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Eröffnung der Elbphilharmonie: Ein Ausflug in Orte und Museen der Umgebung

Gewürze, Kaffee, Seefahrt: Wer die Elbphilharmonie besucht, kann die Gelegenheit gleich nutzen - und Hamburgs maritime Vergangenheit und Gegenwart erkunden.

Wer aus Berlin anreist, um ein Konzert in der Elbphilharmonie zu erleben, wird vermutlich auch die Nacht dort verbringen. Vielleicht sogar im „Westin Hamburg“, dem Hotel im neuen Konzerthaus – alles aus einem Guss. Doch was bietet der nächste Tag? Am besten bleibt man gleich im Dreh, denn schließlich ist die neue Elbphilharmonie auf den alten Kaispeicher aufgesetzt – das legt den Besuch der Speicherstadt nahe, die seit 2015 zum Weltkulturerbe gehört.

Die großen Backsteinlagerhäuser am Wasser üben einen besonderen Reiz aus und erinnern an die ruhmreiche Vergangenheit des Hamburger Hafens, als hier noch mit Gewürzen und Teppichen gehandelt wurde. Wer die schmalen Lagerhäuser Amsterdams aus dem 17. Jahrhundert kennt, stellt fest: In Hamburg sieht es ganz anders aus; hier wurde in die Breite gebaut. Die Speicherstadt ist ein Produkt der Reichseinigung von 1871. Die Freie Hansestadt musste sich daraufhin in das gesamtdeutsche Zollsystem einfügen und wurde 1888 vollständig in den Deutschen Zollverein integriert.

Wie das im Einzelnen abgelaufen ist, erzählt das Speicherstadtmuseum (Am Sandtorkai 36), das man von der Elbphilharmonie über die Mahatma-Gandhi-Brücke erreicht. Mitunter sind an den roten Backsteinhäusern noch die Schilder iranischer und pakistanischer Teppichhändler zu lesen. Im Speicherstadtmuseum bekommt man ein Gefühl für das Leben in diesem wichtigen Stadtteil, erfährt alles über die Lagerung von Sackgut, weiß anschließend, was ein Quartiermeister ist, und staunt, dass Paranüsse lose wie Kohlen transportiert wurden. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser – und so wurden die Säcke angestochen, um zu prüfen, ob ihr Inhalt der angegebenen Qualität entsprach. Kakao und Kaffee gehörten zu den bevorzugten Handelsgütern. Als praktische Verpackung, etwa für Naturdärme, wurden auch Fässer gerne benutzt. All diese Gerätschaften und ihre Anwendung werden dem Besucher erklärt, ebenso die dazugehörigen Berufe. Da das Museum in einem alten Speicher von 1888 untergebracht ist, ist das Haus selbst im Grunde sein größtes Ausstellungsobjekt.

Mehr über das Flair der Speicherstadt erfährt man in Spicey’s Gewürzmuseum (Am Sandtorkai 34) ein paar Meter weiter. Beim Aufstieg in die oberen Stockwerke kommt der Besucher auch bei einem Händler für afghanische und pakistanische Teppiche vorbei. Ein Blick in seine dunklen Räume, in denen Hunderte von Teppichen lagern, versetzt einen unversehens in die aktive Zeit der Speicherstadt zurück. Ein Gewürzhändler im gleichen Gebäude verstärkt diesen Eindruck noch.

„Spicey’s“ kann man schon riechen, bevor man das privat geführte Museum überhaupt betritt: Es duftet wie auf einem orientalischen Basar. Seit 1993 werden hier auf 350 Quadratmetern alle möglichen Gewürze erklärt, ihre Herkunft und Funktion erläutert – vor allem aber darf und soll man sie anfassen und daran riechen. Ganz nebenbei lernen Besucher, dass Liebstöckel aus dem Iran stammt, Basilikum aus Ägypten. Ein Walzenstuhl zum Zerkleinern von Koriander war bis 1998 noch in Betrieb. Hamburg ist auch heute noch der drittgrößte Umschlagplatz für Gewürze weltweit.

Wer sich jetzt nach einem Stuhl und einem heißen Getränk sehnt, ist in der Speicherstadt Kaffeerösterei (Kehrwieder 5) gut aufgehoben. In der Erlebnisrösterei hinter historischen Mauern kann man Kaffeesorten trinken, die in normalen Cafés nicht so leicht zu finden sind.

Alles über das Leben auf dem Meer

Doch was wäre ein Speicherstadt-Besuch ohne Schiffe? Alles, aber wirklich alles über die Seefahrt, die Ozeane, das Leben auf, im und ums Meer erfährt man auf zehn „Decks“ im Internationalen Maritimen Museum Hamburg, das der gerade verstorbene Verleger und Journalist Peter Tamm in dem ältesten Speicher der Stadt, im Kaispeicher B (Koreastraße 1) von 1878, gegründet hat – und das „nur“ ein Drittel seiner Sammlung über 3000 Jahre Seefahrtsgeschichte zeigt.

Das Museum liegt strategisch günstig an der Nahtstelle zur Hafencity. Von hier aus kann man Hamburgs neues Stadtviertel erkunden, das wächst und wächst. Ein Besuch im restaurierten Kesselhaus Am Sandtorkai 30 an der Grenze zur Speicherstadt lohnt sich; hier gibt ein riesiges Modell der Hafencity erste Orientierung. Noch wird rund um die alten Hafenbecken und auf den Kais viel gebaut, doch das Überseequartier mit seinem Überseeboulevard lebt schon, Cafés und Restaurants laden ein. Vom Sandtorpark aus schlendert man entlang der Kaiserpromenade mit den Traditionsschiffen im Sandtorhafen zurück, ein reizvoller Kontrast zu den modernen Bauten. Und da erhebt sich auch wieder die Elbphilharmonie – die Speicherstadt und Hafencity so wunderbar verbindet.

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