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Zieh' durch: Seit 2017 stehen im "Kraftklub" des Hochschulsports die High-Tech-Geräte von AUGLETICS, die im Ideenwettbewerb ausgezeichnet wurden.

© Bernd Wannenmacher

Research to Market Challenge: Weckruf für Anwendungsideen

Ein Wettbewerb sucht die besten Innovationen aus der Forschung.

Jedes Jahr im Frühling klingelt ein ganz besonderer Wecker auf dem Campus: „Der Ideenwettbewerb Research to Market Challenge ist ein Weckruf für alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die eine Idee für die Verwertung ihrer Forschungsergebnisse zwar im Hinterkopf oder in der Schublade haben, aber die Umsetzung noch nicht aktiv vorantreiben“, sagt Steffen Terberl. Er leitet Profund Innovation, die Service-Einrichtung für Wissens- und Technologietransfer in der Abteilung Forschung der Freien Universität Berlin.

Weil viele gute Einfälle mit Marktpotenzial aus Mangel an Gelegenheit und Know-how nicht weiterverfolgt werden, rief die Freie Universität 2014 den Wettbewerb gemeinsam mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin ins Leben. Beim aktuellen Durchgang sind neben Stiftung Charité, Ernst-Reuter-Gesellschaft, Humboldt Gesellschaft und Berliner Sparkasse zum ersten Mal auch die Humboldt-Universität zu Berlin und die Technische Universität Berlin als Mitveranstalter dabei. Die Hürden für die Teilnahme sind niedrig: In der ersten Runde ist eine Ideenskizze von maximal drei Seiten gefragt. Mitmachen können Studierende, Absolventen, Doktoranden und wissenschaftliche Mitarbeiter aller Fachbereiche der drei Universitäten und kooperierender Forschungseinrichtungen in Berlin und Brandenburg. Ihre Idee muss in eine der Wettbewerbskategorien „Digital“, „Life Sciences & Technologies“ oder „Cultural & Social“ passen und einen klaren Bezug zum Arbeitsgebiet der Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben.

Gefragt sind Modelle, die sich in die Praxis umsetzen lassen

„Der Markt für Ideen aus der Forschung ist die Gesellschaft“, betont Ulrich Rössler, Leiter der Forschungsabteilung an der Freien Universität Berlin. „Deshalb soll es in der Research to Market Challenge nicht nur um technische Innovationen oder Patente gehen. Transfer ist ein Thema für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus allen Bereichen. Gefragt sind Modelle, die sich in die Praxis umsetzen lassen – egal, ob durch Unternehmen, Bezirksämter, Museen, Vereine oder andere Akteure.“

Die Autoren der zehn besten Einsendungen jeder Wettbewerbskategorie werden eingeladen, ihre Ideenskizzen mit Unterstützung von Experten in einem eintägigen Workshop auszuarbeiten. Die weiterentwickelten Konzepte werden erneut eingereicht und von einer Jury im Hinblick auf Innovationsgehalt, Forschungsbezug, Realisierbarkeit und Kundennutzen bewertet. Die drei besten Teams jeder Kategorie stellen ihre Ergebnisse am 5. Juli auf der Abschlussveranstaltung vor und werden mit Preisgeldern von insgesamt 9000 Euro belohnt.

„Wie es danach mit den eingereichten Ideen weitergeht, hängt von vielen Faktoren ab“, sagt Steffen Terberl. „Fast alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer lassen sich anschließend in den Wissens- und Technologietransferstellen der Universitäten beraten, etwa über Möglichkeiten zur Patentanmeldung oder Unternehmensgründung. Einige suchen auch zusammen mit etablierten Unternehmen und Einrichtungen nach Verwertungsmöglichkeiten oder wollen zunächst ihr Forschungsprojekt abschließen.“ Aus vielen Ideen der vergangenen Durchgänge sind bereits Produkte und neue Unternehmen entstanden.

Mehr im Internet: www.marketchallenge.de

GEWINNER IM PORTRÄT

Augletics
Zieh durch – so lautet der Slogan der Marketingkampagne der AUGLETICS GmbH, einer Ausgründung der Freien Universität. Dieses Motto haben Flavio Holstein, Benjamin Bach, Hagen Rothe und Hannes Jeltsch schon lange vor dem Start der Kampagne mit Leben gefüllt: Im Sommer 2014 gehörten sie mit ihrer Idee für ein innovatives Ruder-Ergometer zu den Gewinnern der ersten Research to Market Challenge. Heute stehen ihre High- Tech-Geräte für interaktives Ruder- und Kardiotraining in Fitness-Studios und den Trainingsräumen von Rudervereinen. Die Langstrecke vom Konzept bis zum Markteintritt haben die Gründer unter anderem mit einem EXIST-Gründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie und mit Unterstützung der Arbeitsgruppe Technische Informatik der Freien Universität gemeistert. Zwei AUGLETICS-Geräte stehen auch im Fitnessstudio des Hochschulsports auf dem Geocampus der Freien Universität in Lankwitz. Sie wurden von der Ernst-Reuter-Gesellschaft der Freunde, Förderer und Ehemaligen der Freien Universität Berlin e. V. gestiftet.

Biofilm
Bei bakteriellen Infektionen kann eine schnelle Diagnose Leben retten. Viele Infektionen entstehen durch Biofilme – normalerweise hilfreiche Lebensgemeinschaften von Mikroorganismen in und auf unserem Körper. Bei einer Krankheit können diese Filme jedoch lebensbedrohlich sein, da sie schwer aufzuspüren und widerstandsfähig gegenüber Antibiotika sind. In der Routinediagnostik fehlen bisher Methoden, um sie nachzuweisen. Judith Kikhney und Annette Moter bringen die Bakterien mit Fluoreszenz zum Leuchten, damit sie unter dem Mikroskop sichtbar sind. Sobald sie identifiziert sind, kann die passende Therapie eingeleitet werden. Die Wissenschaftlerinnen entwickelten die Methode der „Fluoreszenz in situ Hybridisierung (FISH)“ für medizinische Proben am Institut für Mikrobiologie der Charité und am Biofilmzentrum des Deutschen Herzzentrums. Neben dem Nachweis der Pathogene bietet FISH auch die Möglichkeit, die Wirksamkeit von neuartigen antimikrobiellen Substanzen im Biofilm zu messen. Die Idee wurde 2014 in der Research to Market Challenge ausgezeichnet.Das Team erhielt Fördermittel aus dem Programm EXIST- Forschungstransfer.

Mehr im Internet:
www.fu-berlin.de/enu
www.fu-berlin.de/profund

Marion Kuka

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