit“. „Wir haben den Auftrag, uns kurz- und mittelfristig in dieser Liga zu etablieren“, sagt der 53-Jährige.

Doch über das Stadium ist die Mannschaft hinaus. Möglicherweise steht am Ende der Saison der Bundesliga-Aufstieg als erster Verein aus Schleswig-Holstein - und die Aussicht, kommende Spielzeit gleich zwei Mal auf die großen Bayern zu treffen. „Ich kenne niemanden, der sich gegen sportlichen Erfolg wehrt“, meint Stöver. Das gilt sicher auch schon für den Mittwoch. (dpa)

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