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Schick beschirmt von Weishäupl: Lass die Sonne einfach scheinen

Oskar F. Weishäupl war in den 70er Jahren fasziniert von den riesigen Marktschirmen in Italien. Er baute sie in Bayern nach. Das Familienunternehmen ist kreativ – bis heute.

Die Sommer, so scheint’s, werden immer länger – und sonniger. Eine Herausforderung für den Gartenbesitzer. Denn er muss nicht nur öfter gießen. Um die Pracht der liebevoll betreuten Pflanzen und Blumen zu genießen, braucht er ein schattiges Plätzchen. Aber nicht jeder hat einen Ahornbaum, unter dem er kühl sitzen kann. Ein Sonnenschirm muss her! Am besten so einer, wie sie ihn lieben in bella italia. Es war 1974, als der Bayer Oskar F. Weishäupl bei einer Motorradtour durch Verona kam. Auf der Piazza d’Erbe sah er sie, die übergroßen Marktschirme, aus Holz und mit Segeltuch bespannt. Wie mickrig waren dagegen jene Schattenspender, die er aus Deutschland kannte. Der gelernte Werkzeugmacher, schon seit fünf Jahren im Möbelgeschäft, dachte sich, „die bau’ ich nach“. Noch im selben Jahr präsentierte er zwei seiner Schirme auf der Kölner Sport- und Gartenmesse. Die meisten Besucher gingen achtlos daran vorüber, aber manche waren begeistert.

50 verschiedene Farben sind im Programm

Oskar F. Weishäupl ist inzwischen im Ruhestand. Die Firma wird von seinen Kindern Stefanie und Philipp Weishäupl weitergeführt. Natürlich werden weiterhin Sonnenschirme produziert. Sie setzen Akzente in Gelb, Bordeaux oder Marine, sind gestreift oder gepunktet. „Wir haben 50 verschiedene Unifarben im Programm“, sagt Philipp Weishäupl, natürlich auch multicolor, die kunterbunten Streifen. Am stärksten nachgefragt werde weiterhin „natur“. Ist diese helle Variante nicht extrem empfindlich? Schließlich fliegen bei windigem Wetter schon mal Blätter und Blüten auf den Stoff, womöglich wird der Schirm regenfeucht zugeklappt. Kein Problem, sagt Weishäupl. Die Naturfarbe sei unempfindlich. Frühestens nach acht Jahren brauche sie eine Auffrischung – und dann könne man den Stoff einfach waschen. Das Material bezieht Weishäupl von Webereien in Österreich und Deutschland. Das Gestell, schnell und praktisch auf- und zuzuklappen, ist meist aus Eschenholz.

Schon in den 70er Jahren fanden immer mehr Menschen Gefallen am sommerlichen Draußensitzen. Den Sonnenschirm dazu konnten sie nun kaufen, aber was sollten sie darunter stellen? Echte Outdoor-Möbel gab es damals noch nicht. Oskar F. Weishäupl entwarf Sitzbänke und Tische für einen Biergarten und entdeckte das Foto eines hölzernen Gartenstuhls, aufgenommen 1850. Sieht gut aus und wirkt solide. Inspiriert von diesem Modell, entstand die „Classic“-Serie. Sie macht ihrem Namen alle Ehre, denn sie wird immer noch produziert.

Aber ist der hölzerne Stuhl aus Teakholz und Edelstahl auch bequem? „Er ist ergonomisch geformt“, sagt der Chef, „aber wir bieten für jedes Sitzmöbel auch passende Kissen an.“

Teakholzmöbel halten bis zu 60 Jahre lang

Das Teakholz bezieht die Firma vornehmlich von Plantagen aus Java, nicht aus Südamerikas Regenwäldern. Wenn man Plastik nicht möchte, gäbe es zu wetterfestem Holz im Außenbereich keine Alternative. „Eine Gartenbank aus Teakholz hält 50 bis 60 Jahre“, sagt Philipp Weishäupl. Das ist nachhaltig.

Familienbetrieb mit 60 Mitarbeitern

Dass er und seine Schwester in den väterlichen Betrieb einsteigen würden, war von vornherein klar. Das Haus der Familie in Stephanskirchen lag nah am Firmengelände. „Mit dem Fahrrad war man in zehn Minuten da“, sagt der heute 43-Jährige. Die Geschwister waren gern dort. „Das Holz, die Stoffe, man konnte alles anfassen.“ Nach wie vor gefalle ihm, „wie wir produzieren“. Das Unternehmen beschäftigt heute 60 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Wie überall ist es auch in Oberbayern nicht einfach, geeignete Auszubildende zu finden. Doch wer Schreiner werden wolle, könne hier daran mitwirken, „alte Werte zu bewahren“, sagt der Chef.

Sein Haus in Stephanskirchen hat einen großen Garten. Steht ein Sonnenschirm darin? „Natürlich“, sagt er lächelnd. Zur Zeit sei es ein fliederfarbener mit umlaufendem grauen Streifen. Der Schirm würde öfter im Schnitt alle ein, zwei Jahre ausgetauscht. „Wir sitzen ja sozusagen an der Quelle“, sagt Philipp Weishäupl.

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