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Altes Spreepark-Riesenrad im Plänterwald in Berlin-Treptow.

© Kitty Kleist-Heinrich

Update

Treptow-Köpenick: Zukunftspläne: Das kann der neue Spreepark

Am Freitag wurde der Rahmenplan für den neuen Spreepark vorgestellt: Der soll vor allem Nostalgie und Entschleunigung fördern. Gebaut wird frühestens 2020.

Das Teetassenkarussell ist eine der am besten erhaltenen Attraktionen des alten Spreeparks. Die grell bemalten Tassengondeln drehen sich noch, aber das aus Frankreich stammende Fahrgeschäft wirkt insgesamt zerbrechlich, wie ein Museumsstück. Die Fotografen möchten, dass sich Umweltsenatorin Regine Günther hineinsetzt, doch die weigert sich.

Zweieinhalb Jahre nach Übernahme durch die landeseigene Grün Berlin hat der Senat jetzt einen „Rahmenplan“ vorgelegt, als Zwischenschritt zur endgültigen Projektplanung für einen neuen Spreepark. Gebaut werden könne frühestens ab 2020, wenn der Bebauungsplan fertig ist, sagte Christian Pfeuffer von der Grün Berlin.

Bis dahin haben alle Projektentwürfe – etwa der Bau eines Stegs auf der Achterbahn Spreeblitz (Arbeitstitel: Cat Walk) oder eines Pfads über die ehemalige Wasserrutsche (Grand Canyon) – nur Vorschlagscharakter. In weiteren öffentlichen Diskussionen können diese von einem Kuratorenteam entworfenen Konzepte auch wieder verworfen, verändert oder ergänzt werden.

Die Kuratoren um den Landschaftsplaner Tilman Latz möchten zwei Eingänge zum neuen Park schaffen. Nach Norden, zum Treptower Park, könnte das ehemalige Kuppeldach-Rundkino „Cinema 2000“ die Gäste empfangen und mit filmischen Eindrücken aus den Tagen des alten DDR-Kulturparks (eröffnet 1969) versorgen.

Oder aus der langen Tradition des Parks als Drehkulisse: Hier wurde die DDR-Kinderserie „Spuk unterm Riesenrad“ produziert. Später kletterte Cate Blanchett für den Film „Hanna“ (2011) auf dem Spreeblitz herum. Nach Süden hin könnte die große Werkshalle den Eingang markieren, dort ist viel Platz für Ticketverkauf, Veranstaltungen und Ausstellungen über die Parkgeschichte.

Auf den alten Fahrgeschäften – hier die Wasserrutsche Grand Canyon – soll künftig die Spreepark-Vegetation durchwandert werden.
Auf den alten Fahrgeschäften – hier die Wasserrutsche Grand Canyon – soll künftig die Spreepark-Vegetation durchwandert werden.

© Simulation: Büro Latz + Partner

Das Riesenrad wird wieder in Betrieb genommen, das ist eigentlich Konsens, allerdings müssten dafür Gondeln ersetzt und erhebliche Sicherheitstechnik nachgerüstet werden. Auch das Wasserbecken mit dem Wikingerschiff am Fuß des Riesenrads soll instand gesetzt und wieder gefüllt werden. Das Englische Kulissendorf, soweit nicht abgebrannt, könnte saniert werden.

Die ehemalige „Hauptgastronomie“, ein großes eingeschossiges Gebäude, ist bereits entkernt und soll unter dem Titel „Mero Cloud“ als Spiel- und Sportfläche fungieren. Auf den Lichtungen könnten Besucher zwischen den Saurierfiguren chillen und über Outdoor-Lautsprecher abenteuerlichen Geschichten vom Parkbetreiber Norbert Witte lauschen.

Umweltsenatorin Regine Günther (für Grüne) spricht von einem „Setzkasten“, den man den Berlinern zur Verfügung stellen möchte, damit sie ihn mit ihren Ideen füllen. Es sollten „Freiheitsräume“ entstehen, mit viel Natur drin und einem großen Schuss Nostalgie. Zum umstrittenen Verkehrskonzept sagte die Senatorin nur so viel: „Das Auto soll die Ausnahme bleiben.“ 100 Parkplätze „oder weniger“ könnten auf dem Gelände entstehen, vor allem für Menschen mit Gehbehinderungen. Alle anderen sollten möglichst per Fahrrad oder Busshuttle in den Park kommen. Auch ein Schiffsanleger ist geplant.

Ob die Parkeisenbahn, die neu entstehen soll, bis zum S-Bahnhof Treptower Park geführt werden kann, ist noch völlig unklar. Auch, ob der Dammweg als Zufahrtsstraße ausgebaut werden muss. Das Verkehrskonzept werde im Rahmen des Bebauungsplans erarbeitet, sagte Günther. Der neue Park wird Eintritt kosten und weiter umzäunt bleiben. Die Höhe des Eintrittsgelds soll laut Günther „familienfreundlich“ sein.

Insgesamt 48 Millionen Euro stehen für die Parkentwicklung zur Verfügung, eine Menge Geld für 23 Hektar. Rund zehn Millionen Euro dürften aber allein durch die Sanierung des Eicherhäuschens gebunden sein. Die ehemalige Gaststätte ist seit Langem eingerüstet und verbarrikadiert, große Teile der Holzkonstruktion müssten ausgetauscht werden, sagte Pfeuffer. Die Fertigstellung ist für 2021 vorgesehen.

Auf den Gleisen der Achterbahn durch die Baumwipfel zu marschieren, das könnte sich Senatorin Günther gut vorstellen, als Beitrag zur Entschleunigung vom Alltag. Auch die anderen Parkrelikte sollen durch Wanderwege erschlossen werden. Die üppige Vegetation, die sich nach Schließung des Rummels 2002 gebildet hat, soll erhalten werden. Natur und Kultur seien gleichrangig zu behandeln, sagte Günther. Inzwischen haben sich seltene Arten wie Armleuchteralge und Wasserlinse breitgemacht.

Rund eine Million Euro kostet Grün Berlin der Parkunterhalt jedes Jahr, vor allem für Wachschutz, Reparatur von Vandalissmusschäden und die Grundsteuer. Der solide Zaun werde immer noch von unerwünschten Besuchern überwunden, erzählen Mitarbeiter der Parkverwaltung.

Der Spreepark wird weiterhin als mythischer „Lost Place“ weltweit beworben, „von diesem Image würden wir gerne wegkommen“, sagt Pfeuffer.

Es werden weiterhin Führungen angeboten, normale und ab Juli auch künstlerisch ambitionierte, mit Performances und virtuellen Realitäten. Die Nachfrage ist groß, daher sollte man sich rechtzeitig Termine sichern: www.gruen-berlin.de/spreepark

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