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In Peking reichte es für das Team um Francoise Jaquerod nur zu einem Erfolg in zehn Spielen.

© Imago

Seit über 30 Jahren prägt eine Schweizerin den Para-Sport: Rolle vorwärts

Francoise Jaquerod gilt als eine der schillernsten Personen im Para-Sport der Schweiz. Eine kleine Würdigung nach über 30 Jahren Spitzenleistungen.

Von Lilith Diringer

An dieser Stelle berichtete das Team der Paralympics Zeitung, ein Projekt von Tagesspiegel und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Alle Texte zu den Spielen rund um Peking finden Sie hier. Aktuelles finden Sie auf den Social Media Kanälen der Paralympics Zeitung auf Twitter, Instagram und Facebook.

Es war eine Minikollage, die auf Twitter umging. Eine Athletin in zwei verschiedenen Epochen der Paralympics, 1988 und 2022. Einmal auf Ski, einmal auf Rollen; früher ohne, heute mit Brille. Auf dem Bild von vor über 30 Jahren strahlt Francoise Jaquerod. Kein Wunder, mit zwei Goldmedaillen im Ski-Alpin hatte die Athletin damals allen Grund zur Freude. Auf der Aufnahme aus diesem März, die als Sinnbild für den Weltfrauentag vom Schweizer Para-Verband verwendet wurde, blickt Jaquerod vollkommen konzentriert über das Eis. Abhänge ging es in Peking für sie nicht mehr herunter, aber auf der Rollstuhlcurlingbahn waren ihre körperlichen sowie geistigen Leistungen umso mehr gefragt. Mit den Worten „Fanny is Awesome“ wurde die Fotozusammenstellung kommentiert und fasst die ausgestrahlte Stärke der Schweizerin zusammen.

Bei den Paralympischen Winterspielen in Peking beendete das Team der Schweiz den Wettbewerb im Rollstuhlcurling auf dem letzten Rang, lediglich ein Spiel konnte die Mannschaft um Francoise Jaquerod von den insgesamt zehn Partien für sich entscheiden. Ganz anders schlug sich die Sportlerin vor einigen Jahrzehnten auf Ski. 1988 war nicht nur für die Schweizerin, sondern auch für die Paralympics an sich von großer Bedeutung. Seither finden Olympische und Paralympische Spiele am gleichen Ort statt. Curling stand damals noch nicht auf dem Plan. Die Schweiz, damals im Nationenranking auf Platz fünf, hatte sich im Slalom und Riesenslalom Gold dank Jaquerod gesichert.

Die willensstarke Schweizerin trainiert nicht nur gerne, sondern gibt ihr Wissen auch weiter. Neben Erzählungen über ihre international sportlichen Erfahrungen auch konkret disziplinbezogen. So bringt das von allen nur Funny genannte Erklärtalent dem Reporter des SRF die Grundlagen des Rollstuhlcurlings bei. Nicht zu wenig und auch nicht zu viel Energie. „Sonst geht es hinter die Mauer“, erklärt sie: „Wir müssen noch präziser sein als die Füßgänger.“ Als er sie auf die alten Zeiten ihrer Karriere auf Ski angesprochen wird, lacht sie freudig „Warum sollte ich nach 30 Jahren nicht wieder zurückkommen. Das ist doch toll. Das ist eine Chance für mich.“ Als sie schließlich gegen ihren temporären Gegner verliert, spricht sie von Anfängerglück. Etwas das sie selbst inzwischen weder im Paralympischen Sport allgemein noch in der Curlingdisziplin haben sollte.

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Doch sich auf diesen Erfahrungen auszuruhen, war für Jaquerod keine Frage. Ähnlich wie ihr Curling-Coach, der die paralympischen Niederlagen bereits jetzt als lehrreich bezeichnet und den Blick nach vorne auf die anstehende B-WM im November in Lohja legt. Auch hier wird Jaquerod wieder dabei sein. In einem Team, dessen Spirit scheinbar trotz schlechten Abschneidens in Peking ungebrochen positiv bleibt. 

Neben Jaquerod gibt es in der Schweiz einige meinungsstarke Frauen. Eine davon ist Steffi Buchli, das bekannteste Gesicht im Schweizer Sportjournalismus. Die selbst ernannte Feministin kämpft dagegen an, dass weiterhin 95 Prozent des Sportjournalismus‘ männlich geprägt sind. Sie spricht davon, dass ein komplettes Umdenken stattfinden müsse. Nicht wenig hat sie mit der Sportlerin Jaquerod gemeinsam: Ehrgeiz, Zielstrebigkeit, Taten als Pionierinnen. Doch auch sie als weibliche Sportjournalistin widmet weniger als zehn Prozent ihrer Aufmerksamkeit dem weiblichen Teil der Sportwelt. „Figuren müssen feiner ausgearbeitet und dann auch vermarktet werden. Da tun sich Frauen oft schwer“, sagt Buchli. Auch für die charmante Fanny gibt es hier noch deutlich Ausbaupotential. Gewürdigt wird sie, diese spannende Sportkarriere geht jedoch neben vielen der männlichen weiterhin unter und bei Recherchen verliert sich ihre Spur schnell.  

Umso wichtiger ist das Twitter-Bild. Von Frauenpower sprühend bringt es die Botschaft am Weltfrauentag auf den Punkt. Vielleicht wird auch das den Ikoninnen der Spiele weiter voran helfen und die allgemeine Aufmerksamkeit steigern.

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