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Data Debates: Martin Wild, Chief Innovation Officer, MediaMarktSaturn: „80% der Kunden wollen Produkte nach wie vor erleben und anfassen“

Gestern fand die neunte Veranstaltung aus der Reihe „Tagesspiegel Data Debates“ mit rund 200 Gästen sowie unserem Initiator und Partner Telefónica Deutschland statt.

Das Thema im Telefónica BASECAMP war dieses Mal: Einkauf per Knopfdruck – Wie Online-Shopping Kaufverhalten und Städte verändert.

Ob Bücher oder Kleider, Möbel oder Lebensmittel – heutzutage kann alles online bestellt werden und wird zur gewünschten Uhrzeit direkt an unsere Haustüre geliefert. Geschäfte dienen zunehmend nur mehr als Ausstellungs- und Ausprobierfläche. Bei der Podiumsdiskussion debattierten Dr. Ann-Lauriene Haag, Gründerin und COO von Wysker, Dr. Gerald Schönbucher, Geschäftsführer von Real Digital, Prof. Dr. Joost van Treeck, Wirtschafts- und Werbepsychologe von der Hochschule Fresenius Hamburg und Martin Wild, Chief Innovation Officer von MediaMarktSaturn, über die Zukunft des stationären Handels und welche Veränderungen sich durch das Online-Shopping ergeben. Die Eröffnungs-Keynote hielt Wolfgang Metze, Vorstand Privatkunden von Telefónica Deutschland.

Laut Wolfgang Metze ist die Digitalisierung eine Chance für den stationären Handel, weil Läden damit eine datenbasierte Entscheidungsgrundlage bekommen, mit der sie die Bedürfnisse ihrer Kunden ähnlich gut verstehen können wie ein Online-Shop. Um die Entwicklung des digitalen Handels erfolgreich voranzutreiben, brauche es vor allem zwei Dinge: eine gute Infrastruktur und ein schnelles mobiles Datennetz. „Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern dient immer dem Kunden“, sagte Metze. „Mit unseren modernen Netzen und der Entwicklung neuer Technologien wie 5G schaffen wir als Mobilfunkanbieter die Grundlage für den Handel der Zukunft und für die Digitalisierung Deutschlands insgesamt.“

Dr. Ann-Lauriene Haag ist der Meinung, dass jeder Laden seinem Kunden eine „Brand Experience“ bieten muss, um die Zukunft des stationären Handels zu gewährleisten. „Man muss die Marke fühlen und testen können“, so Haag. Dass der stationäre Handel irgendwann nicht mehr existiert, glaubt Sie nicht: „Jedes Produkt hat gewisse Metadaten, die man online gar nicht so gut vergleichen kann, deshalb braucht auch immer noch die Expertenmeinung im Laden“. Das Besondere an der Shopping-App von Haag: Der Kunde muss kein Konto einrichten und der Werber in der App muss den Kunden fragen, ob er die Werbung sehen möchte oder nicht.

Martin Wild glaubt weiterhin an den stationären Handel: „80 Prozent der Kunden wollen Produkte nach wie vor erleben und anfassen“, sagte Wild. Er ist aber der Ansicht, dass die Zukunft des Handels nur funktionieren kann, wenn die Online- und Offline-Angebote vernetzt werden. Er appelliert an den stationären Handel, sich dem veränderten Kundenverhalten anzupassen, zum Beispiel durch flexiblere Öffnungszeiten und neue Laden-Konzepte: „Die reine Warenbeschaffung wird zunehmend automatisch geschehen. Wenn ich irgendwo hingehe, muss es ein Erlebnis sein“, so Wild. Zudem spricht er sich gegen einen künstlichen Erhalt des stationären Handels durch Subventionen oder Regulierungen aus. Doch er nimmt die Politik in die Pflicht, faire Bedingungen zu schaffen, um den stationären Handel zu unterstützen: „Es ist wichtig, dass sowohl der Online- wie auch der Offline-Handel gleich besteuert werden. Das ist zurzeit nicht der Fall und das muss die Politik lösen.“

Dr. Gerald Schönbucher plädiert wie Wild für veränderte Öffnungszeiten, um den stationären Handel zu stärken, denn längere Öffnungszeiten würden mehr Kundennutzen schaffen. Für Schönbucher ist die Mischung aus Online- und Offline-Handel optimal: „Unsere Lieblingskunden sind die, die online einkaufen und auch in unsere Läden kommen. Das sind die profitabelsten“, so Schönbucher. Um den Kunden selbst entscheiden zu lassen, wie viele Daten er beim Online-Shopping von sich preisgibt, gibt es bei Real auch die Möglichkeit, auf ein Kundenkonto zu verzichten und die Ware bar in einem der Real-Märkte zu bezahlen. 

Prof. Dr. Joost van Treeck, ist der Meinung, dass Online-Shopping dem stationären Handel helfen kann, da sich die Kunden bei der Flut an Produkten wieder nach etwas Individuellem sehnen: „Es ist oft bequemer, im Internet einzukaufen, statt in vollen Kaufhäusern. Aber Online ist auch eine Chance für kleine, individuelle Läden.“ Laut van Treeck ist der Kunde immer auf der Suche nach dem maximalen persönlichen Nutzen und deshalb glaubt van Treeck, dass der Kunde, wenn er Lust und Zeit hat, auch offline einkaufen geht, um zum Beispiel „freundlich begrüßt zu werden“.

Fotos von der Veranstaltung finden Sie hier, der Credit liegt bei Henrik Andree.

Zur Reihe

„Tagesspiegel Data Debates“ ist eine Veranstaltungsreihe vom Tagesspiegel, bei der in monatlichen Debatten im Telefónica BASECAMP die Digitalisierung und ihre Bedeutung für unser Leben und das gesellschaftliche Miteinander thematisiert werden. Die Veranstaltung wird unterstützt von unserem Initiating Partner Telefónica Deutschland. Die nächste Veranstaltung findet am 11. September statt und trägt den Titel „Lernende Maschinen auf dem Vormarsch? – Auswirkungen von KI auf Wirtschaft und Gesellschaft“. Alle Informationen finden Sie unter: www.datadebates.de.

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